Aktuelles aus diesem Jahr 2024

18. September

Für unseren neuen Kalender ist auf der letzten Seite an ein Schulporträt gedacht – das von Maidane:

Die Hamburger Lehrerin Christine Wilhelmi verwirklichte im Jahr 1988 ihren Traum, einmal den Himalaya zu sehen. Mit ihrer Tochter flog sie hin, bekam Hark Bahadur Magar als Trekking-Führer und alle wanderten in Richtung Everest Basecamp.
Hark erzählte ihnen, dass in seiner Wohngegend abseits vom Tourismus eine Schule fehlt. Ein Jahr später sah sich Christine Wilhelmi diesen tundra-artigen Hang oberhalb der paar Häuser des Weilers Maidane auf 2600 m Höhe an. Sie beschloss, Geld für eine Schule dort zu sammeln.
Am Ende war sie 48 Mal hingeflogen und hatte unzählige Kollegen und Freunde mitgebracht. Bei diesen Gruppenreisen waren immer 100 Euro pro Teilnehmer für die geplante Schule zu bezahlen. 1997 stand das erste Schulhaus und der Unterricht begann. Und die jüngeren Geschwister wurden bald in einem bis dahin in der Region unbekannten ‚Kindergarten‘ betreut.
Zwei Jahre später gründete Christine Wilhelmi dann einen Verein mit dem komplizierten Namen: „Kinder in Okhaldhunga“. Okhaldhunga ist die nächstgelegene Distriktstadt.
Sie hielt zuhause rund um Hamburg viele Vorträge und überraschte ihre Gymnasiasten mit größter Fitness: Sie lief in der Schule immer die Treppe zum obersten Stock ohne jede Atemnot hinauf, trainiert durch den Himalaya. Die Schüler jammerten, denn bei jedem anderen Lehrer fielen immer 5 Minuten Unterricht weg, bis er erschöpft wieder schnaufen konnte.

Christine Wilhelmis Verein hatte bald rund 500 Spenderinnen und Spender, fast 100 Mitglieder und einen Verwaltungsaufwand, der das ganze Jahr an den Schreibtisch band. Obwohl von schmaler Statur, hielt die Lehrerin das alles aus. Sie betreute auch Basare mit Nepal-Kunsthandwerk an Hamburger Schulen, so dass die Einnahmen weiterhalfen.

Maidane wuchs: Erst ein Haus, später fünf und mehr. Dazu kamen ein Wohnhaus für externe Lehrer und ein Haus für Besucher. Die Nepali erkannten auch schnell das Potenzial: Sofort war ein kleiner Laden da und heute steht sogar ein Restaurant mit Hotel, umgeben von einem richtigen Dorf. Der Feldweg zum Ort wurde sogar jüngst ausgebaut, was ein Zeichen ist: So hoch schätzt die Regierung jetzt Maidane ein.

Diese Regierung verließ sich nach altem Muster jahrelang darauf, dass der Auslands-Verein in der Schule alles führt und finanziert. Doch Dank des ständigen Einsatzes von Hark gelang es, dass die Gehälter der Lehrer in Maidane nach und nach ans Government gingen.

Christine Wilhelmi erkannte schnell, dass der Schulabschluss nicht alles sein kann. Denn so hoch ausgebildet, sind die Kinder nicht mehr willens, ein Bauer zu werden. Also richtete sie zwei Werkstätten her: Eine für Schreiner und eine für Näherinnen, und auch andere Berufsausbildungen wurden unterstützt.

Ich war einmal dort, als diese Gebäude errichtet wurden. Die Maurer schliefen unter einer großen Plane, egal wie kalt, hatten ihr Feuer davor und saßen den ganzen Tag im Grundriss und hämmerten und hämmerten. Jeder Felsbrocken wurde so rechteckig. Zement braucht es nicht: Ein paar eingelegte Bretter halten die Wände. Es ist eine praktische Methode, denn so kann man die Steine immer wieder verwenden, sollte das Haus einmal bei einem Erdbeben einstürzen.

Als ich das erste Mal nach Maidane kam, über eine Tundra mit sagenhaftem Blick auf die Schneeberge, lief ich erstens an einem uralten Tempelrest vorbei und zweitens an kleinen Jungs, die genauso verfallene Shirts und Hosen anhatten. Unter die Arme hatten sie zerfledderte Schulhefte geklemmt. Da begriff ich, wie gut diese Schule hilft. Denn das breite Tal nach Maidane hin hat zwei Seiten: Die Maidane-Seite ist voller armer Hütten. Und die gegenüberliegende Seite hat bessere Häuser, weil hier die Väter in den Emiraten arbeiten und Geld heimschicken.

Christine Wilhelmi hatte damals keine Telefon-Verbindung, um die Schule aufzubauen, auch kein Handy. Alles lief sehr mühsam. Sie bekam nebenbei den zwölfjährigen Bürgerkrieg mit, als ab 1994 junge maoistische Nepalesen gegen alte und steife Politiker aufstanden. Vor Ort und mit Hilfe der Dorfbewohner gelang ihr eine friedliche Einigung mit diesen Maoisten zum Erhalt der Schule.

Ich sah selbst noch die Folgen dieses Bürgerkriegs. Denn die Maoisten sprengten einen Sendeturm, den die Japaner mühevoll frisch für einen Berg unweit von Maidane bezahlt hatten. Er hatte der Schule beim Mailverkehr geholfen.

Christiane Wilhelmi dachte bald auch an eine medizinische Versorgung. Sie schleuste einen deutschen, gebrauchten Zahnarztstuhl durch alle indischen und nepalischen Zollprobleme und stellte Assistenzärzte ein. Bis heute ist diese Station ein Segen für das Umland. Inzwischen trägt Nepalmed, ein deutscher Ärzteverein, den Unterhalt und seit Juli 2024 übernimmt sogar die Regierung die Kosten für einen Medical Assistent.

Christine Wilhelmi sorgte außerdem 2003 für den Bau einer stabilen Hängebrücke aus Stahl über den Fluss Kanikhola, die den ganzjährigen Besuch des Schul- und Gesundheitszentrums möglich machte, sowie für eine autonome Photovoltaik-Stromversorgung – beides mit Hilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Immer band sie die Dorfbewohner ein. Denn wo die Väter anpackten, damit waren sie innerlich verbunden.

Einige der vielen weiteren Ideen wie Kräuter züchten, Fische halten und Mineralwasser herstellen, konnte Christine Wilhelmi aus Altersgründen nicht mehr in Angriff nehmen. Deshalb beschloss sie: „Ich fahre noch einmal hin und versuch´, die ganze Schule komplett in Nepal-Hand zu geben.“ Sie schaffte dieses Wunder. Die Regierung übernahm. Und sie konnte sich zurückziehen. Maidane war zu dem Zeitpunkt ein positiver Modellfall für ganz Nepal.

In der Zwischenzeit war in Pegnitz/Nordbayern der kleine Verein „Kinder von Nepal“ gegründet worden, und zwar für das Nachbardorf Angpang, welches 2,5 Gehstunden entfernt liegt. Wolfgang Nierhoff und ich waren nach einem Himalaya-Ausflug dessen Gründer. Christine Wilhelmi hatte uns für unser Trekking beraten. Uns ging es genau wie ihr: Wir sahen eine marode Baracken-Dorfschule ohne Geld und beschlossen zu helfen.
Wir arbeiteten in Angpang sehr gut mit Kul Dhoj zusammen, dem Schwager von Hark, und gleichzeitig dem Motor für viele Neuerungen. Christine Wilhelmi engagierte ihn, um nach ihrem Abschied in Maidane nach dem Rechten zu sehen. Es war nicht leicht, weil das Kollegium dort oft uneinig war. Erst in jüngster Zeit, mit einem fast völlig ausgetauschten Lehrer-Stamm, klappt es.

Eine junge Lehrerin war von Anfang an in Maidane: Uma Karki. Sie ist heute für „Kinder von Nepal“ die große Stütze, um deutsche Spenden an fast zwei Dutzend Schulen im Umkreis zu bringen.
Uma Karki lässt mich immer Grüße an Christine Wilhemi ausrichten, die für sie und alle Menschen in Maidane wie eine Göttin ist – „Mother Christina“. Die Dankbarkeit für ihre extreme Hilfe, für den Aufbau einer richtigen Schule, ist riesengroß.

Über Christine Wilhelmi und ihren Verein „Kinder in Okhaldhunga“ konnten in all den Jahren bis zur Vereinsauflösung 2022 über eine Million Euro für Nepal gesammelt werden. Auch wenn ein Lehrer-Jahresgehalt nur bei 4000 Euro liegt, kommt bei so vielen Lehrern und der langen Unterstützung und bei allen Projekten schnell dieser Betrag zusammen.

Ich traf einmal in Angpang eine junge Frau, die mir auf dem Feldweg zum Nachbardorf Kerung entgegenkam. Sie sprach mich auf Englisch an. Sie sagte, sie war im ersten Abschlussjahrgang von Maidane und konnte danach in der entfernten Stadt Jiri, wo die Schweiz eine Landwirtschaftsschule hat, eine Agrar-Ausbildung machen. Heute, sagte sie, ist sie die Leiterin des Elternbeirats der Schule von Kerung.

Uma Karki beschreibt ihre Schule heute: „Wir haben zwölf Lehrer und 128 Schüler. Die Regierung ist noch nicht in der Lage, alle nötigen Lehrer der „Shree Navajyoti Secondary School“ zu stellen. „Kinder von Nepal“ bezahlt deshalb zwei Gehälter und unterstützt sehr arme Kinder. Im Namen aller Lehrer und Schüler bedanken wir uns zutiefst bei KvN.

Unsere Schule bietet eine durchgehende Ausbildung der Klassen 1 bis 12. Es ist eine arme Schule und sie hat Lehrermangel. Wegen der schwachen Finanzlage fehlen uns Computer und Sportgeräte. Es wäre leicht, den Bedarf der Schüler zu stillen, wenn dafür gesorgt wäre. Aber weil die nepalesische Regierung das nötige Material nicht gibt, bitten wir weiter um die Hilfe durch KvN. Im Namen der Lehrer und der Schüler danken wir „Göttin Christina“ und KvN. Wir wünschen ihnen ein langes Leben mit Gott.“ (Thomas Knauber)

19. August

Für Lehrer überwiesen wir heuer 1640 Euro nach Maidane (Sportlehrer), 2100 Euro für eine Lehrerin dort, weiter 4950 Euro für zwei Lehrer in Patle, 9000 Euro für vier Lehrer in Angpang, 1632 Euro für einen Lehrer in Bagam, 1632 Euro für einen Lehrer in Kerung und 2040 Euro für eine Lehrerin in Tekanpur.

