Willkommen

Aktuell haben wir Probleme, im Jahr  2024 wie bisher für 120 arme Schüler in 18 Schulen unterhalb vom Mount Everest zu sorgen und acht Lehrer-innen zu bezahlen. Denn die so hilfreichen Bußgelder kommen nicht mehr. Deshalb unsere Bitte: Unterstützen Sie uns. Jede kleine Gabe hilft und zusammen wird es viel.

Unser Spendenkonto ist: Kinder von Nepal, DE 20 7735 0110 0038 0660 07
bei der Sparkasse Bayreuth (BIC: BYLADEM 1 SBT)

Alles kommt ohne Abzug an. Wir haben keine Büroausgaben. Sie erhalten eine Spendenquittung (dafür bitte Ihre Adresse angeben).

„Kinder von Nepal“ hilft in vielen kleinen Dörfern im Distrikt Solukhumbu im Vorhimalaya auf 2500 m Höhe. Der kleine Verein entstand 2014, weil einmal – Jahre zuvor – zwei Pegnitzer unbedingt in den Himalaya wollten. Ihr Trekkingführer dort, Kul Dhoj, erzählte ihnen von seinem Heimatdorf Angpang, das weit abseits liegt, ohne jeden Touristen. Dort baute er auf eigene Faust eine kleine Grundschule, konnte aber die Lehrer nicht mehr bezahlen. Die zwei Wanderer Thomas Knauber und Wolfgang Nierhoff gaben deshalb ab 2007 einen Kalender heraus, dessen Erlös einen Schulneubau mitbezahlte. Spenden und Bußgelder kamen dazu, so dass heute viele Lehrer auch in den umliegenden Dörfern finanziert werden.

Heute hat Lehrerin Uma Karki die Aufgaben von Kul Dhoj übernommen, weil er sich aus Altersgründen zurückzog. Sie sorgt bewundernswert für die Übergabe von Schulkleidung, Schulmaterial, Jacken, Hosen, Schuhen und Rucksäcken für die Kinder – bezahlt von Paten und Patinnen oder von KvN. Ihr Einsatz ist unglaublich. Sie macht mit, weil sie selbst aus größter Armut kommt.

„Kinder von Nepal“ ermöglichte den 18 Müttergruppen der Dörfer kleine Projekte für mehr Selbstständigkeit und sorgt für  Behinderte. KvN brachte auch die dorfeigene neue Genossenschaftsbank von Angpang auf einen guten Kurs. Wir bezahlten armen Familien elf Büffelkühe. Deren Kälber wurden an andere Familien weitergegeben. KvN konnte 2015 nach dem Erdbeben 40 000 Euro Spendengeld an der Regierung vorbei in die Dörfer bringen. Damals nahm der Staat jede Auslandshilfe von den Konten weg und gab seine Hilfsgelder erst an die Familien, als zwei Jahre vergangen waren.

In der Corona-Krise sorgten wir zweimal für Reis-Säcke für 800 Familien.

In Lumbini, an der indischen Grenze, verteilten wir damals Lebensmittel an die ärmsten Familien. Das kommt daher, weil unser Freund Saurav Karna dort herstammt. Er wohnt aber schon seit Jahren mit seiner Frau Sunita in Pegnitz. Ihre Familie lebt in Pokhara.

Wir verkaufen auch immer Kunsthandwerk aus Nepal auf Weihnachtsmärkten, um Geld zu gewinnen.

Schwerpunkte unseres Vereins:

Tätig sind wir neben dem kleinen Dorf Angpang (220 Einwohner) auch in Ghunsa, Maidane, Mude, Bagam, Tingla, Kerung, Necha, Junbesi, Okhaldhunga und Patale. Dazu kommen noch einige abgelegene Schulen. Patale ist am Ärmsten dran: Es liegt weit vom Schuss auf einem einsamen, windumwehten Hügel in 2450 m Höhe.
Wir betreuen auch sechs bedürftige Schüler in Kathmandu und Pokhara.

— Jedes Kind bekommt 130 Euro pro Jahr, d. h. Schulmaterial und Kleidung in diesem Wert.
— Wir bezahlen Lehrer-innen, wenn die Regierung die Schulen im Stich lässt
— Wir suchen Patenschaften für bedürftige Kinder. Jeder Pate/Patin kann mit seinem Patenkind in Kontakt kommen
— Wir fördern begabte Kinder (im Moment 12 Mädchen und Jungen) auf dem College und in den Berufsschulen

 

Angpang mit seiner neuen Schule

Angpang liegt im Distrikt Solukhumbu, nicht weit von dessen Hauptstadt Salleri. Von dort kann man in drei oder vier  Tagen nach Lukla und Namche Bazar aufsteigen, dem Startpunkt für die Everest-Wanderungen. Der hellblaue Winkel unten links ist die Schule.

„Kinder von Nepal“ unterstützt inzwischen Kinder und Schulen in den Dörfern Anpang, Ghunsa, Mude, Maidane, Patale, Kerung, Tingla, Necha, Junbeshi, Okhaldhunga und Bagam. Lange unterstützten wir auch die  Gesundheitsstationen in Angpang und Patale.

Wie jedes Jahr können Sie mit dem Kauf eines Kalenders unseren Verein unterstützen. Informationen finden Sie HIER.

„Kinder von Nepal“ hat 48 Mitglieder. Vorsitzende sind Thomas Knauber, früher 30 Jahre lang Redakteur, und Wolfgang Nierhoff, der Bürgermeister von Pegnitz.

Wenn Sie Informationen brauchen: Thomas Knauber, Karl-Bröger-Str. 7, 91257 Pegnitz, Telefon 09241 / 30 55. thomas.knaubert-online.de.

Kalender 2024

Unser Kalender ist wieder da – er hat so viele Fans, weil die Fotos so gut sind und jedes Monatsblatt interessante Worte von Bergsteigern und Trekkern enthält.

Sie bekommen die Kalender für 9,50 Euro in Erlangen (Optik-Sommerfeld, Friedrichstr. 1), in Nürnberg bei Trachten-Hülf (Wölckernstr. 41), beim Nepalgeschäft  „Namaste“ (Johannis-Str. 25), bei Globetrotter (Josephsplatz 8) und Lola (Lorenzer Platz 10). In Lauf beim Outdoorladen „Der Skandinavier“ (Altdorfer Str. 1-3), in Hersbruck bei der HZ und beim Outdoorladen „Freizeitfanatiker“, auch im Teeladen „Greenhorn“.  In Bayreuth in der Stadtbücherei, in Pegnitz in den Buchhandlungen, weiter in Auerbach (Eine-Welt-Laden, Sport Dörrzapf) und in Betzenstein (Rockstore).

Reisebericht 2023

von Thomas Knauber

Es war ein ereignisreicher Oktober, vom Erdbeben-Spüren  bis zum nächtlichen Festsitzen unseres Jeeps in einem ausgefurchten Bergweg, wo Uma, unsere Verteilerin der KvN-Unterstützung in Nepal, fast erfror. Das war am Rückweg von der Schule in Patle.

Uma nahm mich so gut auf. Und sie verbindet jeden Satz mit einem Lachen. Und ist ideal für das Verteilen unserer Kinder-Unterstützung, weil sie eine Lehrerin ist, genauso wie ihr Mann Raju ein Lehrer. Beide verstehen gut die Lage der Kinder und der Lehrer in diesen abgelegenen kleinen Schulen.

Zusätzlich haben sie Utsab als Sohn, einen Wunderjungen. Er ist 17, geht zu allen Spendenübergaben mit, ist mit dem Handy-Kram fit wie nix und genau wie Uma froh, über „Kinder von Nepal“ einmal andere Schulen zu sehen. Und andere Lehrer.

Utsab ist zum Beispiel beeindruckt vom Rektor in Tingla, einem strengen, aber freundlichen Mann: „Er unterstützt KvN extra, weil er als Kind auch von einem ausländischen Verein unterstützt worden ist, bis zu seinem Studium. Ich will einmal so sein wie er,  und genauso viel weitergeben an andere Kinder.“ Für ihn sind Werner und ich Vorbilder. Ich als Vorbild – ich war ganz überrascht. Aber das kommt, weil auch Uma und Utsab erst durch die Spendenfahrten genau mitkriegen, wie viele arme Kinder es gibt. Und wie gut es ist, dass wir in Deutschland einen Verein dafür haben.

 

1.

Die Reise beginnt mit dem ICE von Nürnberg nach Frankfurt: Überfüllter Zug, alles auf dem Boden sitzend überlebt. Der Schaffner hat Mitleid: „Wenn Sie Samstag/Sonntag fahren, müssen Sie immer einen Platz reservieren.“ Aber es gibt eine Regel: Was schlecht anfängt, endet gut.

Im Flughafen merke ich, dass ich das Fliegen nicht mehr beherrsche. Nach drei Jahren Corona – alles vergessen. Wo ich welchen Schildern nachhetzen muss. Dann das Wechselbad zwischen durchgefilztem Hochverdächtigem (Schuhe aus, Gürtel runter) und verwöhntem Gast im Flugzeug – auch überlebt. Es gab drei solcher Kontrollen.

