Lehrerin Uma Karki erzählt ihr Leben

Ich bat Uma Karki (rechts), die in der Nachfolge von Kul Dhoj alle unsere Spenden so gut an die Kinder weitergibt, einmal aus ihrem Leben zu erzählen.

„Ich wurde am 5. 11. 2040 (nach unserem Kalender 1993) in Okhaldhunga geboren. Mein Vater ist Ganesh Bahadur Karki und meine Mutter Pabitra Karki. Wir sind sieben Kinder.
Meine Eltern waren Bauern und ihre finanzielle Lage war sehr schwach.

Meine Schule begann, als ich fünf Jahre alt war. Als ich in der 5. Klasse war, hatte mein Vater nicht genug Geld, die Schulgebühr zu bezahlen und er wollte deshalb meine Ausbildung abbrechen. Aber meine Lehrer sagten ihm, dass seine Tochter die beste Schülerin ist. Ich selbst hatte ihn nicht zu überzeugen versucht, aber nach dem Lehrergespräch konnte ich bleiben.

Unser Haus stand auf einem flachen Berg. Eines Tages kam es nachts zu einem großen Erdrutsch. Mein Vater rettete die ganze Familie vor den Geröllmassen. Aber unser ganzes Land war verschwunden, wovon wir das Bisschen für unser Überleben geerntet hatten. Für einige Monate lebten wir in einem brüchigen Schulzimmer, in Milanchautara Dhuske.

Danach stand ich sehr vielen Familienproblemen gegenüber. Mein Lehrer gab mir ein ganz kleines Stipendium, aber es war nicht genug. Niemand unterstützte mich und meine Familie hatte eines Tages kein Papier. Aber ich musste meine Hausaufgaben machen. Mein Vater hatte kein Geld, Papier zu kaufen. Ich schrieb auf dem Deckel des Schulbuchs und gab es meinem Lehrer für die Korrektur.

In dieser schweren Zeit machte ich den SEE-Abschluss. Ich wollte Krankenschwester werden. Aber wegen unserer Familiensituation zerbrach dieser Traum. Dann begann ich, in die 11. Klasse zu gehen, in die Erziehungs-Richtung, mit einem Stipendium. Nach der 12. Klasse begann ich, in Maidane zu arbeiten anstatt die Bachelor-Klassen zu besuchen. Aber ein paar Monate später konnte ich doch den Bachelor-Weg gehen, gleichzeitig in Maidane unterrichten und nach drei Jahren den Bachelor abschließen.

Als ich 18 Jahre alt war, begann ich, in Maidane zu arbeiten. Nach zwei Jahren heiratete ich Raju Baniya. Ich schickte mein ganzes Gehalt heim zu meinem Vater. Er kaufte davon Essen, Kleidung und bezahlte für seine Rente ein.

Im Jahr 2063 (2006), am 20. April, wurde mein Sohn Utsab geboren. Ich nahm ihn mit nach Maidane und  arbeitete weiter. Wir lebten dort lange in einem gemieteten Zimmer, weil ich kein Haus hatte. Als Utsab drei Jahre alt war, gab ich ihn in die Lali Guransh English-School in Okhaldhunga, in den Kindergarten dort.

Als er sechs Jahre alt war, kaufte ich ein kleines Stück Land in Okhadhunga. Aber es war teuer. Ich bezahlte 15 Lakh dafür (ein Lakh ist 100 000 Rupi = heute etwa 700 Euro, damals mehr). Ich brauchte auch ein Haus, hatte aber nicht genug Geld und ging zur Bank für einen Kredit, um es fertig zu bauen. Insgesamt kostete das 70 Lakh. 30 konnte ich geben und 40 sind immer noch offen (in Nepal sind die Kreditzinsen extrem hoch, über 30 %) . Mein ganzes Gehalt und das meines Mannes (er ist auch Lehrer) fließen da hinein. Deshalb ist nicht genug Geld für Utsab´s Studium da. Ich denke immer, ich bin nicht in meinem Haus, sondern im Haus der Bank. Es ist nicht mein Haus, aber ich will es zu meinem machen. Aber meine finanzielle Lage ist sehr schwach.

Der  Feldweg nach Maidane ist immer gefährlich. Jedes Mal habe ich Angst vor Bären, Tigern und Leoparden. Wenn ich von Maidane nach Okhaldhunga will, nehme ich manchmal einen Kleinbus. Dafür muss ich 600 Rupi (4,30 Euro) bezahlen.

Als ich in Maidane zu unterrichten begann, wurde bald auch die 10. Klasse eingeführt (alle kleineren Schulen wie Angpang haben nur acht Klassen). Ich war Lehrerin für die Grundschul-Klassen, unterrichtete jetzt aber auch die 10., 11. und 12. Klassen: 16 Jahre lang die 12. Klassen sowie 10. Klassen, und fünf Jahre 10 + 2 ( = mit zwei praxisbezogenen Jahren, hier in Maidane in der sozialen Richtung). Aber ich bekam nur 1,5 Jahre lang das Gehalt der oberen Stufen. Ich unterrichtete 14,5 Jahre lang mit dem Grundschulgehalt.

Ich bin sehr glücklich, weil ihr mir jetzt die Aufgabe gegeben habt, mich um arme Schüler zu kümmern. Ich denke immer an meine Kindheit, wenn ich die KvN-Hilfe an die armen Kinder übergebe.

Ich liebe meinen Vater und meine Mutter sehr. Mein Vater ist jetzt 87 Jahre alt, meine Mutter ist 85 Jahre. Sie sind meine Inspiration. Ich respektiere meinen Vater und meine Mutter immer, weil ich meine jetzige Stellung durch einen Bauern erhalten habe.

Das ist meine Geschichte bis heute. Manchmal werde ich sehr traurig, wenn ich darüber nachdenke.“