5. August

Sushma und Udej aus Nürnberg stellten beim Südstadtfest eine Spendenbox für uns auf, als sie dort ihren Imbissstand hatten. Es kamen über 282 Euro zusammen, was im Vergleich zum Vorjahr sehr viel ist.

– Vom Gymnasium in Pegnitz kam vor den Ferien ein Anruf, dass Schüler Geld für gute Zwecke sammeln. Davon bekommt KvN 186 Euro. Und ein Schüler soll deswegen bei mir anrufen, sagte die Sekretärin, für ein Foto. Ich dachte, der arme Kerl… Er muss jetzt den Mut haben, sich bei einem Wildfremden daheim einzufinden. Aber die Sorge war unbegründet. Denn es kam ein solide gebauter Junge vom Land, mit null Scheu, und zack! – schon war das Foto gemacht.

– Michael in München schrieb eine Mail, dass sein Zahnarzt Dr. Martin Bulst sieben Computer ausrangiert, gerade mal acht Jahre alt, und sie für uns für Nepal stiftet. Uma schrieb begeistert zurück: In Maidane haben sie nur einen Computer, sie sind also alle sehr erwünscht.

So fuhr ich vorgestern zögerlich an den Stadtrand von München heran, warf erstmals im Leben mein Google-Navi an (sonst mach ich alles mit Karte) und vertraute voll der jungen Dame im Handy, ihrer netten Stimme, dass sie mich zu Michael bringt. Es war wie Harakiri: „Es geht 6 km geradeaus, dann 3 km geradeaus, dann 2 km geradeaus…“ Ich dachte, dann bin ich draußen aus München. Ich dachte auch, vielleicht hab ich die Adresse vertippt. Aber Wunder über Wunder: Ich kam an. Nach nur 19 Minuten.

Jetzt ruhen die Computer bei mir im Keller, jeder nicht unschwer. Jeder der sieben müsste nun im Handgepäck nach Kathmandu gebracht werden. Wenn also mal jemand mal nach Nepal fliegt: Sofort bei mir melden!

  1. August

Uma verteilte gerade die Spenden an die letzten verbliebenen Schulen, alles gut dokumentiert und von Utsav (man spricht seinen Namen „Utsab“) fotografiert.

Werner bekam dazwischen einen Brief von der Schulleitung von Maidane:

„Wir danken sehr für eure herzliche Unterstützung, dass ihr uns die Englischlehrerin Sunita Magar ermöglicht habt in der Grundschule und den Sportlehrer Prayas Tapa Magar in der Hauptschule. Das ist ein großer Beitrag für unser Schulleben. Denn wir bekamen bis jetzt keine passenden Lehrer von der Regierung von Nepal. Aber dank eurer ständigen Unterstützung seit 2020 für die Stelle des Englischlehrers in der Grundschule haben sich die Unterrichtsqualität dort und die Noten sehr verbessert.

Ähnlich hat der neue Sportlehrer in diesem Jahr sein Bemühen gezeigt, die Fähigkeiten der Schüler zu erweitern.  Beide Lehrer unterrichten die Kinder sehr gut. Beide sind begeistert und haben Interesse daran, Kinder zu unterrichten.

Wir sind eurem Verein „Kinder von Nepal“ sehr dankbar für diese ständige Unterstützung.“

Werner antwortete:

„Sehr geehrter Herr Direktor, danke für  Ihre Informationen! Unser Wunsch ist es, die Verbindung zwischen Ihren Lehrern und Schülern sowie „Kinder von Nepal“ zu intensivieren. Wir hoffen auf noch mehr Neuigkeiten aus Maidane. Besonders die Schüler könnten kurze Berichte in Englisch schicken. Ein Foto von ihnen wäre sehr schön, auch ein kleines Video. Das würde uns über das Leben in Maidane informieren. Und wenn die Berichte kommen, schreiben wir umgekehrt.“

  1. Juli

Uma und Utsav bekamen kein Visum für ihren Besuch. Uma ist am Boden zerstört. Aber ein Trost war ihr die Nachforschung von Sunita in Kathmandu – sie kennt nämlich eine Mitarbeiterin der Borschaft. Demnach gibt es einen neuen Abteilungsleiter, der generell alle Anträge sehr scharf beurtteilt und viele Nepalesen, die nie Visa-Probleme hatten, anlehnt.  Uma musste vier kleine auflagen erfüllen und fuhr noch einmal zur Botschaft. Dort sagte man ihr, in zwei bis drei Wochen bekommt sie Bescheid – aber erfahrungsgemäß dauert es drei Monate.

Wir müssen dann hier noch einmal die Versicherung usw bezahlen – 150 Euro.

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Unser Werner Narr, früher Lehrer und Seminarleiter von Bayreuth aus, gewann vor einiger Zeit die aktuelle Seminarleiterin Cati Otto für den Förderschwerpunkt „Lernen“ beim Förderzentrum in Hof als Mitglied. Sie übernahm auch ein Patenkind aus Kerung.

Gespräche im Seminar brachten dann so großes Interesse an unserer KvN-Arbeit,  dass von den Referendarinnen auch eine Seminar-Patenschaft in Angpang übernommen wurde.

Die Erzählungen und Bilder, die dann Raju, der Lehrer und Ehemann von Uma, von seiner Schule in Tekanpur schickte, brachten die Referendarinnen dazu, ein großes Paket für die Kinder dort zu packen  – genau für die 5 Förderkinder des KvN. Dieses Paket kam nun endlich an und wurde verteilt.

Da allerdings gerade Ferien waren, wurden die 5 Kinder von Raju in seine Wohnung eingeladen und Uma verteilte liebevoll die Geschenke. Utsav übernahm die Pressearbeit.  Die Seminar-Teilnehmerinnen erhielten die Bilder und Videos rechtzeitig zu ihrem Abschluss.

„Große Freude überall“, so Werner.

  1. Juni

Sunita telefonierte über Video zwei Stunden lang mit Uma und Utsav, um das  Online-Formular für ihr Visum (für den Besuch bei uns) ausfüllen zu helfen. Ich weiß nicht, was ein einfacher Nepalese macht, wenn er allein vor dieser Online-Anforderung steht. Am Mittwoch haben Uma und Utsav ihren Termin in der Botschaft.

Diesen Termin zu bekommen, war wochenlang nicht möglich, weil alle deutschen Botschaften gerade auf online umstellen und in der Zeit alles still lag.

….

Christine Wilhelmi, die Gründerin der Schule in Maidane,  rief gleich nach ihrem Geburtstag von Hamburg aus an: Sie lebt dort im Seniorenheim, spricht langsamer als früher, ist aber sonst so heiter wie immer. Und sie sagt: „89 wird man nicht, ohne etwas abzugeben.“ Sie freute sich, über uns immer einmal von Maidane zu hören. Und Enkelin Carlotta, die einst so mutig für Wochen nach Angpang ging, um zu unterrichten, macht gerade ihr Studium der Archäologie in Wien fertig.

Um Uma bei der Botschaft zu unterstützen, schickten wir dorthin einen Text:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben seit 2014 einen kleinen Verein, der inzwischen unterhalb vom Mount Everest 120 armen Kindern in 18 Schulen hilft und acht Lehrergehälter übernimmt. Sehr lange war der leitende Mann des kleinen Dorfs Angpang, Kul Dhoj, unser Helfer vor Ort. Aber als er sich aus Altersgründen zurückzog, war es schwer, einen Ersatz zu finden. Lehrerin Uma Karki aus der Schule im nahen Maidane war dann die einzige, die dazu bereit war.

Wir haben das in unserer Homepage www.kindervonnepal.de beschrieben: „Sie sorgt bewundernswert für die Übergabe von Schulkleidung, Schulmaterial, Jacken, Hosen, Schuhen und Rucksäcken für die Kinder – bezahlt von Paten und Patinnen oder von KvN. Ihr Einsatz ist unglaublich. Sie macht mit, weil sie selbst aus größter Armut kommt.“

Dieser Einsatz ist bewundernswert. Sie, ihr Mann Raju und ihr Sohn Utsab tragen die ganzen schweren Materialspenden, verladen sie, bringen sie über rumpelige Feldwege zu den abgelegenen Schulen, laden sie wieder aus, verteilen sie. Utsav ist dabei der Fotograf. Seine Bilder dokumentieren genau die Übergaben, was für unser Finanzamt sehr wichtig ist. Er verwaltet alles, schickt es in die Cloud und sortiert es zu.

Wir sind dafür so dankbar, dass sich KvN-Mitglieder zusammengetan haben und alles in die Wege leiteten, um Uma und Utsab eine Freude zu machen: Für zwei Wochen eine Reise zu uns. Wir hoffen, Sie können das unterstützen.“

  1. Juni

Dr. Jürgen Jäger will uns nach seinem Besuch bei Uma für eine große Spende sorgen. Und gerade kam eine Mail von der Gesamtschule in Kaarst, dass sie die Hälfte der Einnahmen eines Afrika-Tages an uns geben wollen.

  1. Mai

Auf unseren Aufruf, Werner bei der Patenbetreuung zu helfen, meldete sich Sabine Poersche aus Michelfeld, gleich neben Pegnitz.

Sie hatte in der Zeitung von „Kinder von Nepal“ gelesen, als sie sich gerade dachte: „Ich könnte mal wieder etwas Soziales tun.“ – Und schon schrieb sie uns eine Mail.

Vor vielen Jahren unterstützte Sabine den „Gnadenhof für Tiere“ in Horlach (Pegnitz). Aber nach ihrer Familiengründung musste sie ihre Tätigkeiten hier doch sehr einschränken. Zudem ist sie Mitglied bei Greenpeace und hatte bereits Patenkinder, zuerst in Brasilien und dann in Indien.