Dann Kathmandu: Das Eintauchen in die verstaubten zerbrochenen Bürgersteige, in die wirr hängenden Stromkabelbündel, in den Verkehr. Eine Stunde im Taxi im Stau bis zum kleinen Hotel „Souvenir Guesthouse“ durchgeruckelt. Um uns Motorräder, Motorroller, Motorräder. Der Taxifahrer fragt nach meinen Kindern, ob sie arbeiten. Seine drei Kinder haben keine Stelle. „Ich bin der einzige, der Geld verdient.“

Unterwegs die Frauen bewundert. Trotz all des Einfachen, trotz der wirren Shops und Häuser sind sie so sauber, schön gekleidet. Und ich fühle mich wie neu, weil ich seit 2019 nicht mehr da war. Erst am zweiten Tag bin ich wieder der gewohnte Kathmandu-man.

Madan und Samjhana Karki leiten das begrünte kleine Hotel am Rand des Touristenviertels Thamel. Sie sind junge Eltern. Der eine ihrer zwei Söhne ist geistig behindert. Samjhana erzählt von ihrem seit drei Jahren geschwollenen Knie so gut wie eine Bio-Öko-Europäerin – alles probiert, alle alternativen Methoden. Madan hat Bluthochdruck wegen Stress. Er muss das Hotel abbezahlen und so viel erwirtschaften, dass das Gehalt der Zimmerfrau hereinkommt.

Beide haben viele holländische Gäste. Manche von ihnen leiten Nepal-Hilfsvereine. Für sie prüfen Samjhana und Madan immer die Zeugnisse von unterstützten Schülern, die in Kathmandu studieren. Sie machen es jetzt auch für uns. „Kein Problem. Wir laden die Schüler zum Tee ein und besprechen ihre Ergebnisse.“ Werner und ich sind froh darüber. Weil wir überlegt haben: Wie kriegen wir eine Kontrolle hin, wenn unsere begabten Dorfkinder hier weiterlernen?

2.

Der Mann von Uma, Raju, kommt dann mit Sohn Utsab extra nach Kathmandu, um mich nach Okhaldhunga zu holen, 225 km im Osten, wo sie wohnen. Für beide ist diese 8-Stunden-Fahrt eine Freude: Sie kommen mal aus den Bergen raus.

Sie haben einen 9-Sitzer-Jeep bestellt, der für 11 Euro jeden mitnimmt. Ich muss um 4.30 Uhr aufstehen und vor der Hoteltür warten. Sehe dort den Müll-Gogerern zu, die mit ihrem Handylicht die Säcke aus den Hotels durchsuchen, bevor sie wie ein schwarzer Mammutberg auf Fahrräder geladen werden und zu Müllplätzen geschoben. Ich höre daneben x-mal aus den kleinen weißen Taxis, die durch die Schlaglöcher rumpeln,  den Satz: „Taxi, Sir?“ und erblicke endlich meinen indischen Allrad-Jeep.

Dessen Fahrer muss noch eine Stunde durch das nächtliche Kathmandu kurven und telefonieren, telefonieren, wo noch ein Gast wartet, wo eine spezielle Adresse ist in den versteckten Gassen. Wo er Post mitnehmen kann.

Dann geht es los. Raus nach Osten, hinauf auf eine hohe Talkante – von wo ich auf die andere Talkante sehen kann, hinter der im reinsten Weiß eine lange Gipfelkette des Himalaya erstrahlt. Es ist das erste Mal, dass ich das sehen kann. Ich denke mir: „Unglaubliches Nepal.“

Stunden später ist dieser Blick zu, voller Dunst. Aber das lange Tal des Sunkoshi-Flusses kommt mit einer Schönheit, die allein den Flug nach Nepal lohnt. Dort treffen sich die Zeiten: Es gibt biblisch altertümliche Dörfer und neue Hotelanlagen mit großem Pool. Es gibt die Allrad-Jeeps mit Rückfahr-Kamera und Mini-Bildschirm am Spiegel und davor die wandernden Grasbüschel am Straßenrand, riesengroß. Wo Frauen und alte Männer mühselig für ihre Tiere gesammelt haben und heimschleppen.

3.

Irgendwann biegt die Straße nach oben ab. Wir durchfahren sonnige Kurven, dann die Wolkenzone mit Regen, danach wieder Sonne. Fern liegt Okhaldhunga da, wie ein kleines Tuch aus Häusern auf einem grünen Bergrücken, oberhalb von tiefen Tälern mit einer Terrassen-Schönheit wie in Bali.

Uma wartet vor ihrem schmalen roten Haus, einem verwitterten Mini-Wolkenkratzer mit 4,5 Stock – und hat schon Pläne, welche Schulen wir besuchen, wo KvN unterstützt. Am Ende habe ich von den Lehrern diese Liste in der Hand:Maidane: Nötig sind zwei Lehrer für die oberen Klassen. Bisher geben alle anderen Lehrer zwei Stunden zusätzlich, weil sie an die Zukunft der Kinder denken. Aber deswegen haben sie keine Pause. Und können nicht schon um 8 Uhr anfangen, erst um 10 Uhr.

Nötig sind 15 Laptops, 10 Whiteboards à 160 Euro, ein Smartboard à 1000 Euro, Bälle für Fußball, Volleyball, Basketball; Badmintonschläger; und Geld für Möbel.

Die Regierung schickt nur immer Lehrer für ein paar Monate. Alle Bitten nach festen Zusatzstellen sind zwecklos.
(Maidane hat 180 Kinder und 15 Lehrer)

Kerung: Es sind zwei Englischlehrer nötig vom Kindergarten bis zur 5. Klasse. Ein Gehalt dafür: 2150 Euro.

Wir unterstützen hier 13 arme Kinder. „Aber es gibt 100 arme Kinder“, sagen die Lehrer vorwurfsvoll.
Die Schüler laufen 1,5 Std einfach her, gefährdet durch Bären. Es gab schon zwei Tote. Am Besten wäre ein Hostel für 35 Kinder = 32 000 Euro.

Die Lehrer brauchen Fortbildung. Der Kursleiter käme nach Kerung = 2100 Euro

(Kerung hat 370 Schüler in 12 Klassen und 16 Lehrer)

Patle: Es sind zwei Lehrer für die 8. bis 12. Klasse nötig, weil nur drei dafür da sind. Die Regierung schickt nur immer Aushilfen für drei Monate, bisher fünf Mal.

Der Spielplatz braucht Geräte.

Der Healthpost, bisher von KvN getragen, wurde von einem anderen Auslandsverein übernommen, vom Adman Hilary Trust.
(Patle hat neun Lehrer für 246 Kinder)

Angpang: Es gibt vier Regierungslehrer; die fünf anderen bezahlen bisher wir. Die Schule versuchte intensiv, mehr Regierungslehrer zu bekommen. Keine Chance, sagt Rudra Magar als Leiter des Schulkommitees. Wenn KvN nicht mehr hilft, warnt er, geht die Schule von 8 auf 5 Klassen herunter. „Sie ist eine kleine Pflanze, von KvN mit gepflanzt, und geht ohne eure Unterstützung ein.“

Wir bezahlten bisher auch den Healthpost-Assistent. Aber das geben wir künftig an die deutsche „Nepalmed“.

(Angpang hat 124 Kinder und 9 Lehrer)

Bagam: Nötig ist ein zusätzlicher Lehrer für die 94 Kinder.

Tekanpur bei Okhaldhunga, wo Raju unterrichtet, der Ehemann von Uma: Es fehlt ein Lehrer für Science ( = 3150 Euro Gehalt im Jahr). Es gibt nur sieben Klassen für die 94 Kinder, weil es nur vier Lehrer sind. Die Regierung beantwortet die Bitten von Rektor Sita Ram Dahal um mehr Lehrer nicht mehr. Die Lehrer müssen je zwei Klassen pro Zimmer unterrichten, weil Räume fehlen.

Es gibt fünf sehr arme Kinder. Hier soll KvN helfen.
Alle Kinder haben weite Schulwege bis zu 1,5 Std.

———-
Wenn irgendwer irgendwo mit einer Spende helfen kann: Der Einsatz lohnt. Es ist eine Hilfe in der rauen Bergwelt, die etwas bewirkt.

4.

Uma ist enorm. Ich bekam einen wunderbaren kleinen Konditorkuchen als Willkommen. Und hatte viel Schokolade als Geschenk dabei – sehr geschätzt. Utsab verteilte seinen Riesenblock an alle Freunde.
Uma lacht nach jedem Satz. Sie nimmt die Schulkinder immer in den Arm oder an die Hand und spricht ermutigend mit ihnen. Trifft sie Ex-Schülerinnen auf der Straße, umarmt sie diese. Bei der scharfen Diskussion in Maidane mit den verärgerten Lehrern (wegen Kul´s Verhalten) ist ihr Lächeln eine gesamte Beruhigung. Sie darf auch nicht weg aus dem Kollegium, sagt sie. Ihr Rektor gibt keine Zustimmung. Obwohl die Schulen in Tingla und Okhaldhunga sie haben  wollen. Sie will den brutal langen Weg von Okhaldhunga nach Maidane nicht mehr 2 x die Woche  – am Freitagabend heim, am Sonntag früh die 27 Kilometer in endlosen Kurven zurück.  Jetzt machte sie extra eine Zusatzausbildung, damit sie wegkommt.

Und Uma ist wie viele Nepalesen: Super beim Telefonieren. Egal welches Problem – zack! Handy raus. Und sie kocht mit einer Leichtigkeit, mit ihrem Lächeln. Aber ihr Mann Raju ist ein bissl frustriert, weil unterbuttert. Er sagt: „Uma kann alles. Uma weiß alles.“

5.

Uma ist so herzlich. Hab ich also eine gute Zeit da oben im vierten Stock, im Himmelreich. Ihr Sohn Utsab ist 17 und top. Geht auch mit der Oma, 87 (und kerngesund), so gut um. Er sagt ihr laut vor und kippt ihr Öl in einen Becher – weil die alten Leute drauf schwören. Alles am Körper muss in Öl gerieben werden. Manchmal meckert sie, sagt er, aber nur, wenn sie an ihren Mann denkt. Er war ein Diktator. Dann kontert sie ihn.

Ich bekam bei Uma auch erstmals mit, dass einige von unseren Paten viele Familienbilder von Deutschland zu den Kindern oder Uma schicken. Sie freuen sich drüber. Denn sie sehen mal den Enkel von jemandem im Wohnzimmer spielen oder eine Reise nach Italien oder eine Geburtstagsfeier. Dieser Kontakt muss nicht einmal in Englisch sein, weil die Kinder das Google-Übersetzungsprogramm draufklicken und sofort alles in Nepali haben.

Uma´s Mann Raju unterrichtete 17 Jahre lang von Maidane aus in einem Dorf abseits. Dafür lief er 1,5 Stunden hin und genauso viel zurück. Und er lief als Jugendlicher zweimal nach Kathmandu. Beladen mit Salz und Kerosin. Drei Tage gebraucht für die 225 Kilometer.

Der Name „Uma“ kommt übrigens von der Ehefrau des Super-Gottes Shiva, die auch als Parvati bekannt ist – die Göttin der Liebe und Harmonie. „Utsab“ heißt Festival, Feier, Freude. Und „Raju“ kommt aus dem Indischen: der Prinz, der König.

Uma und Raju lebten lange in einem kleinen Raum in Maidane, gleich bei der Schule, wo auch Utsab geboren wurde. Erst spät wagten sie, Land zu kaufen – in Okhaldhunga, wo gute Schulen sind. Diese kleine Fläche bebauten sie. Unten ist jetzt an drei Parteien vermietet. Aber diese Einnahmen reichen gerade, sagt Raju, um die Kosten von Wasser und Strom zu bezahlen. Er und Uma müssen jeden Monat viel an ihre Bank abgeben, allein um die Zinslast  für ihren Kredit zu senken. Ihre große Hoffnung ist, dass Utsab einmal im Ausland viel Geld verdient und das Haus abbezahlt. 30 000 Euro sind noch offen.
Die Banken nehmen bis zu 32 Prozent für einen Kredit. Das war auch vor Jahren der Grund für Kul, in Angpang eine Dorfbank zu gründen, die mit 16 Prozent arbeitet.

6.

Uma nahm vor 20 Jahren einen verwandten Jungen auf, der heute Englischlehrer ist und inzwischen überqualifiziert für seinen Job in einer Dorfschule. Aber er kommt nicht weg davon – die Regierung bietet ihm keine Anstellung an einer Universität. Also kann sich dieser Suman, ein sehr herzlicher, sehr schnell sprechender Mann (28), in die Kolonne jener Nepalesen einreihen, die das Land verlasssen und in Korea, Singapur, Malaysia, Norwegen, USA oder Kanada nach Chancen suchen. Täglich fliegen über 400 Nepalesen weg in ein neues Leben. Im Radio läuft ein Lied dazu: „Wo ist meine Heimat? Ich hab Sehnsucht nach meiner Heimat, wenn ich da draußen bin…“

Uma nahm vor acht Wochen auch eine Schülerin auf, Laxmi, 17 Jahre alt. Ihre Mutter starb vor vier Jahren durch einen Erdrutsch. Der Vater blieb mit den fünf Töchtern zurück. Aber weil er kein Land hat, muss er bei anderen Bauern als Hilfsarbeiter anfragen. Er kann seine Kinder nicht ernähren. Deshalb erkundigte er sich überall, wo die Mädchen unterkommen können – in den Dörfern gibt es keine Kinderheime.

Laxmi – ihr Name kommt von der Göttin für Reichtum, Aufblühen und Erfolg – ist schmal und scheu. Aber wenn sie lacht, geht die Sonne auf. Es wird licht im Zimmer. Utsab liebt sie – endlich eine Schwester. Und sie liebt die Familie – vor allem Uma.

7.

Raju und Uma bauten ihr Haus nach und nach. Erst nach zwei Jahren kam der dritte Stock und nach einem Jahr Pause der vierte. Unregelmäßigkeiten bei der Gehaltszahlung von Uma an der Schule in Maidane verursachten damals große Schwierigkeiten. Auch Kolleg-innen ging es so. Uma schildert deren existentiellen Probleme, weil die deutsche Schul-Unterstützung nicht funktionierte bzw. Kul als Koordinator. Inzwischen ist alles besser, sagt sie. Ein neuer Rektor und neue Kollegen machen endlich einen Strich drunter.

Ich schlafe in ihrem Haus unter dem Badezimmer, das ein hervorstechendes Merkmal hat: einen kleinen Korb mit ca 80 Zahnbürsten, alle schief gerubbelt – deshalb haben die Nepalesen so weiße Zähne.
Wenn ich aufwache, höre ich Ochsen brüllen, Hühner gackern, Hähne krähen, und die Hunde werden still, die die ganze Nacht durchgebellt haben.

Uma nimmt mich abends mit in die Stadt, die ich früher, bei der Durchfahrt nach Angpang (30 km weiter), gar nicht gesehen habe, weil ich nur am Rand vorbeifuhr. Oben gibt es einen „großen Basar“ und davor einen Tempel und um ihn herum einen kleinen Platz, den jetzt stumme Männer besetzen. Es ist ein Dorfplatz wie in Italien, aber da sind fröhliche Mütter und Kinder unterwegs, Tenager und Männer. In Okhaldhunga sind es nur Männer, die stumm aneinandergereiht vor sich hinschweigen.

100 Meter weiter steht ein ummauerter schwarzer Fels, der einem Mörser ähnelt. Die Legende sagt, dass hier  früher die Könige den Reis mahlten. Er heißt „Okhaldhunga“.
Daneben ist ein neuer Park und drüber der Fitness-Parcours für jedermann. Er steht voll mit nagelneuen Trimm-Geräten wie bei uns für die Senioren. Uma und Laxmi haben aber Probleme, das Radl-Gerät zu treten. Sie bekommen die Pedalen nicht in den Griff.

 

Noch weiter oben bauen Soldaten eine kleines Riesenrad aus Holz, den „rote ping“. Er ist fürs kommende Dashain-Fest gedacht, für die Kinder. In anderen Dördern entsteht dafür eine hohe Bambusschaukel. Hier ist es ein mühsam geschnitztes Vier-Sitz-Rad, das die Väter von der Seite her in Schwung treten.

Noch weiter oben steht eine Stupa, vor der Uma sagt: „So, jetzt singen wir!“ Also Handy raus, Musik an und mitsingen.

Dieses Karaoke-Faible von Uma krieg ich fast durch einen Zufall mit. Denn eines Morgens beschließt sie, Momo zu machen. Momos sind gefüllte Teigtaschen, kunstvoll gebändelt. Raju muss sich über den Teig werfen und kneten bis zum Umfallen. Aus dem Nichts tauchen Shanta (19)  und Ang Diki und Alina (15)  und deren Mutter Anita auf, um beim Bändeln zu helfen. Uma lächelt: „My villagers support me very much.“

Die schmale Shanta düste vorher die Treppen herunter, sah meine offene Zimmertür, bremste und sagte „Hello!“ Sie studiert Ingenieurswesen, hat keine Mutter mehr und lebt bei einem Verwandten, der heuer mühsam die halbe Studiengebühr zusammenbrachte, 200 Euro.

Ang Diki kommt aus einem winzigen Dorf bei Maidane, wo es nicht genug Geld gibt für alle sechs Kinder. Deshalb machte sie nach ihrem Maidane-Schulabschluss fünf Jahre Pause, bis sie jetzt eine Ausbildung für Geschäfts-Management in Okhaldunga anschließt, für den Bachelor. Ob sie danach eine Stelle findet, ist fraglich. Entsprechend still und für sich, fast traurig, sitzt sie im Momo-Kreis.

Alina  hat noch drei Schwestern. Die älteste ist verheiratet, aber für die Ernährung der anderen Töchter muss „Mother Anita“ hart kämpfen. Ihr Mann war Elektriker und starb vor 14 Jahren durch einen Stromschlag. Danach pachtete sie einen Tee-Imbiss, d. h. eine Wellblechhütte gegenüber von Uma´s Haus. Die Pacht kostet 8000 Rupi im Monat, das sind 730 Euro im Jahr – eine für Nepal horrende Summe. Und mit dem Glas Tee kommen nur immer 10 Cent herein. Anita hat noch zwei kleine, einfache Hotelzimmer zu vermieten und geht anderswo putzen. Es ist ein mühseliges Durchboxen.