Zu Nepal ergab sich schon früher ein idealer Bezug, weil Sabine auch Christine Wilhelmi aus Hamburg flüchtig kennt. Christine ist nämlich die Gründerin der Schule von Maidane nicht weit von Angpang. Sie kam damals nach Pegnitz, um Enkelin Carlotta zu betreuen. Die lebendigen Bildberichte ihrer Nepalhilfe brachten am Ende unseren Verein „Kinder von Nepal“  auf die Welt.

Sabine will nun nicht nur die Paten mit Bildern ihrer Patenkinder versorgen, sondern kann uns auch, sagt sie, beim Kalender-Verteilen helfen oder einen Adventsstand mitbetreuen.

Beruflich ist Sabine als Bürokauffrau seit 38 Jahren bei der  US-Armee im Truppenübungsplatz Grafenwöhr im Umweltschutz tätig, zuletzt wieder ganztags.

Wenn Uma und Utsav kommen, machen wir ein kleines Treffen, um Ideen für die Zukunft zu sammeln. Sabine bringt dafür von der Kindernothilfe einen Tipp mit. Denn dort gab man vor Jahren den älteren Schülerinnen eine Kuh oder eine Ziege oder ein Stück Land oder eine Nähmaschine mit ins erwachsene Leben. Was sehr sinnvoll ist.

  1. Mai

Gestern hing ich am Telefon und Computer, beim Auswärtigen Amt in Berlin, um zu fragen, warum es nicht möglich ist (seit Wochen) online einen Termin für Umas Besuch bei der Botschaft in Kathmandu zu bekommen. Sekunden später mailte Sunita: Es hat geklappt, Uma bekam einen Termin Anfang Juni. Jetzt müsste also alles gut gehen. Sunita muss Uma noch beraten, wegen der Flüge, dass sie billige bekommt.

Jürgen brachte Uma 2500 Euro mit, für beide Flüge, auch für Utsav. Jetzt teilen wir uns das unter fünf Freunden: Bärbel, Marina, Jürgen, Werner und ich. Für jeden sind es 500 Euro.

Uma will zwischen Mitte Juli und Anfang August zwei Wochen kommen. Möglich sind 90 Tage, dafür bekam ich vom Landratsamt die Visa-Zeit.

  1. Mai

Ich wollte schon lange Bilder schicken, die Jürgen (Dr. Jäger) zeigen, zu Besuch bei Uma in Okhaldhunga. Und heute, wo ich so Kreuzweh hab (von einem kalten Wind) und es regnet und nix anderes drängt, geht es.

Jürgen hatte von Kathmandu aus eine lange 9-Std-Fahrt (im E-Bus! es gibt schon Ladestationen bis hinauf nach Okhaldhunga) in die Berge, bei schlechtem Wetter. Aber danach war er gut in Uma´s Haus angekommen, und konnte mit ihr zur Schule in Kerung fahren. Die Bilder, die Utsab schickte, zeigen ihn sehr glücklich.

Uma schreibt dazu: „Ich denke immer über „Kinder von Nepal“ nach und wie man mehr Mitglieder gewinnt. Unsere KvN-Arbeit geht gut. Als ich mit Jürgen nach Kerung fuhr, dachte ich an alle Mitglieder und ihre Hilfe.
Im Spenden-Programm (für heuer) sind nur noch 3 oder 4 Schulen zu besuchen und ich schließe das so schnell wie möglich ab.
Was ist mit der armen Schule in Taksar – kann hier die Bayreuther Gemeinschaft der dort lebenden Nepalesen helfen?

Jürgen wohnt bei mir und meiner Familie und wir sind so glücklich. Und unser Ausflug mit Jürgen war so schön und erinnernswert. Ich schicke dir Bilder. Und sehr vielen Dank für eure große Hilfe für meinen geplanten Besuch.“

  1. April

Dr. Jürgen Jäger aus Nürnberg kann die Unterlagen (Landratsamt Bayreuth; Versicherung) für Uma mitnehmen, wenn er nach Nepal fliegt und Uma besucht.

  1. April.

Thomas Knauber überweist privat 1590 Euro für verschiedene Unterstützungen: 130 für sie Schülerin Laxmee (die bei Uma wohnt), 130 für den Schüler Anil Pahari (in Patle), 300 für Anita Shresti (alleinerz., 3 Töchter, in Okh., hat einen kleinen Imbiss), 500 für Supriya (die Schwester von Samrakshak in Kath.), 260 für Maya  (die taube Mutter von Adesh in Pokh., für ihre Jahresmiete), 400 für Poonam (alleinerz. . 4 Kinder, von Sunita empfohlen, wohnt mit vier Kindern in einem kleinen Raum). Weiter 200 für Shanta für ihre Studiengebühr. Und180 Euro für Umas Kommen: 30 Gebühr im LRA und 149 Versicherungen.

  1. April

In verschiedenen Schulen bezahlen wir das Gehalt eines Lehrers oder einer Lehrerin. In der kleinen Schule von Tekanpur bei Okhaldhunga ist es neu Elija Karki. Sie unterrichtet „science“ = Wissenschaft. Rektor Sita Ram Dahal bat KvN im Oktober dringend um diese Zusatzstelle, weil seine Schule die Kinder sonst nicht komplett ausbilden kann.

Elija Karki verlor vor zehn Jahren ihren Vater, schreibt er, und hat einen kleinen Bruder, der bei ihr lebt. Sie studiert nebenbei für den Bachelor. Sie hat kleine Kinder gern „und arbeitet hart und liebt das unterrichten“. Werner bat sie, ab und zu etwas aus der Schule zu berichten, auch über die Schüler.

  1. April

Werner gab jetzt an Uma weiter, dass er sich mehr Echo von den unterstützten Schülern, Lehrern und Rektoren wünscht – im Gegenzug zu den Spenden. Jede Schule könnte z. B. einen Ombudsman angeben, der den Kontakt zu uns hält, und ein bisschen über sein Dorf berichtet, von Festen oder von der Ernte. Auch wenn es nur kurze Berichte sind, gibt es eine Verbundenheit.

Aber Uma betont, dass die Kinder in ihrer armen Gegend kaum Handys haben. Und der Funkverkehr ist oft durch das Wetter gestört und den Stromausfall. Aber sie will versuchen, mit den Lehrern und Rektoren darüber zu sprechen.

Sportlehrer nötig

Uma gab den Wunsch des Rektors von Maidane weiter, der Schule einen Sportlehrer zu bezahlen. Denn bei regionalen Volleyball-Wettkämpfen waren die Schüler immer im Nachteil, weil sie nur zwei Wochen Training bekommen. Der Kassenstand gibt diese 1640 Euro Jahresgehalt her.

Nepalhilfe aus Bayreuth

In Bayreuth gibt es eine Community von Nepalesen, etwa 15 Frauen und Männer. Vor drei Jahren gründeten sie einen Verein, um in Nepal zu helfen. Ich sprach gestern mit ihnen (es sind lauter gute Menschen) als Erfahrungsaustausch. Uma hatte ich im Vorfeld darüber informiert. Sie schlug vor, dass sich dieser Verein „Nepal Chautari“ um die armen Kinder der kleinen Dorfschule Taksar (3 Std  zu Fuß von Okhaldhunga entfernt, auf halbem Weg nach Maidane) kümmert. Denn diese Kinder einer armen Sherpa-Region sind sehr schlecht dran.

Aber Manoge Kumar von „Nepal Chautari“ erklärte, dass die Bergdörfer des Himalaya oft gut versorgt sind, weil die vielen Touristen dort ihre Hilfsvereine einsetzen. Doch Nepal hat viel mehr „dunkle Seiten“, sagte er, auch im Flachland nach Indien. Deshalb sollte man vielleicht hier helfen.

Kalender für 12 Euro

Werner regt an, unseren Kalender künftig für 12 Euro anzubieten. Und das 13. Blatt soll künftig im Wechsel die Schulen vorstellen, wo wir helfen. Auch sollen wir mehr von Nepal (Menschen, Tempel, Dörfer) zeigen, nicht nur immer Bergfotos.

  1. April, Hauptversammlung

Der Zoom funktionierte und elf Mitglieder schalteten sich zu. Auch Uma und Utsav nahmen teil, obwohl es für sie schon 23 Uhr war.

Es war eine sehr schöne Stunde für Uma, weil sie endlich einige unserer Mitglieder sah, und sehr schön für uns, weil wir von ihr und Utsav gleich ein Echo auf unsere Vorschläge bekamen.

Es stand eine Neuwahl an, bei der alle bisherigen Amtsinhaber einstimmig bestätigt wurden: Vorsitzender Thomas Knauber, vertreten von Wolfgang Nierhoff. Kassier auch Thomas Knauber, Schriftführung Katharina Nierhoff und Revisor Ralf Richter.

  • Werner Narr mehr Echo von den unterstützten Schülern. Alle Zuhörer fanden das sehr gut, weil die Schüler so die Kommunikation lernen. Aber Uma und Utsab betonten, dass die Kinder in ihrer armen Gegend kaum Handys haben. Und der Funkverkehr ist oft durch das Wetter gestört und durch Stromausfall.
  • Uma gab vor einer Woche den Wunsch des Rektors von Maidane an mich weiter, der Schule einen Sportlehrer zu bezahlen.

In Bayreuth gibt es eine Community von Nepalesen, etwa 15 Frauen und Männer. Sie gründeten einen Verein, um in Nepal zu helfen, und würden ihre Hilfe gern KvN anschließen. Was können sie tun? Bettina Borst dachte wie ich, dass sie wegen ihrer Auslandserfahrung gute Ratgeber für die College-Abgänger wären. Aber Uma sagte, es ist viel wichtiger, armen jungen Schülern zu helfen, die überhaupt Probleme haben, an Bildung zu kommen. Sie beschrieb ein sehr armes Dorf im Sherpa-Gebiet, Taksar, 3 Stunden von Okhaldhunga entfernt, wo die Schule dringend unterstützt werden sollte.

Michael Studen wünschte sich mehr Porträts im Kalender, wie heuer das Mädchen auf dem März-Blatt. Ich  hörte auch schon von Bayreuther Käufern die Bitte, nicht nur Schneeberge zu zeigen, sondern mehr von Nepal.