Jetzt sitzen alle auf der Dachterrasse von Uma im Kreis und lehren mich das Momo-Bändeln. Nebenbei stellt Shanta ihr abgegriffenes Handy auf den Balkonpfosten und daraus erklingt eines der schönen nepalesischen Lieder. Dann filmt sie sich beim Mitsingen. Und Ang Diki macht mit. Dabei geschieht ein Wunder: Als Sängerin ist sie plötzlich ein ganz anderer Mensch. Ein mitreißender, packender Mensch.
Ich tanze aus Jux mit, voll witzigem Zeug, und weiß nicht, dass die Mädchen diese Videos in TikTok stellen. Am nächsten Tag haben einige der 15-Sekunden-Clips schon 12 000 Klicks. Utsab ist begeistert.

Jetzt zückt Uma ihr Handy und zeigt, wie oft sie Karaoke macht: praktisch jeden Tag.  Ihre 15 Sekunden bekommen immer zwischen 400 und 900 Klicks.

 

(diese Minivideos schaffe ich nicht, vom Handy auf den PC zu bekommen. Wer sie einmal sehen will, muss seine Handynummer schicken, dann geht es per What´s App.)

Das Bild zeigt Ang Diki (li) und Alina (re). Laxmi in der Mitte muss noch das Teigbändeln lernen, genau wie ich.

8.

Raju, Uma´s Ehemann, unterrichtet in einer kleinen Schule in Tekanpur. Sie liegt eine halbe Stunde Fußweg bergab. So wunderbar wie im Paradies. Ich sage ihm, dass Münchner Eltern 1000 Euro im Monat bezahlen würden, hätten sie so eine idyllische Schule für ihre Kinder. Es ist wie in Bali: Strahlende Sonne, prachtvolles Grün rundum, Bilderbuch-Reis-Terrassen weit,weit unterhalb.

Aber für Raju und Rektor Sita Ram Dahal ist es eine Problemschule. Weil die 94 Kinder nur bis zur 7. Klasse bleiben können. Denn eine 8. gibt es nicht – wegen Lehrermangel. Bis jetzt sind es vier Lehrer. Alle Rufe an die Regierung nach einem Physik/Chemie-Lehrer verhallen. „Es kommt nicht einmal eine Antwort“, sagt Sita Dahal. Für diesen Lehrer wären 3150 Euro Gehalt im Jahr nötig.
Die vier Lehrer unterrichten immer zwei Klassen gleichzeitig. Sie haben dafür nur neun kleine Zimmer. „Die Kinder bekommen nicht die Ausbildung, die sie brauchen.“

Uma sagt, dass der bescheidene Sita Dahal so ein guter Englischlehrer ist, dass er den Ruf der Schule enorm gehoben hat. Vor seiner Ankunft war sie sogar eine Zeitlang geschlossen. Jetzt kommen die Dorfkinder von weit her, teils mit zwei Stunden Schulweg.

Fünf von ihnen würde Sita Dahal gern von uns unterstützen lassen, weil sie sehr arm sind. Es sind Keshav Magar (kein Vater), Avishek Rai (kein Vater), Sushil B. K. (ohne Eltern), Mahendra Rai (sehr arm, weil der Vater Herzprobleme hat) und Samip Rai (sehr schwache finanzielle Lage).
Die Rai sind eine Volksgruppe, die noch die alte Naturreligion hat: Alles in der Natur ist beseelt. Auch Samrita Rai, die der Hamburger Abiturient Philipp und ich vor vier Jahren als Healthpost-Assistentin im Gesundheitsposten von Maidane kennengelernt hatten, gehört dazu. Sie zeigte damals Bilder eines großen Rai-Festes in Kathmandu, wo sie wunderbar aussah: In einem rotem Sari mit viel Gold im Haar. Heute lebt sie in Singapur. Weil sie heiratete und ihr Mann dort Polizist ist.

Bild:
In der 2. Reihe von oben ist rechts Raju zu sehen, und unter ihm Rektor Sita Ram Dahal, ich und Uma. Die Schule heißt „Shree Gramodaya Basic School Tekanpur“.

So sieht die Schule aus. Utsab machte das Foto auf einem der diversen Handys, die er immer jongliert: Von Mutter, Vater und das Eigene. Es ist ein chinesisches Rembi, hier 80 Euro teuer, bei uns das doppelte. Alle Handy-Shops haben Samsung-Handys ausliegen, etwa 140 Euro teuer – nagelneu, kein China-Nachbau. Nur Apple-Handys gibt es fast nicht, weil extrem teuer.

9.

Uma sagt: „Jetzt besuchen wir mal meine Eltern.“ Sie leben drei Berge weiter, hinter dem größten Berg. Unser Jeepfahrer gibt aber beim ersten Feldweg dorthin auf – unfahrbar. Immer noch zu viel Monsun-Matsch, obwohl der Monsun eigentlich Ende September durch sein sollte. Er probiert die zweite Variante und stoppt dann 100 m oberhalb der Hütte der Eltern: Wenn er weiterfährt, kommt er nicht mehr zurück. Zu wild, zu steil.

Wir laufen runter – in ein grünes Pflanzenparadies. Meterhohe Gewächse. Bananenstauden dabei. Wir sind jetzt da, wo Nepal nicht hinreicht, denke ich. Keine Verwaltung, kein Polizist. Wo man seit Jahrhunderten für sich lebt. „Utsab“, sage ich, „das nächste Mal machen wir hier Camping.“ Um die Vorzeit zu erfahren, vor jeder Zivilisation. „Ok“, sagt er, Isomatten auf die schmale Veranda vor der Hütte, Abenteuer. Weit weg sehen wir die längste Hängebrücke des Distrikts. Dahin krabbeln wir dann auch hoch.

Uma musste von hier 1,5 Stunden einfach zu einer kleinen Busch-Schule laufen. Dort gab es 600 Schüler. In ihrer Klasse waren 45 Kinder.
Sie war die Schulbeste, gefolgt von Raju. Er war drei Klassen drüber. Doch er ging ab der 7. Klasse in eine andere Schule und sie sah ihn nur noch, wenn er in den Ferien heimkam. Dann sammelte er Gras am Hang und sagte „sister“ zu ihr, was schon auf Liebe hindeutete. Dann folgte die arrangierte Ehe. Er war der empfohlene Bräutigam. Aber er musste sieben Mal zu ihr gehen und sie sagte sechs Mal Nein. Erst dann hatte er Glück.

Uma war acht Jahre alt, als ein Erdrutsch kam – vor 31 Jahren. Erst unendlich viel Regen. Dann nachts um Eins ein Grummeln oben am Berg. Der Vater schnappte sich Uma auf den Rücken und rannte raus. Sie ist die jüngste. Die anderen sechs Geschwister und die Mutter rannten auch. Danach war alles weg: Kühe, Ziegen, Hühner, Haus.

Es kam ein Wissenschaftler, Jahre später, und wohnte einen Tag bei ihnen. Er sagte, der Berg ist unsicher. „Schaut den Felsblock an, der auf halber Höhe noch so weit raussteht.“ Seitdem nimmt Uma immer ihre Eltern im Monsun zu sich in die Stadt. Das sind drei Monate im Sommer.
——-
Vor der Hütte von Uma´s Eltern, 20 m weiter, liegt eine flachgetretene große Plastikflasche. Ich hebe sie beim Rückweg auf. Raju versteht es nicht. Er will sie 10 m weiter in einem Felseck verstecken. Ich protestiere. Utsab sagt: „Ich nehm sie. Ich werf sie später in den Bach.“ „Was?“, sag ich, „Warum?“ Er sagt, die Verwaltung klaubt sie wieder raus.

Daheim erklärt er es besser: Er warf die Flasche genau da aus dem Jeepfenster, wo ein Bach die Straße quert. Denn der Bach ist die Verwaltungsgrenze. Bis dahin gehen die Stadtarbeiter aus Okhaldhunga die Straße entlang und heben den Müll auf.
Es liegt ja viel herum, vor allem hellblaue Plastiktüten mit Erbrochenem. Die segeln aus dem Fenster, wenn es jemandem schlecht wird. Viele Nepalesen sind das Autofahren nicht gewöhnt.

Bild:
So windig, wie sie heute aussieht, war die Schule schon immer. Mehr Blechbaracke als Klassenzimmer.

Diese Kinder sollten wir in Tekanpur unterstützen, sagt Rektor Sita Dahal. Ein Junge – Samip – fehlt, weil er an diesem Tag nicht da ist. Sushil ist 12 Jahre alt, Mahendra 9, Avishek 10 und Keshav 8 Jahre.

10.

Uma´s Vater heißt Ganesh Karki und ihre Mutter Ram Kumari Karki. Er ist 87 Jahre alt und sie 80. Beide hatten keine Schule und lernten nur etwas von den anderen im Dorf. Aber das war nicht groß: nur vier kleine Häuser. Es gab keine Straßen in der Jugend des Vaters, nur Pfade. Die Eltern kamen auch nie weg.

Sie hatten eine arrangierte Ehe, sahen sich vorher nicht und es ging trotzdem gut. Ganesh bekam Land vom Vater, das aber vor 30 Jahren durch einen Erdrutsch zerstört wurde, dann durch ein Erdbeben im Jahr 2015.
Beide haben zwei Söhne und fünf Töchter.