Roman Maier sagte, er braucht den Kalender als Verteiler viel früher, nicht erst Ende November. Genauso geht es mir als Verteiler. Aber bisher gab es immer unerwartete Hindernisse.

Uma und Utsav bedankten sich am Ende für die große Unterstützung durch „Kinder von Nepal“; und wir bedankten uns umgekehrt für ihre unendliche Mühe mit dem Verteilen der Spenden.

Uma lernt schon Deutsch und versprach, sie lernt weiter: „Beim nächsten Zoom-Meeting kann ich deutsch mit euch sprechen!“

  1. Februar

Sunita lernte eine arme Mutter in Sauravs Stadt bei Lumbini, in einem Dorf 20 Min entfernt, kennen, die mit 4 Kindern in einem Raum mit 3 x 4 m lebt.  Die Mutter putzt und verkauft Gemüse, um zu überleben. Der Vater ist in Malaysia und gibt im Jahr nur 100 Euro. Wir unterstützen sie künftig.

Dafür fällt der geförderte Junge Adesh (17) in Pokhara weg, weil noch nicht klar ist, wie er weiter geht. Sunitas Schwester beobachtet ihn.

  1. Februar

Werner hatte um die Jahreswende durchgerechnet, wie viel Geld wir heuer für die Kinder-Unterstützung brauchen – 16 000 Euro. Uma hatte ihm weitere arme Schüler genannt, so das es jetzt über 100 Kinder sind.

Und ich sagte Uma, wie viel Geld wir damit noch für Lehrergehälter haben, wenn wir eine Rücklage bei uns lassen: Es sind etwa 22 000.  Diese 22 000 Euro teilte Uma dann auf in die Schulen (Angpang 4 Lehrer, Patle 2, Maidane, Bagam, Kerung und Tekanpur je 1 Lehrer).

Ich hatte dazwischen Mitglieder gefragt, ob sie Werner unterstützen können bei der Schulbetreuung. Es waren genügend bereit. Aber Werner hat einen Sohn Tino, der sehr computerfit ist, und er klügelte einen Weg aus, dass diese Spenden-Übergabe-Bilder von Utsav direkt in eine Auflistung fließen.

Jetzt hat aber Utsav nur einen lahmenden Computer, sonst macht er alles mit seinem Handy. Werner beschloss deshalb, ihm einen Computer zu schenken, den Tino hier vorbereitet (= die Auflistung eingeben) – und Werner bringt ihn im Herbst hin, wenn er Uma und Utsav besucht. Dann bekommt Utsav eine Blitzschulung.

Ich möchte auch im Oktober wieder nach Nepal fliegen. Wer da mitkommen will – gleich mal einplanen. Bärbel und Toni aus Auerbach machten es z. B. parallel zu mir im Oktober 23, weil sie ein Patenkind sehen wollten, das ihr Eine-Welt-Verein unterstützt, und auch das Patenkind, das sie selber unterstützen. Sie sind Rentner und ich dachte, sie halten Kathmandu nicht aus, all das Gewirre und den Staub. Aber wir trafen uns und sie winkten fröhlich ab: null Problem.

Uma ist nur zu bewundern. Mit Utsav und ihrem Mann Raju bemüht sie sich, alles Verteilen zügig hinzubekommen. Und unsere Tipps aus der Ferne zu berücksichtigen.

Unser Kalenderverkauf lief sehr gut. 20 blieben übrig. Ich danke allen Helfer-innen überall für ihren Einsatz. Und wenn jemand ein kleines Geschäft weiß, das ihn im Herbst auslegt – gleich ansprechen. Ich sah das z. B. bei Jürgen in Ottensoos. Seine Friseurin hatte einen Stuhl an die Tür gestellt, Kalender drauf, Schild dazu – und 10 Kalender waren weg.

Ich hatte hier in Pegnitz einen kleinen KvN-Bericht in der Zeitung und der Wirt eines kleinen Gasthauses sprach mich an: Er wird 85 und will keine Geschenke, alle seine Gäste sollen für KvN spenden. Bei ihm, in der „Frischen Quelle“ in Steinamwasser, stelle ich dann künftig auch Kalender hin. Da kommen immer Tausend Leute vorbei wegen des Musikanten-Abends jeden Mittwoch.

 

Lehrerin Uma Karki erzählt ihr Leben

Ich bat Uma Karki (rechts), die in der Nachfolge von Kul Dhoj alle unsere Spenden so gut an die Kinder weitergibt, einmal aus ihrem Leben zu erzählen.

„Ich wurde am 5. 11. 2040 (nach unserem Kalender 1993) in Okhaldhunga geboren. Mein Vater ist Ganesh Bahadur Karki und meine Mutter Pabitra Karki. Wir sind sieben Kinder.
Meine Eltern waren Bauern und ihre finanzielle Lage war sehr schwach.

Meine Schule begann, als ich fünf Jahre alt war. Als ich in der 5. Klasse war, hatte mein Vater nicht genug Geld, die Schulgebühr zu bezahlen und er wollte deshalb meine Ausbildung abbrechen. Aber meine Lehrer sagten ihm, dass seine Tochter die beste Schülerin ist. Ich selbst hatte ihn nicht zu überzeugen versucht, aber nach dem Lehrergespräch konnte ich bleiben.

Unser Haus stand auf einem flachen Berg. Eines Tages kam es nachts zu einem großen Erdrutsch. Mein Vater rettete die ganze Familie vor den Geröllmassen. Aber unser ganzes Land war verschwunden, wovon wir das Bisschen für unser Überleben geerntet hatten. Für einige Monate lebten wir in einem brüchigen Schulzimmer, in Milanchautara Dhuske.

Danach stand ich sehr vielen Familienproblemen gegenüber. Mein Lehrer gab mir ein ganz kleines Stipendium, aber es war nicht genug. Niemand unterstützte mich und meine Familie hatte eines Tages kein Papier. Aber ich musste meine Hausaufgaben machen. Mein Vater hatte kein Geld, Papier zu kaufen. Ich schrieb auf dem Deckel des Schulbuchs und gab es meinem Lehrer für die Korrektur.

In dieser schweren Zeit machte ich den SEE-Abschluss. Ich wollte Krankenschwester werden. Aber wegen unserer Familiensituation zerbrach dieser Traum. Dann begann ich, in die 11. Klasse zu gehen, in die Erziehungs-Richtung, mit einem Stipendium. Nach der 12. Klasse begann ich, in Maidane zu arbeiten anstatt die Bachelor-Klassen zu besuchen. Aber ein paar Monate später konnte ich doch den Bachelor-Weg gehen, gleichzeitig in Maidane unterrichten und nach drei Jahren den Bachelor abschließen.

Als ich 18 Jahre alt war, begann ich, in Maidane zu arbeiten. Nach zwei Jahren heiratete ich Raju Baniya. Ich schickte mein ganzes Gehalt heim zu meinem Vater. Er kaufte davon Essen, Kleidung und bezahlte für seine Rente ein.

Im Jahr 2063 (2006), am 20. April, wurde mein Sohn Utsab geboren. Ich nahm ihn mit nach Maidane und  arbeitete weiter. Wir lebten dort lange in einem gemieteten Zimmer, weil ich kein Haus hatte. Als Utsab drei Jahre alt war, gab ich ihn in die Lali Guransh English-School in Okhaldhunga, in den Kindergarten dort.

Als er sechs Jahre alt war, kaufte ich ein kleines Stück Land in Okhadhunga. Aber es war teuer. Ich bezahlte 15 Lakh dafür (ein Lakh ist 100 000 Rupi = heute etwa 700 Euro, damals mehr). Ich brauchte auch ein Haus, hatte aber nicht genug Geld und ging zur Bank für einen Kredit, um es fertig zu bauen. Insgesamt kostete das 70 Lakh. 30 konnte ich geben und 40 sind immer noch offen (in Nepal sind die Kreditzinsen extrem hoch, über 30 %) . Mein ganzes Gehalt und das meines Mannes (er ist auch Lehrer) fließen da hinein. Deshalb ist nicht genug Geld für Utsab´s Studium da. Ich denke immer, ich bin nicht in meinem Haus, sondern im Haus der Bank. Es ist nicht mein Haus, aber ich will es zu meinem machen. Aber meine finanzielle Lage ist sehr schwach.

Der  Feldweg nach Maidane ist immer gefährlich. Jedes Mal habe ich Angst vor Bären, Tigern und Leoparden. Wenn ich von Maidane nach Okhaldhunga will, nehme ich manchmal einen Kleinbus. Dafür muss ich 600 Rupi (4,30 Euro) bezahlen.

Als ich in Maidane zu unterrichten begann, wurde bald auch die 10. Klasse eingeführt (alle kleineren Schulen wie Angpang haben nur acht Klassen). Ich war Lehrerin für die Grundschul-Klassen, unterrichtete jetzt aber auch die 10., 11. und 12. Klassen: 16 Jahre lang die 12. Klassen sowie 10. Klassen, und fünf Jahre 10 + 2 ( = mit zwei praxisbezogenen Jahren, hier in Maidane in der sozialen Richtung). Aber ich bekam nur 1,5 Jahre lang das Gehalt der oberen Stufen. Ich unterrichtete 14,5 Jahre lang mit dem Grundschulgehalt.

Ich bin sehr glücklich, weil ihr mir jetzt die Aufgabe gegeben habt, mich um arme Schüler zu kümmern. Ich denke immer an meine Kindheit, wenn ich die KvN-Hilfe an die armen Kinder übergebe.

Ich liebe meinen Vater und meine Mutter sehr. Mein Vater ist jetzt 87 Jahre alt, meine Mutter ist 85 Jahre. Sie sind meine Inspiration. Ich respektiere meinen Vater und meine Mutter immer, weil ich meine jetzige Stellung durch einen Bauern erhalten habe.

Das ist meine Geschichte bis heute. Manchmal werde ich sehr traurig, wenn ich darüber nachdenke.“

Wanderung mit Kul zum Pikey (4067 m)

Eine Reise nach Angpang im Herbst 2019

Sechs Jahare vorher durften meine Frau und ich (Michael Studen) dieses faszinierende Land Nepal mit seinen wundervollen Menschen kennenlernen. Damals beschränkte sich unsere Reise auf Land, Menschen und Kultur, aber das war der Beginn einer wunderbaren Beziehung. Ich hatte das  starke Bedürfnis, mich hier mehr zu engagieren. Der Himalayakalender von „Kinder von Nepal“, den ich im gleichen Jahr zu Weihnachten geschenkt bekam, war dann der Anlass, dem Verein beizutreten.

Über die Jahre wurde meine Neugier zu Angpang, Kul, seiner Familie und den kleinen und großen Einwohnern von Angpang  immer größer, so dass ich mich zur Jahreswende 2018/19 dazu entschloss, nach Angpang zu reisen, um mir selbst ein Bild zu machen und mich inspirieren zu lassen.

Vorbereitung 

Anfang Oktober stehen die letzen Vorbereitungen  an (Reiseapotheke, Bekleidung, Gepäck, Mitbringsel aussuchen etc.) und die Spannung steigt. Kul schreibt mir, dass er mit seiner Trekkinggruppe aus Mustang zurück ist und auf mich in Kathmandu wartet, am Flughafen  – ein gutes Gefühl, wenn man diesen wuseligen Flughafen kennt.

Der Besitzer des nepalesischen Restaurants „Yak und Yeti“ im Münchner Westen, der selbst ein Nepali aus Chitwan ist, berichtet gerade, dass in den kommenden Tagen das Lichterfest Tihar landesweit in Nepal beginnt. Es ist ein Dank (auch Ernte- und Tieredank)-Fest, bei dem sehr gute Laune herrschen muss. Am 2. Tag, das ist dann der 26.10., ist „Kukur Tihar“; das Dogfestival zu Ehren der Hunde 🙂

Und dann ist es soweit: nach monatelanger Planung sitze ich am 24. Oktober um 16:55 Uhr im Flugzeug. In Kathmandu angekommen, halte ich kurz mein Blatt mit der Aufschrift “Kul” hoch und schon treffen sich unsere Blicke. Wir begrüßen uns landestypisch mit “Namaste” und besteigen ein Taxi. Er schenkt mir einen wunderschönen Tagetes-Blumenkranz. Kul ist sehr freundlich und wir unterhalten uns angeregt. Es ist gleich ein angenehmes Vertrautheitsgefühl vorhanden, obwohl wir uns zuvor noch nie begegnet sind.

Der Verkehr, der Lärm und der Staub sind gigantisch. Immer wieder hupt es von allen Seiten und auch noch so enge Straßen, die bei uns Einbahnstraße wären, werden beidseitig befahren. Es gleicht einem Wunder, dass nichts passiert.

Nach dem Check-in in einem kleinen, aber feinen Hotel machen wir noch eine kurze Lagebesprechung für die nächsten Tage.

Dann begleitet mich Kul noch zum nahen „Garden of Dreams“, der ein Kleinod der Stadt, eine Ruheoase sein soll. Die Besucheranzahl und der nach innen dringende Straßenlärm, der durch das stete Hupen und das Trillern des Polizisten untermauert wird, geben einen etwas anderen Eindruck. Obwohl der wunderschön angelegte Garten und seine Gebäude , die von Österreichern unterstützt wurden, sehr schön sind.

Leichtsinnigerweise hatte ich mich von Kul schon verabschiedet und so war ich auf dem Rückweg zum Hotel ziemlich schnell im Labyrinth des Viertels verloren. Im zweiten Anlauf, mit Glück und durch den freundlichen Hinweis einer Sicherheitskraft eines benachbarten Hotels bin ich dann doch noch heimgekommen. Danach gab es erstmal ein WhatsApp Telefonat in die Heimat und eine Siesta.

Nachdem ich morgen bereits um 4:30 Uhr abgeholt werde, gibt es nur noch ein Abendessen im Haus mit wunderbaren Momos und es heißt, früh zu Bett gehen.

Morgens um halb fünf…. – Der Weg ist das Ziel

Um halb fünf Uhr am kommenden Morgen werde ich von Kul in einem kleinen Taxi abgeholt und zu einem grösseren Jeep (geschätzt aus den 60zigern) gefahren, in dem auch Kuls jüngster Sohn Ashok, seine Tochter Kalpana, eine Cousine und ein weiterer Fahrgast zusteigen. So wenig Verkehr gibt es nur um diese Zeit. Es dauert dann aber in der Tat 10 Stunden, bis wir Angpang erreichen inkl. 4 Stopps. Frühstück mit spicy Curry um 8 Uhr, Dhal Bat um 11 Uhr. Auf z. T. unwegsamen Wegen mit herrlichen Ausblicken (an Schlafen ist nicht zu denken, dafür werden durch stete Ausgleichsbewegungen Po- und Beinmuskulatur super trainiert) geht es auf der letzten Strecke stetig bergan bis auf fast 3000 m und uns eröffnet sich urplötzlich nach Aufreissen der Wolkendecke ein traumhafter Blick auf die ersten Himalaya-Riesen. Und da ist auch er: der Mount Everest, dunkel am Horizont abgezeichnet und auch der Manaslu. Vergessen ist die lange Reise und das Ziel Angpang ist nicht mehr weit.

Erste Erkundungen und Akklimatisation

Ich habe relativ gut geschlafen, war 1 x wach und das zweite Mal beim (verfrühten) Krähen des Hof-Hahnes. Um 8 Uhr bekomme ich ein tolles, von Kul frisch zubereitetes, riesiges Müsli mit frischem Obst, inkl. rotem, nepalesischen Apfel. Dazu leckeren nepalesischen Kaffee, der dem arabischen Kaffee ähnelt, süss und mit viel Milch. Allgemein bekomme ich ständig etwas zu Essen oder zu Trinken angeboten, was total nett ist, aber einfach zu viel.

Kalpana führt mich dann über das Anwesen und ich lerne die Hoftiere (2 Büffel, Ziegen, Hühner inkl. Küken), das Ackerland, umgeben von der unbeschreiblich schönen Natur und den Bergen, einen nahegelegenen Hindutempel und die kleine Möbelfabrik (das macht Kul´s ältester Sohn Mekh) und die Webmanufaktur der Frauen (beide wegen der Festwoche des Lichterfests geschlossen) von außen kennen. Die Weberei ist ein Staatsprojekt zur Förderung der Einnahmen der Frauen. Immer wieder begegnen wir freundlichen Dorfbewohnern- ich sage mir: ich muss wenigstens ein bisschen Nepalesisch lernen. Und ein paar Worte und kleine Sätze gelingen nach einiger Zeit zu meiner Freude und der der Adressaten 😊.

Daheim bei Kul – zu Hause bei Freunden

Bei Kul zu Hause zu wohnen bedeutet Familienleben pur. Ich werde so herzlich von der gesamten Familie inklusive Kalu, Kuls Frau, empfangen und willkommen geheissen, wir sprechen Englisch mit der jüngeren, mit Händen und Füßen mit der älteren Generation. Trotzdem fühlt man sich verstanden und direkt wohl.

Das kleine Anwesen ist sehr schön und grosszügig angelegt und ich habe ein eigenes Zimmer mit Blick ins Tal. Die Toilette, ein Erdklo, liegt quer über den Hof und der Waschraum neben dran, allerdings keine Dusche und kein warmes Wasser: back to the roots. Im Zimmer gibt es auch keine Heizung und da es nachts sehr kalt wird, bekomme ich gleich 2 Decken. So lässt es sich aushalten.

Ich mache alleine einen kleinen Ausflug über Kuls Anwesen und bin fasziniert von der ländlichen Umgebung, der Schönheit der Natur und der Ruhe, die hier herrscht. Plötzlich und unerwartet habe ich das Gefühl, verfolgt zu werden. Als ich mich umdrehe, blickt die kleine siebenjährige Anusha mit großen strahlenden Augen zu mir auf. Fasziniert von meinem Fotoapparat, mit dem ich begeistert schon etliche Fotos geschossen habe, zeige ich ihr ein paar Bilder. Als sie einen Schmetterling auf meinem Foto entdeckt, ruft sie begeistert „Putali“, wieder ein neues Wort gelernt und eine kleine Freundin gewonnen. Anusha begleitet mich auf meinem weiteren Erkundungsgang und sie hat, wie auch ich, sichtlich Freude daran.

Der Tag neigt sich dem Ende zu und am Abend gibt es ein leckeres Abendessen, es gibt Dhal. Ich bekomme noch abgekochtes Wasser zum Trinken und Zähneputzen und ich falle dann um 22 Uhr erschöpft, aber glücklich ins Bett.

Das Tihar-Fest erreicht Angpang

Heute mache ich mit Kul einen Ausflug ins Dorf. Wir besuchen zunächst einen kleinen Hindutempel, der sich gerade im Wiederaufbau befindet. Er beherbergt einen heiligen Stein, zu dem mir Kul die Geschichte des eigensinnigen Kalbes erzählt, das immer wieder verschwunden ist, um letztlich hierher an diesen Ort zu kommen. In 2 Wochen soll mit einem Fest der Tempel wiedereröffnet werden. Es ist geplant, dass hier zukünftig auch Tierjunge zur Welt kommen sollen.

Der weitere Spaziergang führt uns zum Community-Haus, gleichbedeutend mit einem Gemeindehaus. Hier entstand vor nicht allzu langer Zeit die erste Privatbank Angpangs, eine Initiative von Kul. Sie hat begonnen, billige Kredite zu vergeben, die den Einwohnern helfen, Investitionen zu tätigen und Gewinne zu generieren, v.a. im landwirtschaftlichen Bereich. Eine tolle Initiative, die bereits jetzt Früchte trägt: Angpang ist schon heute ein wohlhabenderes Dorf im Distrikt Solokhumbu. Die Belegschaft und die Amtsträger lerne ich anschließend alle persönlich kennen.

Derweil werden vor dem Community-Haus die letzten Vorbereitungen für das Tihar-Fest getroffen, eine Puja, bei uns zu vergleichen mit einem (Ernte)Dankfest.