Die Mutter ist das jüngste von sechs Geschwistern und kannte in ihrer Jugend nur Arbeit. Es war sehr, sehr hart. Ihr Traum war eine feste Stelle irgendwo, aber die gab es nicht.

Beide kennen keinen Fernseher oder Computer. Das Radio kam, als sie fast 60 waren. Musiker gibt es auch nicht im Umkreis. Man singt einfach im Wald, wenn man mit den Tieren unterwegs ist.
Die Mutter war nie krank, aber der Vater musste vor zwei Monaten nach Kathmandu ins Krankenhaus wegen Urin-Problemen. Seitdem nimmt er Tabletten.

Beide leben in einer Hütte mit zwei Zimmern. Eins davon dient als Küche, Wohn- und Schlafzimmer, nur 3 x 3 m groß. Ihr Bett ist ein Brett, etwa 1,30 m breit. Einen Ofen gibt es nicht, nur ein kleines Feuer in der Ecke.

Wenn die Mutter einmal sehr reich wäre, würde sie davon den Ärmsten geben. Und für einen Tempelbau spenden und sehr schöne Häuser bauen.
Die Mutter sagt: „Wenn wir den Armen helfen, sieht das Gott und gibt uns im Himmel Frieden.“

Der Vater gibt als Rat an die Jugend: „Wenn wir arbeiten und etwas Eigentum schaffen, hilft das unserer Zukunft.“ Und: „Alte und Junge sollten sich respektieren.“

Beide fühlen sich einsam im paradiesischen Grün um sich herum. Und sie wissen, wie hart ihr Überlebenskampf war. Wie unendlich mühsam, nach dem Erdrutsch wieder kleine Terrassen freizuhacken. Die zerstörte dann das Erdbeben. Ganesh Karki musste wieder von vorn anfangen – mit 78 Jahren.

Bild:
Normalerweise lachen beide immer. Aber beim Fotografieren ging es nicht.

PS: Korrektur: Bei meinem letzten Foto der Kinder in Tekanpur bedeuten alle Zahlen im Bildtext nicht die Schulklasse, sondern ihr Alter.

Shanta (sprich: Santa) schickte das Bild von dem Kalb mit dem Blumenkranz. Es bekam die Tagetes um, weil das Tihar-Fest war. Das Gesicht des Mannes im Hintergrund sagt alles über das harte Leben der Bauern.

Ang Diki (gerufen „Diku“) schickte die Bilder der wandernden Grasbüschel am Straßenrand und von der Ernte von Grünpflanzen mit der gezackten Sichel. Ich war so froh drum, weil es das überwiegende Nepal zeigt, das Land-Nepal. Das städtische Nepal vergisst dieses Land weit oben oder weit im Osten und Westen. Sogar ich im warmen Okhaldhunga (20 Grad im Oktober) fühlte mich wie in Italien und bekam nur eine herbe Rückerinnerung an meine früheren kühlen Aufenthalte in Angpang, 1000 Meter höher, wenn wir in die Gegend fuhren. Nur 30 km weiter. Aber eine andere Welt. Lehmböden, verrußte Einfach-Küchen, kein Laden, kein Obst. Oft Regen. Oft 12 Grad.

 

Ein Abiturient in Angpang

Momentaufnahmen aus Angpang: Wie ein kleines nepalesisches Dorf mein Leben verändert hat
(von Philipp von Vultejus aus Hamburg)

Ein Bericht, unterteilt in kurze – aber für mich sehr besondere – Momente während meines zweimonatigen Aufenthalts in Angpang.

Dank meines täglichen Tagebuch-Schreibens kann ich viele Dinge festhalten. Jeder Tag ist voll von kleinen, aber sehr intensiven Momenten. An jedem Tag darf ich dazulernen. Jeder Tag ist auch voll von sehr lustigen Momenten.

Der Bericht von Marina, die auch schon hier unterrichtete,  hat das Leben in Angpang sehr genau und gut beschrieben. So war es also  zu erwarten – aber es fühlt sich extremer an, als ich dachte. Es ist einfach alles anders und neu. Mit einer großen Portion Neugier und Offenheit erlebe ich diese kleinen Momente mit viel Freude. Ob neue Wörter in Nepali, etwas über das nepalesische Schulsystem, das Kochen mit offenem Feuer und die Arbeit auf dem Feld,  Wäschewaschen, ein Leben ohne Kühlschrank, ein Plumpsklo und das tägliche Lehrer-Spielen – das sind alles Kleinigkeiten, und doch Dinge, über die man im Alltag im industrialisierten Deutschland nie nachdenkt.

Ein Kratzen und dann ein lautes „Kikeriki“ machen das Aufwachen von Anfang an sehr besonders: Die Hühner. Für mich als gerade Abiturient ist die ansonsten morgendliche Ruhe etwas Neues. Die Schule beginnt erst um 10 Uhr und durch das frühe Schlafengehen am Abend geht der Tag morgens auch schon zwischen 5.00 und 6.00 Uhr los. Weiterlesen „Ein Abiturient in Angpang“

Eine Hamburgerin erlebt Angpang

Mai 2019, Nepal, Anpang (2500 m hoch gelegen) von Marina Sandmeier

Namaste!

Mein Augenarzt Dr. Kaupke hat hier in Hamburg eine Stiftung gegründet (H.I.T. Stiftung gGmbH) und bildet fachfremde Reisende aus, die bereit sind, in Schwellenländern mit Schulkindern Sehtests zu machen. Die Stiftung bezahlt und schickt Brillen dorthin, wo Schulkinder sie brauchen. Er selbst opfert auch seinen Urlaub für diese Tests. An einer dieser Ausbildungen nahm ich teil und beschloss, die Schüler an “unserer” Schule in Angpang zu testen. Einen Koffer mit einem teuren und hochkomplizierten Augenscanner zum Screening und stapelweise Testunterlagen bekomme ich mit und muss mich bei meinem eigenen Gepäck dann sehr beschränken.

Ankunft in Kathmandu: heiß und furchtbar staubig ist es hier; grausam chaotischer, permanent hupender Autoverkehr, überall liegt Müll herum und wilde Hunde und Kühe wühlen darin herum. Eine Müllabfuhr gibt es  immer noch nicht. Auch eine tote Kuh sehe ich am Straßenrand liegen. Kathmandu ist jetzt vor dem Monsun noch staubiger als es bei meinen vorherigen Aufenthalten vor sechs bzw. vor dreizehn Jahren hier im Oktober war. […]

Angpang und Corona

Kul Dhoj blickt auf die von ihm gegründete Schule.

 

In Angpang unterhalb vom Mount Everest begann die Hilfe von „Kinder von Nepal“. Auch dieses Dorf auf 2450 m Höhe erlebte mit, wie das Virus das Leben verändert. Der  „Bürgermeister“ Kul Dhoj – er ist der Motor der Entwicklung; einen eigentlichen Bürgermeister gibt es nicht – blickt zurück auf das Jahr:

„Unter den jungen Leuten waren all jene außerhalb, die Zimmerleute oder Maurer sind. Aber unglücklicherweise verloren sie durch das Virus ihre Arbeit und mussten heimkehren. Auch jene jungen Leute, die in Norwegen arbeiten, verloren ihre Anstellung.

Bei jedem lief  das Leben jetzt sehr langsam. Denn der Lockdown löste einen großen Druck aus. Es war sehr schwer, all das zu bekommen, was in einem Haushalt nötig ist oder was man täglich braucht. Jeder hatte so viel Angst vor dem Virus. Jeder war am Anfang so besorgt. Aber immer noch sind wir hier sehr sicher. Doch es fehlen die Jobs. Keiner hat ein Einkommen. Ein Vorteil war immerhin, dass es die Familien wieder genießen konnten, zusammen zu kommen. Normalerweise arbeiten ja alle Jugendlichen weit weg.

Viele junge Leute kamen zurück von Gurkha, von Namche Bazar und Pokhara, als sie ihre Arbeit verloren. Und ihre Gemeinden zwangen sie für zwei Wochen in Quarantäne. Genauso erging es jenen, die von Kathmandu herkamen.

Dann litten viele plötzlich unter einer Erkältung oder einem Fieber, das es früher einmal im Dorf gegeben hatte. Sie hatten sehr hohe Temperatur und schliefen einen Monat lang. Einige starben daran. Sie dachten, sie hätten Corona. Erst langsam kamen alle wieder zu Zeremonien zusammen. Ab der zweiten Novemberwoche bis zum Beginn des Dezember gab es sogar drei Hochzeiten.

Das Virus verursachte Leid für jeden rund ums Dorf. Arme Familien hingen vom Verdienst ihrer Jungen ab oder vom Lohn des Ehemannes. Und die Anpflanzungen waren nicht bereit für die Ernte. Sogar reiche Familien hatten seit dem Lockdown Probleme. Sie konnten sich keine Vorräte holen. Die Regierung verbot es, selbst zu laufen oder zu fahren.  Wenn jemand krank wurde, brauchte er von der Distriktverwaltung eine Genehmigung oder eine Gesundheitsanalyse oder einen Brief vom Hospital.

Nach drei Monaten des Lockdown kam der Nahrungsmangel. Ich informierte „Kinder von Nepal“ und bildete mit meinen Freunden, die ein gutes Einkommen haben, eine Cooperation. KvN schickte 4000 Euro und wir brachten etwa 10 000 zusammen.

Ich fragte die Verwaltung im Distriktzentrum Salleri, als all das Geld beisammen war, ob ich eine Erlaubnis zum Verteilen bekomme. Danach bat ich die Reishändler, für Angpang große Mengen bereit zu stellen. 985 Säcke a 30 kg wurden verteilt, an alle Familien im Dorf-Verbund, nicht nur in meiner Gemeinde. Diese Spende löste für zwei Wochen die Probleme. Danach konnte jeder selbst Weizen und Himalya-Hirse und Kartoffeln ernten. So war diese kleine Reisspende sehr wertvoll.

Die Folgen des Virus waren nicht nur schlimm für die Zimmerleute und Maurer, weil sie ihre Arbeit verloren, sondern auch für jene Familien, deren Väter vom Trekking abhängen oder die in Kathmandu leben. Der Lockdown begann ja in der Hauptwandersaison im Frühling. Alle Bergführer mussten jetzt in ihre Dörfer und standen da: Sie waren nicht mehr gewöhnt, als Bauern zu arbeiten. So saßen sie in der Falle. Ihre Eltern oder Verwandten halfen ihnen sehr, zu überleben. Inzwischen begannen sie auch mit der Landwirtschaft.“

 

Kul Dhoj schließt einen Blick auf das Geschehen im Dorf an. „In Angpang gibt es 84 Familien. Fünf von ihnen hatten Geburten: Es waren vier Mädchen und ein Junge.

Ende 2020 erlitt ein Mann einen plötzlichen Tod, nur 53 Jahre alt. Ihm ging es den ganzen Tag lang gut, aber am Abend musste er sich übergeben.  Seine Söhne und die Nachbarn brachten ihn sofort zum Krankenhaus, aber es war zu spät. Am Tor zum Krankenhaus verschied er. Im Lockdown ist es sehr schwer, Medikamente zu bekommen und zu einem Krankenhaus zu gehen.

Das Jahr war nicht schlecht, wenn man die Entwicklung der Gemeinde betrachtet. Aber ein Projekt wurde von einem Erdrutsch vernichtet: Die Jungs wollten ein Volleyballfeld haben und eine Gemeindehalle für Hochzeiten und für Todeszeremonien. Aber die Mauern waren so schwer und der Boden nicht stark genug. Und wir hatten viel Regen. So kam es zu dem Erdrutsch.

Auch ebneten wir einen Feldweg durch das Dorf und einen, der zur Schule führt. Das ist besonders gut für Kranke, die zum Hospital  müssen. Und man bekommt schnell vom Markt alles Nötige für seinen Haushalt.

Wir bekamen auch einen Tempel für eine Göttin – keinen reinen Naturplatz-Tempel, sondern ein Paar von Felsen steht unter einem großen Holzgerüst. Der Tempel wurde letztes Jahr gebaut, aber ohne Tor. Deshalb gab jetzt eine Familie das Geld dafür, für das notwendige Material, und es wurde alles fertig, bevor das große Tempelfest kam. Insgesamt war es gut, um die jungen Leute anzustellen. Das verhalf ihnen wirklich zu einem kleinen Einkommen.

Es gab zwei überraschende Unfälle – zwei Zimmerleute wurden dabei verletzt. Einer passierte bei einem Hausbau, und einer beim Bau des neuen Schultrakts. Der erste stürzte ab und brach sich ein Bein. Der zweite rutschte von einer Leiter. Er brach seinen Arm.  Beide mussten nach Kathmandu zur Behandlung.

Abgesehen davon bekam ein Junge Krebs und musste nach Kathmandu. Er blieb zwei Monate da, aber er erholte sich nicht. Er kam zurück. Der Doktor riet, dass er jedes Essen bekommen sollte, das er sich wünscht. Im Dezember fuhr er wieder nach Kathmandu und bekam andere Medikamente. Jetzt hörte der Schmerz in der Wunde auf und wir hoffen, er wird wieder gesund.“

Unsere Corona-Hilfe in Nepal I

Unsere Corona-Hilfe in Nepal I

Sunita Silval und Saurav Karna leben in Pegnitz, nach ihrem Studium der Elektronik in Thüringen. Sie arbeiten als Ingenieure in Auerbach und Nürnberg. Ende Februar flogen sie nachhause, um in Nepal zu heiraten. Durch die Virusepidemie gelang es ihnen aber nicht mehr, zurück zu kommen. Nach dem ersten Teil der Hochzeit in Pokhara fuhren sie zu Sauravs Eltern nach Lumbini an der indischen Grenze. Dort sind sie jetzt in der Ausgangsperre. Diese Sperre trifft Arme und Alleinerziehende hart, weil sie nicht mehr heraus dürfen zum Arbeiten. Sie hungern. Sunita entwickelte deshalb  mit Sauravs Familie eine Lebensmittel-Hilfe. Bisher gingen 100 Pakete mit je 15 Kilogramm Reis, Linsen, Mehl, Salz, Sojabohnen und Öl an diese Menschen.

Diese Tragetaschen packte die ganze Familie für die Bedürftigen. Es waren auch zehn Studenten darunter, die wegen der geschlossenen Banken kein Geld mehr von zuhause bekommen können.

Sunita: „Ich hab nicht gewusst, dass 15 Euro so eine große Chance für andere Menschen ausmachen. Es macht den Hunger weg für 5 Tage für eine Familie. Ich danke Gott, dass er mir so ein gutes Leben gegeben hat.“

Wenn Sie für diese Aktion spenden möchten: „Kinder von Nepal“,
DE20 7735 0110 0038 0660 07 bei der Sparkasse Bayreuth, Stichwort: Soforthilfe.

Sunita und Saurav bei ihrer Hochzeit

Unsere Corona-Hilfe in Nepal II

Unsere Corona-Hilfe in Nepal II


Saurav sortiert die Lebensmittel für das Weitergeben. Sunita wuchs in Pokhara in schweren Verhältnissen auf, sah aber immer Kinder in den Straßen, die noch ärmer waren als sie. Ihnen zu helfen, wenn sie einmal groß ist, das war  ihr Wunsch. Jetzt erfüllt sich etwas davon.

Sunita schreibt dazu Ende Mai: „Vor mehr als zwei Monaten begann in Nepal die Ausgangssperre wegen der Corona-Pandemie. Die Tempeltüren sind immer noch zu, in den Flughäfen herrscht geisterhafte Stille, die Straßen sind leer und die Geschäfte geschlossen. Die Leute stecken immer noch in ihren Häusern fest. Das ist die neue Normalität. Während sich die Weißer-Kragen-Menschen irgendwie erhalten können, sind die Blauer-Kragen-Menschen von dieser Pandemie am Härtesten betroffen. Die Blauer-Kragen-Menschen sind die Tagelöhner, die ihr Geld verdienen und am gleichen Tag wieder ausgeben. Weiterlesen „Unsere Corona-Hilfe in Nepal II“

Blick aufs Jahr 2021

Es gab fünf wichtige Entwicklungen:

Reinhold Mischau rettet mit einer großherzigen Spende die Schule von Angpang.

Kalu und Kul werden langsam wieder gesund.

Kul stellt einen neuen Schultrakt fertig, was eine enorme Bürokratie-Arbeit ist. Damit gibt er den Männern im Dorf Arbeit.

Werner macht dank Uma Karki aus der kleinen Pflanze „Patenschaften“ einen blühenden Baum.

Die Zahl der betreuten Kinder steigt von 44 auf 75 Mädchen und Jungen. Dafür findet Werner 35 Paten-innen.

 

Januar

Kul und Kalu sind zwei Wochen in Kathmandu und bekommen Physiotherapie. Kul besorgt aus der Ferne einen neuen Englisch-Lehrer für die Schule in Patle.

Alle Englischlehrer an allen Schulen könnten eigentlich die Kinder anleiten, ihren Paten Briefe zu schreiben, sagt er.

Kalu und Kul fühlen sich wieder sehr gesund und fahren heim. Kul hat dort aber weiter Probleme und kann kaum laufen. Er hat sehr viel zu tun.

Die Schulen hatten im Winter vier Wochen zu. Anfang Februar öffnen sie wieder

Beim Schulneubau stehen die Mauern, aber das Verputzen und der Geländer-Bau dauern noch. Kul schließt einen Vertrag für eine neue Schultoilette ab. In 1,5 Monaten ist der komplette große neue Trakt fertig, schreibt er.

Er schickt ausführliche „Angpang-News“:  Bisher verlief das Landleben immer gut, wenn auch ohne Höhepunkte. Aber jetzt hat jeder Angst wegen Corona.

Die 84 Familien des Dorfes hatten im Jahr 2020 fünf Sterbefälle und fünf Geburten.

Die Jugendlichen wollten ein Volleyball-Feld anlegen, auch eine Halle für Hochzeiten und einen Raum für Sterbezeremonien. Aber der viele Regen sorgte für einen Erdrutsch. Alles brach zusammen.

Im Schultrakt trafen Bücher für die Bibliothek ein, die später für jeden offen sein wird. Das Schullabor bekam Materialien.

Die Straße zur Schule und ein Feldweg quer durchs Dorf wurden begradigt, um leichter Notfahrten ins Krankenhaus zu schaffen.