Am Spätnachmittag geht’s dann los. Kul und ich sind die letzten Gäste, uns werden Ehrenplätze zugewiesen und wir werden persönlich vom Moderator über Mikrophon mit freundlichen Worten und einem Begrüssungsschal willkommen geheissen. Jugendliche tanzen zu dröhnender Musik alte und neue Tänze. Zum Schluss werden dann alle aus dem Publikum aufgefordert mitzutanzen, auch ich. Es ist eine fröhliche Runde und es herrscht ausgelassene Stimmung, die noch lange andauert.

Am Abend und selbst in der Nacht um 3 Uhr kommen Jugendliche mit laut aufgedrehter Musik vors Haus und hören erst auf, wenn sie Geld bekommen. Erinnert ein bisschen an Halloween.

Ruhetag – Leben auf dem Lande

Ich verbringe den heutigen Tag mit den Kindern und Enkelkindern Kuls auf dem Hof mit Fussball spielen und nepalesischen Wurfspielen. Da immer noch Tihar-Fest ist, gibt es Ceel, ein aus Reis gepresster und gebackener Ring, der sehr lecker schmeckt.

Nebenbei werde ich noch Zeuge, wie Sudharsan von seinem Vater Mekh die Haare geschnitten bekommt. Dazu bekommt er einen Plastikumhang umgehängt und mit einem Haarschneider kann’s dann losgehen. Geht schnell und ist deutlich preisgünstiger als in Deutschland 😉.

Wie angenehm einfach die Dinge hier sein können. Das bemerkte ich bereits in der Früh, als beim Waschen das Wasser letzlich nur noch tröpfelte (der Nachbar hatte die Quelle gleichzeitig angezapft). Kurzerhand füllte Kul einen riesigen Behälter, der einen Wasserhahn an tiefster Stelle hat, mit Wasser auf und stellte ihn über Kopfhöhe und schon war das Problem gelöst. Das Wasser war selbstverständlich kalt.

Geht alles, man muss nur die richtige Einstellung dazu entwickeln- die Nepali leben es vor.

Kul erzählt stolz von der organischen bzw. chemiefreien Ernährung in Angpang. Angebaut werden hier vor allem Kartoffeln, Mais und Getreide. Allerdings kein Reis, dafür aber Kiwis 😊.

Tihar-Zeremonie Tag bei Kuls Familie

Der große Tag versetzt alle bereits seit gestern in Aufregung und die Spannung heute steigt. Ständig kommen Verwandte und bringen Essen, Blumengirlanden und -kränze aus „Marygold“. Kalu, Kuls Frau und seine Tochter Kalpana schneiden und kochen ohne Unterlass riesige Portionen Essen. Alle Frauen sind in sehr schöner und edler traditioneller Tracht gekleidet.

Start sollte um 10 Uhr sein. Nach Nepali-Time geht es dann um 12:30 Uhr los.

Das Tahir-Fest soll dem Wohlbefinden und dem Wohlstand dienen. Die eigentliche Zeremonie, die zunächst von Kalpana durchgeführt wird, findet im Aufenthaltsraum der Familie statt. Begonnen wird mit den Jüngsten bis hin zu den Ältesten. Letztere Zeremonie erfolgt durch Kuls Schwester. Unter Letztgenannten darf auch ich mich wähnen, was aussergewöhnlich und einzigartig ist, nicht nur für mich, sondern auch für die Nepali. Nachdem wir das jeweilige Alter geklärt haben, werde ich kurzerhand zu Kuls älterem Bruder erklärt. Trotz der Ehrfurcht, die ich für die Zeremonie empfinde, haben wir alle sehr viel Spass; ich fühle mich sehr geehrt und bin stolz, daran teilnehmen zu dürfen. Bunte Tikkas auf der Stirn, schöne farbenfrohe Schals und prächtige Blumenkränze zieren uns und sind ein unvergessliches Bild.

Dann gibt es das Festessen (Reis, Hühnchen, Dhal, Ceel, Obst, Kokosnuss und Süsses).

Der Tag klingt mit bester Stimmung und vielen Fotos aus.

Am nächsten Tag geht es dann auf Trekkingtour zum 4067 m hohen Pikey Peak als höchstem Punkt.

Pikey Peak Trekking Tour

Trekking Tag 1: Von Dhab Bazar nach Jhapre

Da Kalpane und Ashok am Samstag bereits zu Studium bzw. Arbeit zurück nach Kathmandu fahren und Kalu aufgrund eines Arzttermins mitnehmen, verabschieden wir uns traurig. Aber ich bin froh, neue Freunde gewonnen zu haben und es geht mit gepacktem Rucksack im Jeep nach Dhab Bazar. An diesem Aussichtspunkt hatte ich am Anreisetag bereits den tollen Himalaya-Blick.

Der Rucksack ist relativ schwer (mit ca. 15-18 kg schwerer als der von Kul) und wir wandern bei fast sommerlichen Temperaturen los. Nach einer Stunde gibt es die erste Stärkung mit Tee und Nudelsuppe, bevor es für die letzten 3 Stunden bei Sonne und drückender Last immer wieder bergauf zum ersten Etappenziel auf 2800 m in Jhapre geht. Ich hätte doch nicht eine fast komplette Medikamenten-Notfallausstattung mitnehmen sollen….

Jhapre ist toll gelegen. Die Menschen sind sehr nett, die Unterkunft ist einfach, aber zweckmäßig: kleine Holzhäuschen, gebaut aus Sperrholzplatten mit frischer Luft durch Fenster-, Tür- und Bodenritzen. Gott sei Dank gibt es 2 Decken und meine Wärmeflasche 😉.

Um 20 Uhr gehe ich nach einem leckeren Dhal ins Bett. Ab 0:00 Uhr ist die Nachtruhe vorbei, die Kälte zieht dann doch trotz zweier Decken, Wärmeflasche und Fleecejacke in den Schlafsack. Ich ziehe eine Skimütze auf und verbringe eine unruhige Nacht.

Es ist schon extrem, wie warm es tagsüber in der Sonne und entsprechend kalt nachts werden kann.

Trekking Tag 2: Von Jhapre nach Lhamuche

Um 6:30 Uhr stehe ich auf. Bevor wir losmachieren, schauen wir uns noch das kleine buddhistische Kloster nebenan an. Wir bekommen eine kleine Führung und sehen uns alles genau an. Vor allem die vielen bunt eingewickelten Schriftrollen faszinieren mich.

Dann geht es stetig bergauf, vorbei an riesigen Rhododendronbäumen und -büschen sowie unzähligen wunderschönen Wiesen mit Enzian bis auf letztlich 3200 m, wo uns Nima und die zehnjährige Nachbarstochter Angie empfangen. Es gibt Bratkartoffeln und Omlett, dazu einen Milchtee mit Ingwer; das tut nach der ganzen Anstrengung gut.

Der Tag klingt bei stürmischem Wind aus. Und so urig die Unterkunft auch ist – auch hier fegt der Wind durch zahlreiche Fugen. Aber nunmehr 3 Decken und 4 Lagen Ober- und 2 Unterbekleidung sowie meine Skimütze und meine Wärmeflasche lassen mich nicht frieren 😊.

Trekking Tag 3: von Lhamuche zum Pike Base Camp (PBC)

Um 7 Uhr gibt es Frühstück, das wir bei strahlendem Sonnenschein vor dem Haus einnehmen und um 7:45 Uhr brechen wir auf. Es geht durch dichte Rhododendronwälder vorbei an Stupas, Mani Walls und anderen Gebetsstätten, bei denen auch wir kleine Gaben aus der Natur hinterlassen, um die Götter für uns wohl zu stimmen.

Nach steilem Anstieg machen wir Rast inmitten einer Yauriherde- wunderschöne Tiere mit tollem Fell. Ein Jungtier ist ganz interessiert an meinem abgelegenen Rucksack und findet gar kein Ende mehr mit dem Beschnuppern; ein herrliches Bild.

Um 11 Uhr erreichen wir Pikey Base Camp auf 3650m Höhe. An einen Aufstieg auf den Pikey-Gipfel ist bei stark aufkommendem Nebel nicht mehr zu denken. Deshalb machen wir nach einem leckeren Essen mit gebratenem Reis nur noch eine kleine Akklimatisationstour bis auf ca. 3800m und kehren wieder zum Base Camp zurück. Dabei kommen wir an einer Baustelle vorbei, wo eine komfortable Lodge entstehen soll. Wir unterhalten uns mit den Arbeitern und bekommen wie selbstverständlich eine Tasse Tee.

Ja, und dann kommt es 1. anders und 2. als ich gedacht habe. Kul macht mir den Sonnenuntergang am Mt. Everest schmackhaft und ehe ich mich versehe, nehmen wir den Pikey-Gipfel um 16 Uhr in Angriff. Toll, ganz ohne Gepäck und nur mit Kamera und Stöcken ausgestattet, schaffen wir es tatsächlich in 45 min auf den Gipfel auf 4067 m Höhe. Der Mt Everest ist leider wolkenverhangen nicht zu sehen, dafür zeigen sich aber andere Gipfel wunderbar in voller Schönheit. 30 min dauert dann der Abstieg zum PBC, der allerdings aufgrund der Dämmerung  etwas schwieriger zu finden ist.

Zum Abendessen, zu dem sich weitere Deutsche gesellen, gibt es Dhal Bat und nachdem nur noch Nepalesen (inkl. mir, gehöre trotz Sprachbarriere auch schon irgendwie dazu) in der Küche sitzen, gibt es Livemusik vom angeheiterten Hausherrn, der seinen hausgemachten Alkohol verkostet hat; alle haben ihren Spaß und der Tag klingt langsam aus.

Trekking Tag 4: Vom PBC nach Solodudhkundu

Einmal Pikey und Mount Everest ist keinmal. Also machen wir uns um kurz nach 5 Uhr erneut zum Pikey-Gipfel auf, um diesmal den Sonnenaufgang im Himalaya und insbesondere am Mount Everest anzuschauen. Trotz Übermüdung lohnt sich der Aufstieg absolut. Wir beobachten mit noch zwei weiteren deutschen Zweiergruppen einen traumhaften Sonnenaufgang, der für ewig in Erinnerung bleiben wird – was für eine gewaltige und beeindruckende Szenerie! Was für ein Statement ist dieser majestätisch anmutende Mt. Everest!

Die Übermüdung und die 2 Aufstiege (der 2. dauerte nur ca. 40 min), muss ich auf dem weiteren Weg nach Solodudhkundu büßen. Meine Beine sind bei erneutem Rucksackgepäck schwer und mein Tempo langsam. Durch dichte, teilweise stark bemooste Wälder erreichen wir auf steinigem Auf und Ab unser Ziel, die traditionelle Peakey Yak Lodge auf ca. 3550 m, die einen sehr netten Eindruck macht. Wir bekommen köstliches lokales Essen serviert. Und Luxus pur: es gibt eine richtige (westliche) Toilette auf dem Gang im Haus!!

Der Ausblick auf die teils karge, teils herbstlich bewaldete Umgebung ist wunderschön. Und immer wieder diese Ruhe, herrlich. Fix und fertig für heute mache ich ein kleines Nickerchen im Sonnenschein.

Und am Abend habe ich zum ersten Mal Sherpa-Stew, eine leckere Gemüsesuppe mit Kartoffeln und selbstgemachten Nudeln und ein Tibet-Brot bzw -Fladen, den ich auch schon zum Frühstück hatte.

Trekking Tag 5: Von Solodudhkundu nach Junbesi

Die Bäuerin, die die Alm und Hütte derzeit allein bewirtschaftet, da ihr Mann seit Tagen eine entlaufene Kuh sucht, bereitet uns ein gutes Frühstück und dann geht es bei strahlend blauem Himmel um kurz vor acht Uhr weiter.

Zunächst steil bergan bis auf nochmal 3800 m Höhe, wo wir nach ca. 1,5 Stunden Rast auf der Pamu-Hochebene machen. In der Sonne liegend und in absoluter Stille präsentiert sich uns noch einmal das Himalaya-Gebirge, aber der Mt. Everest leider nicht, da in Wolken liegend; einfach fantastisch! Ein Bild, das sich bei mir tief eingegraben hat. Alle 10-15 min. können wir in der Ferne den Flugverkehr zwischen Kathmandu und Lhukla beobachten, wenn die Flugzeuge über den Lamjura-Pass fliegen.

Nach eineinhalbstündigem Marsch durch einen gemischten Eichenwald erreichen wir immer steil bergab über Geröll, Steinplatten- und -stufen sowie Waldboden das Dorf Taktor, das auf 2800 m liegt. Nach kurzer Stärkung mit Tee und Nudelsuppe marschieren wir zunächst bergauf und dann wieder bergab und nach zwei Stunden erreichen wir unser Tagesziel Junbesi auf ca. 2880 m Höhe, ein Dorf, welches von der Hillary-Stiftung unterstützt wird.

Wir beziehen eine idyllisch und heimelig gelegene Lodge mit wunderschönem Blumenmeer im Garten, die nicht nur eine Bäckerei hat (und leckere Zimtschnecken macht), sondern sogar eine Dusche und Zimmer mit eigenem WC – nach 5 Tagen Trekking Luxus pur.

Trekking Tag 6: Klosterbesuch nahe Junbesi

Ausgeruht nach angenehm langer Nacht und einem leckeren Müsli mit frischem Apfel und Tibet-Brot mit Marmelade und Honig, machen wir uns auf zu einem nahegelegenen Kloster. Über einen schönen Pfad und zuletzt einen Feldweg erreichen wir nach gemütlicher eineinhalbstündiger Wanderung die am Hang gelegenen Häuser.

Ein wunderbarer, friedlicher und inspirierender Ort. Ca. 150 Nonnen und Mönche leben hier verstreut über den Hang, inmitten von unzähligen Gebetsfahnen, die kreuz und quer aufgespannt sind. Im Zentrum befindet sich ein altes und ein neues Kloster. In Ersterem erleben wir eine Gebetszeremonie, in der v. a. Nonnen ihre Mantras sprechen. Die Stimmung lässt mich ehrfürchtig und besinnlich werden, obwohl ich kein Wort verstehe. Wir geben eine Geld-Opfergabe. Den Gebetsschal, den wir auch gespendet haben, erhalten wir von einem Mönch gesegnet zurück. Ausserdem bekommen wir einen Sundi, eine Art Gebetsband gesegnet um den Hals gehängt.

Nach einigen Ritualen unsererseits, in dem wir uns vor den Heiligtümern und Hoheiten verneigen, besuchen wir das alte Kloster, in dem es derzeit ruhig ist. Lediglich 3 Nonnen bereiten eine tibetische Medikation vor, die draussen rhythmisch mit einem Sprechgesang im Takt trocken geschüttelt wird.

Witzigerweise führt uns während unseres Besuches ein Bewohner Angpangs herum und gibt uns ebenso bereitwillig Auskunft wie die Mönche.

Nach Besichtigung der Grossküche (solche Pfannen und Töpfe habe ich noch nie gesehen), erhalten wir Tee und Gebäck und zum Schluss noch ein Lunchpaket. Wir sehen, wie Käse fertiggestellt wird, ebenso die Butterkerzen, die im Nebenraum Luft, Wände und Decken verräuchern.

Es ist unglaublich, welche Ruhe und Energie dieser Ort versprüht. Tief beeindruckt und beseelt treten wir den Rückweg an.

Nach einer leckeren und üppigen Nudelsuppe und einer warmen Zimtschnecke klingt der Ruhetag aus, bevor wir uns am Morgen wieder auf den Weg machen.

Trekking Tag 7: Von Junbesi nach Ringmu

Um kurz nach 8 Uhr setzen wir unseren Trek fort. Mit Gebetsschals verabschiedet, starten wir gemütlich und wandern stetig bergauf. Da es am Vortag heftig geregnet hat, ist der Untergrund recht schlüpfrig und die Last auf dem Rücken gestaltet den Anstieg auch nicht einfacher, zumal mein Magen heute ein wenig rebelliert; die gestrige Extra-Portion Chilli war wahrscheinlich doch ein wenig zu viel des Guten.

Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir durch wunderschöne Pinienwälder eine Hütte, von der man bei guter Sicht bis zum Mt. Everest sehen kann. Heute ist jedoch Fehlanzeige, da dichte Wolken die Sicht versperren und Regen ankündigen.

Wir stärken uns mit einem Tee und weiter geht´s. Zur Mittagszeit kehren wir auf dem Weg in einer alten Hütte bei Einheimischen ein, was in zweierlei Hinsicht eine gute Entscheidung ist: 1. haben wir Hunger und der Weg ist noch weit und 2. fängt es an zu regnen (glücklicherweise nur für die Dauer unserer Rast 😊).

Nach sechseinhalb Stunden erreichen wir unser letztes Ziel Ringmu. Die letzten 500m gehen steil bergauf, gekrönt von einer langen eisernen Hängebrücke; Indiana Jones lässt grüssen…. Auf dieser befestigen wir unsere Abschiedsschals, die gute Dienste auf unserem Weg geleistet haben. Nach hinduistischen Glauben soll das ein gutes Omen sein, da darunter ein heiliger Fluss strömt, gespeist aus einem heiligen See in Tibet.

Erschöpft nehme ich noch einen leckeren Ingwer-Lemon-Honig-Tee zu mir und mache erstmal eine Stunde Siesta. Wie üblich, wärmen wir uns am Ofen im Aufenthaltsraum auf, bevor ich auf Empfehlung von Kul eine nepalesische Pizza esse: „Die bekommst Du sonst nicht und morgen gibt’s von mir wieder ein selbst zubereitetes Dhal Bat.“ Diese Tomaten-Käse-Pizza war sehr lecker und total saftig; eine echte Alternative zur italienischen, sehr zu empfehlen!

Trekking Tag 8: Von Ringmu nach Angpang

Bei strahlend blauem Himmel machen wir uns vor dem Heimweg noch zu Fuss und ohne Gepäck (herrlich!) auf nach Tagsindula, einem Aussichtspunkt zwischen dem Solokhumbu-Tal in Richtung Khumbu-Tal. Von dort geniessen wir einen traumhaften Rundumblick vom Vorhimalaya-Gebirge bis zu den Himalaya-Riesen. Etwas davon entfernt steht ein Krematorium und eine neu errichtete, sehr schöne Stupa.

Nach unserer Rückkehr in die Lodge nehmen wir Abschied von zwei liebgewonnenen Haus- und Hoftieren – einer Katze, die es sich schon während meines Frühstücks auf meinem Schoß bequem gemacht hatte, und einer süssen jungen Mischlingshündin, die sehr anhänglich und verspielt ist.

Vorsorglich für 9 Uhr hatte Kul einen Jeep bestellt, der aber erst um 11:45 Uhr Nepali-Zeit eintrifft. Macht nichts, derweil beschäftigen wir uns mit der niedlichen Hauskatze und dem drolligen Hund des Nachbarn.

Mit dem Jeep geht es dann in Richtung Phablu, der Regierungsstadt des Distrikts. Auf unwegsamem Untergrund und sehr holprig führt unser Weg aber zunächst zum Chewang- Kloster. Das Kloster wird gerade renoviert, aber wir werden nach dem Mittagessen des Lamas,- er ist eine Reinkarnation jenes alten Mönches, der der Vater der jungen, sechsjährigen Lama-Reinkarnation von Junbesi ist -, empfangen. Letzteren hatten wir leider verpasst, da er schon nach Kathmandu weitergezogen ist.

Es ist schon unbeschreiblich, wie uns dieser hochgebildete, liebenswerte und gutmütige Mann empfängt und seinen Segen ausspricht (alles in perfektem Englisch, auch die Frage, ob man Deutscher und auf einem Trek ist). Beeindruckend und mir fehlen die Worte.

Beeindruckt und erneut beseelt fahren wir weiter nach Phablu (eine schon deutlich grössere Stadt mit Flughafen!), wo ich zum ersten Mal Wasserbüffel- Momos esse, lecker😋. Merke ich mir gleich für meine Rückkehr ins „Yak und Yeti“ in München 😉

Nach einer weiteren Stunde sind wir wieder in Angpang. Es ist ein Stück weit wie heimkommen: alles ist vertraut, die Verwandtschaft und Nachbarn grüssen freundlich und auch die Kinder freuen sich, dass wir wieder zurück sind. Ich lerne auch schon ein paar Lehrer der Schule kennen, die allesamt ebenfalls sehr nett und interessiert sind. Nur Kalu und die Kinder sind leider nicht da, weil in Kathmandu. Das stimmt auch Kul traurig.