Ein neuer Naturtempel mit zwei Felsen wurde angelegt und bekam ein Tor gestiftet. Die Arbeit dafür gab der Jugend etwas Lohn.

Zwei Familien bauten neu, und zwar oben an der großen Fernstraße. Alle Familien wollen inzwischen dort leben.

Vor dem Lockdown konnten die jungen Leute auswärts arbeiten und so ihre armen Eltern unterstützen. Jetzt musste jeder heim und dort zwei Wochen in Quarantäne. Das Essen reichte oft nicht für alle. Die Ernte war schlecht ausgefallen. Angebaut werden Hirse, Weizen, Kartoffeln und Mais.

Die Corona-Erkrankung erinnert an ein Erkältungsfieber vor langer Zeit, schreibt Kul, das für hohe Temperaturen sorgte und für wochenlangen Schlaf. Mancher starb deshalb.

Es gab im Jahr 2020 zwei Unfälle in Angpang: Zwei Maurer hatten Brüche und mussten nach Kathmandu ins Krankenhaus.

Februar

Kul ist in Rumjatar, einer größeren Stadt, die viel tiefer liegt. Bei der dortigen britischen Ghurka-Wohlfahrt hatte er einen Zuschuss für Schulmöbel beantragt und holt da 2200 E ab.

Kul verteilt mit Jeeptaxifahrten die KvN-Unterstützung an arme Schüler. Er selbst braucht Ruhe, sagt er. Aber er muss weiter zur „Social Welfare Authority“ in Kathmandu und dort auch kurz ins Krankenhaus zur Nachprüfung.

Kul geht es besser, aber er hinkt inzwischen. Er braucht eine Pause. Aber er kann nicht stoppen: Er soll nach Salleri in die Distrikthauptstadt ins Schulamt, um die Quittungen für die KvN-Ausgaben in Maidane und Patle zu bekommen.

In Maidane sollten alle Lehrer entlassen werden, sagt Kul, weil sie mit jedem verwandt sind. Besser wären neue unabhängige Lehrer.

Er fährt in die südliche Distriktstadt Okhaldhunga, um dort zwei von KvN unterstützte Schüler zu treffen und die Steuer für den Verein zu bezahlen, über den unsere Gelder an die sechs Schulen verteilt werden.

 

März

Kalu und Kul hinken beide. „Wir brauchen eine Pause.“ Kul probiert, seine Landwirtschaft wieder aufzunehmen, aber er ist nicht in der Lage.

Für das Schulamt in Salleri hat er viel getan. Der neue Schultrakt und die Schultoilette sind fast fertig. Das Gebäude muss noch gestrichen werden und oben im 1. Stock soll ein Eisengeländer hinkommen. Stromkabel, Tische und Stühle stehen bereit. „Ich muss für die Schule viel machen.“ In vier Wochen soll alles fertig sein.

Kul wurde geimpft, wie alle Menschen über 55 Jahre. In sechs Wochen kommt seine zweite Impfung.

April

Kul kann KvN die Rechnungen des Vorjahres noch nicht schicken, weil Kalu und er weiter krank sind.  Vor allem Kalu geht es wieder schlechter. Kul wartete lange ab, dann brachte er sie zu einem entfernten Schamanen. Danach ging es ihr besser, aber nicht vollständig gut.

Kul geht es ähnlich, aber er muss weiter rennen für den Schulneubau „und vieles mehr“. Er entschuldigt sich für die Verzögerungen. „Es hängt alles an meiner Gesundheit. Wir sind beide in wirklich schlechter Verfassung. Aber es wird besser.“

Zwei seiner fünf Kinder, die im Dorf leben, helfen ihm bei der Landwirtschaft und beim Kochen. Kalu schafft es nach dem Schamanen-Besuch, wieder zu kochen, aber sie kann nichts anderes tun. Sie besorgte vorher die Felder und die beiden Büffel.

Kul schreibt, die Behandlungen kosteten viel Geld. Ein KvN-Spendenaufruf für sie beide  „könnte sehr hilfreich sein“. Es kommen fast 2000 Euro zusammen. Ich rate Kul, davon einen jungen Assistenten zu bezahlen, der alles für ihn ausführt und von ihm lernt, so dass er später einen Ersatzmann hat.

Kalu soll wieder zu einem Schamanen gehen.

Kul gibt seinem Sohn Ashok die KvN-Rechnungen mit, damit er sie in Kathmandu zur Post bringt. Aber wegen Corona geht keine Sendung ins Ausland. Wir haben aber die fotografierten Rechnungen. Sie genügen dem Finanzamt vorerst.

Kul stellt eine Liste der Ausgaben für 2021 zusammen. Er rief dazu Lehrer aller Schulen zu sich, wo wir helfen, und besprach es. Das macht zusammen 35 474 Euro. Kul hat aber noch einen Überschuss aus 2020 von 1663 Euro. So bleiben 33 811 Euro.

Um unsere Kinder-Unterstützung zu verteilen, holt Kul alle Lehrer der verschiedenen Schulen zu sich und gibt sie ihnen mit. Er kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in die fünf anderen Dörfer Mude, Ghunsa, Bagam, Maidane und Patle fahren. Kul senkt auch den Betrag pro Kind von 130 auf 100 Euro, weil unser Geld sonst nicht reicht.

Mai

Kul und Kalu gehen zu einem Schamanen, um sich traditionell behandeln zu lassen. Er vermutet, dass beide Fehler machten und nicht beachteten, was ihre Ahnen von ihnen wünschten. Deshalb die Erkrankung. Er gab ihnen etwas mit, und Kul baute unterhalb von seinem Haus einen kleinen Tempel. Er will auch eine Gebetsglocke für Shiva kaufen. Die heimischen Kräuter für Massagen helfen. Kalu geht es besser.

Kul gibt unsere Belege für 2020 jetzt seinem Sohn Ashok, der in Kathmandu wohnt. Dieser gibt sie an die Mutter von Sunita Silwal, die in Pegnitz lebt. Denn sie fliegt gerade nach Deutschland, um Sunita mit ihrem neu geborenen Kind zu helfen.

Ich nehme Kontakt zu Rudra Magar aus Angpang auf, der als Trekkingführer gut Englisch spricht, ob er uns beim Kontakt mit den deutschen Paten helfen kann. Kul ist etwas vorsichtig, weil Rudra, sein Cousin, in der Vergangenheit auffiel. „Aber jetzt hat er einen besseren Charakter.“

Gleichzeitig frage ich Uma Karki, die in Maidane unterrichtet, ob sie uns auch helfen kann. Am Ende übernehmen sie und Kul alle Kinderbetreuungen in den Dörfern, von Werner angeleitet.

Kul schickt ein Bild des neuen Schultrakts in Angpang, knallgelb gestrichen. Mitte Juni kommt ein zweites Foto: Das Schulkommitee malte um, weil es zu viel Gelb war. Jetzt ist das Haus weiß.

Kul setzte bei den Baukosten alles auf sein Verhandlungsgeschick mit den Behörden. KvN musste nichts bezahlen. Corona verhinderte die Einweihung. Kul hofft, sie im Dezember nachholen zu können.

Er fragt für drei weitere Kinder an, ob wir sie unterstützen können. Ein Kind verlor z. B. seine Mutter, als das Haus beim Erdbeben über ihr zusammenstürzte. Ihr Vater ist behindert und ihre Großmutter sehr alt.

Kul fühlt sich wieder gut erholt. Corona hat die Bergdörfer noch nicht erreicht, aber es gab in vier Distrikten große Überschwemmungen mit 50 Toten, weggerissene Brücken und Häuser. Extrem viel Ackerland wurde zerstört.

Der Lockdown sorgt für schlafende Dörfer. Keiner ist unterwegs. Autos dürfen nur Notfahrten machen.

Nepal hat zwar täglich 40 bis 40 Corona-Tote, aber vor wenigen Wochen waren es noch 200 an jedem Tag.

Juli

Wir sammeln Spenden (1300 Euro) für eine Reisaktion, weil arme Familien wegen des Lockdowns keine Einkünfte haben. Kul verteilt das Geld geheim, um keinen Neid zu wecken.

August

Wir überlegen, für Uma Karki ein Handy zu kaufen, so dass sie den Paten-innen leichter Videos der Kinder aufnehmen kann.

Alle Schulen sind noch zu, aber in Angpang werden schon die Bücher an die Kinder verteilt. Kul würde gern alle Schulen besuchen, aber der Monsun macht seine Motorradfahrten unmöglich. Es gibt zu viel Matsch.

Er bittet um 600 Euro Zuschuss für neue Medikamente in der Gesundheitsstation in Angpang. Alle Vorräte sind aufgebraucht. Jahrelang schickten einige Belgier dafür Geld, aber seit 2018 nicht mehr (diese Belgier finanzierten auch 2010  die neue Schule von Angpang zur Hälfte mit; wir gaben die zweite Hälfte).

Kul: „Ich muss hart arbeiten, aber ich bin glücklich, meinem Dorf so viel wie möglich helfen zu können.“

Weil er keine Einnahmen hat (Trekkingtouren mit Touristen gibt es nicht mehr) setzt er eine alte Idee um: Die Bio-Kartoffeln von Angpang und dem Umland nach Kathmandu zu verkaufen. „Ich dachte, ich mache einmal etwas für mich.“

Er baute später auch einen kleinen Lebensmittelladen an den Hang, aber der wurde bei einem Erdrutsch zerstört.

Ende August ist er mit Rudra in Kathmandu, um eine plötzlich verstorbene Tante (87) zu beerdigen.

Der erste Versuch einer Patin aus Bayreuth, eine Brieffreundschaft mit ihrem Schulkind aufzubauen, scheitert fast, weil die Postämter keine Briefe nach Deutschland annehmen. Kul fotografiert deshalb die Antwort der Schülerin und mailt sie. Dieser Weg ist eine gute Lösung und wird später oft angewandt.

September

Ende September ist die Schule endlich wieder offen. Das Schulkomitee von Angpang tagt wieder (Kul: „Hoffentlich gibt es freundliche Diskussionen!“). Er schickt Werner eine Liste jener Kinder, die das SEE haben (Schulabschluss-Examen).

Er will einige Lehrer der anderen Schulen fragen, ob sie wie Uma die Paten-Betreuung übernehmen. Aber er findet keinen. Am Ende übernimmt Uma fast alle Schulen, obwohl sie dafür weit mit dem Jeeptaxi fahren muss.

Kul hat sehr viel mit Begräbnis-Zeremonien zu tun, weil so viele Verwandte sterben.

Er fährt nach Junbesi, wo eines unserer Mitglieder – Michael aus München – zwei Jungen fördert, und bringt ihnen seinen Brief und nimmt ihre Antwort mit.

In Junbesi bekommt er  Hüftprobleme. Doch nach drei Tagen Pause geht es wieder. „Ich bin ziemlich fit, mache aber jetzt alle paar Tage eine Pause.“ Ende September fühlt sich Kul wieder gut. Kalu geht es auch besser.

Er schlägt zwei Varianten für die Schüler-Förderung vor: a) könnte man das Geld nur als Kredit geben, schwach verzinst. b) nur bis zum SEE fördern, nicht weiter beim College-Besuch.

Oktober

Kul schreibt, dass das ganze Dorf sehr beschäftigt ist mit der Aussaat von Weizen und mit der Ernte von Mais. Vier Tage lang gibt es starken Regen. Er löst in Nepal 88 Todesfälle aus. Aber Angpang bleibt verschont.

Die Schule öffnet nach dem Dashain-Fest. Das Schulkomitee von Angpang kürzt die 4-Wochen-Ferien auf zwei Wochen, um mehr Unterricht zu haben.

Kul hat wieder Sterbefälle. In 18 Monaten starben 13 Verwandte.

November

Kul beendet die Begräbnis-Zeremonie für seinen Onkel, der kurz nach seiner Tante starb.

Man feierte kein Dashain, aber das Lichterfest Dipawati.

Kul genießt den Mail-Austausch mit Werner zu den Patenschaften. Aber er schreibt auch einmal frustriert, ob er nicht zu viel für sein Dorf und andere machte in seinem Leben – und zu wenig für seine Familie, für seine Kinder. Aber nach meinem Eindruck brachte er seine Kinder sehr gut durch: Karpala und Ashok in Kathmandu studierten beide; Mekh kam aus den Emiraten mit dem Beruf des Möbelbauers zurück und öffnete eine Werkstatt; Chet vermittelte er an ein Japan-Stipendium. Für Manjita, die geistig minimal eingeschränkt ist, fand er einen sehr guten Ehemann.

Werner und ich rätseln, wie wir für 2022 das Geld zusammen bekommen sollen, um alles wieder bezahlen zu können. Kul ist schockiert über die schlechten Aussichten. „Wenn das wahr ist, dann muss ich meine Schule schließen.“

Wir haben aber in dieser Lage ein unglaubliches Glück, weil Reinhold Mischau aus Nürnberg sofort schreibt: Er springt ein. Er hatte ein gutes wirtschaftliches Jahr und gibt den Erfolg gern weiter. Er spendet 14 000 Euro. Das deckt die Gehälter der Lehrer von Angpang. Einen riesigen Dank dafür!

Gleichzeitig erklärt die Schöck-Stiftung, die ich schon länger angeschrieben hatte, das Lehrergehalt in Maidane zu bezahlen. Das sind 3600 Euro. Dort hatten wir bisher einen Hauptschullehrer bezahlt. Künftig ist es ein Lehrer, der auch die 10+2-Klassen (= zwei praxisbezogene Aufbaujahre) unterrichten kann.

Kul schreibt, dass die Schulen zwar wegen Corona ein Vierteljahr zu waren, aber unsere Lehrergehälter müssen voll bezahlt werden. Auch die Regierungslehrer werden so unterstützt (an den Schulen von Maidane, Mude, Angpang und Patle gibt es Regierungslehrer und KvN-Lehrer).

Dezember

Am 10. 12. schickt Kul noch einmal eine genaue Liste seines Bedarfs an KvN-Geld für 2022.  Er hat sehr viel zu tun, auch weil er für Werner kleine Videos der Patenkinder drehen muss.

Um Weihnachten endet in Angpang ein Schulabschnitt mit Examen. Es folgt ein Monat Ferien.

Omicron ist in Nepal angekommen. Drei Menschen infizieren sich im Kathmandu-Tal.

Ende Dezember kann Kalu langsam wieder arbeiten. Sie hat keine Schmerzen mehr und ihr Herz schlägt gut, aber sie darf keine schweren Lasten tragen.

Uma kommt nach Mude (oberhalb von Angpang) und verteilt an der Schule dort unsere Unterstützung für die Kinder.

Es schneit etwas, zwei Tage lang. Aber erst im Januar fällt hoher Schnee. Das ist ungewöhnlich. Denn es gab zwar zu Kuls Kinderzeit oft Schnee bis zur Brusthöhe von Erwachsenen, aber schon lange nicht mehr.

Werner zu den Patenschaften 2021/2022

 

Wie die gesamten Aufgaben unseres Vereins, so sind auch die Patenschafts-Betreuungen nicht immer so einfach. Zum einen haben wir es in Nepal mit oft schwierigen, teils unmöglichen Situationen zu tun, die Kontakte oft gar nicht erlauben. Zum anderen fehlen uns Vertrauensleute, die unsere Hilfe umsetzen. Erschwerend kommt dann auch noch hinzu, dass in den letzten Jahren auch niemand nach Nepal vor Ort kommen konnte.

 

Kul, so könnt ihr ja alle lesen, ist ein Rund-um-die Uhr-Arbeiter und kann auch wohl schlecht delegieren. Er ist dort einfach der Macher. Umso erfreulicher war es, dass wir mit Uma Karki eine kompetente Frau gefunden haben, die mit ihrem Sohn Utsab die Hälfte der Schulen seit Herbst betreut und jetzt auch dort die Gelder verteilt. Das klappt unterdessen ganz prima.

Ich bekomme von Kul und von Uma Bilder der Schüler, einen Brief mit Unterschrift, das ist ok so. Dann leite ich das so schnell wie möglich an Euch Paten weiter, wenn für den Schüler eine Patenschaft besteht. Wenn ich noch nichts schicken konnte, liegt es daran, dass momentan schwierige Witterungsverhältnisse herrschen und die Verteilung sicher bis Ende März andauert.
Dieser ganze Ablauf erklärt sich folgendermaßen:
Das Schuljahr in Nepal beginnt im März. Deshalb versuchte ich die Patenschafts-Übernahmen mit 130 € von Euch im Herbst oder bis Ende Januar zu bekommen. Dadurch konnten wir wissen, welche Kinder wir genau fördern werden. Dieses Vierteljahr von November bis Januar ist also für unsere Planung äußerst wichtig.

Dieses Jahr hat es super geklappt, wir haben Spenden bekommen und wir sind dankbar für so viele Patenschaften. Natürlich haben wir auch noch weitere Kinder zu fördern.  Diese Unterstützung kann der Verein 2022 noch leisten, weil dafür allgemein Spenden gegeben worden sind.

2023 wird es wieder spannend, wer die Patenschaften finanziell fortsetzen kann, wer wieder etwas spenden kann. Wir sind aber zuversichtlich.

75 Kinder und Studenten werde 2022 unterstützt. Aktuell haben wir 44 „Pateneltern“, die teilweise 2 oder sogar 3 Schüler fördern. Somit  war es das erfolgreichste Patenschaftsjahr unserer Vereinsgeschichte – Dank eurer Hilfe

Blick aufs Jahr 2020

Der neue Trakt der Schule von Angpang, ganz in Gelb – die Nepalesen lieben bunte Häuser. Foto: privat

Januar

Kul schreibt, dass es so viel regnet wie im Sommer im Monsun. Es ist sehr schlechtes Wetter, aber ohne Schneefall. Er ist im Stress wegen einer aufwendigen Hochzeitszeremonie.

Er will unsere Finanzbelastung senken und denkt an Maidane: Dort sollten wir bei der Schule sparen.

Philipp von Vultejus schickte viel Geld aus Hamburg, das bei einer Geburtstagsfeier seiner Eltern zusammenkam. Ein Teil davon soll vier Studenten fördern, die auf Colleges sind. Ein Teil soll in neue Computer fließen. Weiterlesen „Blick aufs Jahr 2020“