Meine Vorfreude auf den Schulbesuch morgen steigt😊.

Zum Abendessen bereitet Kul ein herzliches Dhal Bat zu. Voller schöner und eindrucksvoller Eindrücke geht es dann ins Bett.

Schulbesuch bei den Kindern von Angpang

Nach relativ langer und geruhsamer Nacht, gehen wir nach dem Frühstück zur Schule von Angpang. Ich bin überwältigt und beschämt zugleich, als sich 112 Kinder aus 8 Klassen für uns in Reih und Glied aufstellen und uns klatschend begrüssen, immer wieder angetrieben von ihren Lehrern. Doch das ist erst der Anfang. Daraufhin kommt ein Schüler nach dem anderen nach vorne und überreicht Kul und mir mit einem „Namaste“ einen Blumenkranz aus Marygoldblüten, die Kleinen auch einzelne Blüten und Schals. Es sind so viele, dass ich teilweise gar nichts mehr sehen kann und die Blumenkränze mir immer wieder abgenommen werden müssen. 122 mal erwidere ich das „Namaste“ und bedanke mich mit einem „Dhanyabad“ und bekomme ein strahlendes Lächeln; Gänsehaut pur. Daraufhin überreiche ich jedem einzelnen Schüler, die sich wieder in Reih und Glied aufgestellt haben, meine mitgebrachten Süßigkeiten, die Kul aufgrund der großen Anzahl der Schüler aufgefüllt hat. Auch das Lehrerkollegium geht nicht leer aus.

Nachdem der Schulhof sich wieder geleert hat, besuchen wir die einzelnen Klassen. In der 8. Klasse bekomme ich von einem Jungen einen zu einem Vogel zusammengefalteten Geldschein, den ich beschämt annehme, dann aber dem Schulleiter als kleine Spende weitergebe.

Wir sitzen noch eine ganze Zeit mit dem Kollegium zusammen im Lehrerzimmer, bestehend aus 12 Lehrern und Lehrerinnen, wovon 7 von unserem Verein bezahlt werden. Überhaupt ist der gesamte Gebäudekomplex inkl. Schulklassen wahnsinnig beeindruckend und es ist faszinierend zu sehen, was Kul hier beim Bau geleistet hat. Nach gegenseitiger Vorstellung interessiert mich, warum sie Lehrer geworden sind und was ihre Zukunftswünsche sind. Die Antworten reichen von Passion, Berufung bis zu purem Einkommen und Sicherung der Existenz. Ich blicke hierbei in strahlende, aber auch ernste und besorgte Gesichter. Jeder möchte hier auf seine Weise persönlich weiterkommen.

Eine bewegende Begegnung mit den Kindern und Lehrern in der Schule von Angpang.

Nach dem Schulbesuch machen wir noch einen Abstecher zur kleinen Möbelfabrik des Dorfes, wo auf Bestellung Möbel angefertigt werden. Mekh lernte dieses Handwerk in seiner Zeit in den Emiraten. Tolle Arbeit und prima, dass es diese Arbeit gibt und damit Einkünfte beschert. Im Showroom darf ich mich dann von der Qualität der Möbel inklusive Probesitzen überzeugen.

Am Spätnachmittag besuche ich noch die Gesundheitsstation, die von einem Lehrer 24 Stunden/Tag betreut wird (exklusive Schulzeit von 10-16 Uhr und Freizeit). Er ist in seiner Heimatstadt für 2 Jahre zum Ersthelfer ausgebildet worden und hat offenbar gute Grundkenntnisse in der medizinischen Erstversorgung. Auf dem Weg nach Hause schaue ich noch kurz in die Weberei, die eine weitere gute Einnahmequelle bietet. Ich bin beeindruckt von den Räumlichkeiten und den Ergebnissen der Produktion.

Zum Abendessen gibt es ein letztes Mal Kuls selbst zubereitetes, leckeres Dhal Bat, bevor es früh ins Bett geht. Morgen heisst es um 5 Uhr aufstehen.

Abschied von Angpang und Rückfahrt nach Kathmandu

Um 4:30 Uhr stehe ich auf, der Jeep soll uns um 6 Uhr Nepali-Zeit abholen, d.h. er kommt um 6:45 Uhr und damit ist er noch recht pünktlich. Ich werde sowohl am Haus von Kul von den Verwandten als auch am Treffpunkt des Jeeps von Einheimischen herzlich und mit schönen Schals verabschiedet.

Schade, dass die Zeit vorüber ist….

Es folgen mehrere Stopps an den üblichen Kontrollstationen und es geht teils holprig, teils auf mehr oder weniger ausgebauter Strasse gen Kathmandu.

Unterwegs opfern wir an einem geheimen, heiligen Ort unsere Sundis von der Reise und es überkommt mich ein Ansturm von Erinnerungen von meiner unbeschreiblich schönen und beeindruckenden Reise nach Angpang.

Wir machen 3 x Rast zur Stärkung und zum Vertreten der Beine. An einer Stelle liegt ein lebloser Leopard am Strassenrand: abgestürzt, vergiftet?

Bereits in den Vororten ist der Verkehr der Wahnsinn, immer wieder Stopps und kuriose Szenen. Einmal steigt ein fröhlicher Fahrer sogar aus und rangiert das Fahrzeug eines Fahranfängers von einer Brücke, sodass der Verkehr wieder fliesst; unfassbar, real und effektiv. Tiere wie Hunde und selbst Kühe beobachten das Chaos in aller Seelenruhe mitten auf den Straßen.

Nach insgesamt 11,5 Stunden und nochmaligem Fahrzeugwechsel (Jeeps dürfen nicht überall in die Stadt) erreiche ich mein Hotel. Eine Fata Morgana, die zur Realität wird: nach 17 Tagen ein weiches Bett, eine eigene Toilette und warme Dusche, die ich sofort in Beschlag nehme. Danach noch ein kleines Abendessen und ab ins Bett, herrlich😊.

Teil 2 der Rückreise

Nach erholsamer Nacht und Frühstück werde ich von Kul um 9 Uhr abgeholt und wir fahren zum Shopping nach Thamel. Thomas vom Verein hatte mir bereits eine Einkaufsliste gegeben😉. Wir schlendern durch relativ ruhige Strassen (es ist Samstag und damit Feiertag), die hauptsächlich von Touristen besucht werden, und erledigen erfolgreich unsere Einkäufe. Ich bewundere noch die vielen schönen Stupas und wunderschönen Häuser mit ihren brillanten Holzschnitzereien.

Ein letztes Mal nehmen wir beide gemeinsam unser Mittagessen auf einer schönen Dachterrasse eines Cafés ein.

Schon komisch, dass ich in 24 Stunden wieder in einer ganz anderen Welt sein werde. Ich freue mich schon sehr auf meine Frau, die Kinder, Mutter und Hund. Die 18 Tage haben mich mit Kul sehr zusammengeschweißt und man kann sagen, dass wir Freunde geworden sind.

Zum Abschied überreicht er mir noch einen sehr schönen Schal (in rot-weiß , ob er sich daran erinnert hat, dass ich ein roter (FC Bayern und FC Liverpool) Fan bin?😉). Nach herzlichem Abschied geht es weiter mit der üblichen Prozedur im Flughafen: Check-in, Security Check, Pass- und Bordkarten-Kontrolle, Warteraum und dann ist Boarding.

Rückflug nach München

Nach zweimal ca. 5,5 Stunden Flug mit 2,5 Stunden Aufenthalt in Doha, lande ich überpünktlich und 20 min vor der geplanten Zeit in München. Die Flüge inklusive der Wartezeit in Doha habe ich fast komplett verschlafen. An der S-Bahnhaltestelle empfangen mich meine Frau und unser Hund und es gibt beim Frühstück erstmal jede Menge zu erzählen.

Der Rest des Tages verläuft wie in Trance und ich falle am Abend hundemüde, voller Bilder und Erinnerungen ins Bett.

Resümee

Eine wunderbare Reise in eine ganz andere Welt ging zu Ende. Die unfassbare Weite und Stille des Vorhimalaya werden mir in Erinnerung bleiben, genauso wie die Schönheit der Natur und der Himalaya-Riesen, allen voran der majestätisch anmutende Mt. Everest; meine Kindheitsträume davon lebten intensiv auf.

Aber etwas anderes wird mich noch lange bewegen: Auch wenn der Fortschritt in Nepal Gott sei Dank weiter vorangeht, so gibt es dennoch v. a. auf dem Land einen grossen Reichtum an Tradition und menschlicher Werte. Ich werde die vielen strahlenden Gesichter und die Gastfreundschaft von Kul, seiner Familie, den Mitbewohnern Angpangs und in Nepal nicht vergessen und werde weiter mit ihnen verbunden bleiben.

Ich kann jeden, der diese Erfahrungen erleben und spüren möchte, ermuntern, sich auf den Weg nach Angpang zu machen: Ihr werdet mit offenen Armen empfangen und kommt reich an Erfahrung und – noch schöner -, an neu gewonnenen Freundschaften zurück.

Zum anderen hat mich während meines Aufenthaltes insbesondere beeindruckt, dass heutzutage noch Menschen anzutreffen sind, v.a. fremde Menschen, die einem nicht nur mit authentischer Freundlichkeit gegenüber treten, sondern auch mit Wertschätzung und echtem Interesse. Eine wunderbare Erfahrung, die m. E. speziell in Deutschland häufig schon abhanden gekommen ist.

Etwas, was uns noch abhanden gekommen ist (war es jemals existent?), ist Bescheidenheit und Dankbarkeit. Wir leben in der westlichen Welt nicht nur im puren Luxus und Überfluss und sind uns darüber hinaus noch nicht einmal dessen bewusst. Gerade meine Reise nach Nepal hat dies im täglichen Leben massiv verdeutlicht.

Ich blicke zufrieden und glücklich und mit einem Lächeln auf diese schöne Zeit zurück und hoffe, immer wieder Momente davon in dem hektischen Alltagstrubel unserer westlichen Welt abrufen zu können.

Und wieder lächle ich😊

Dr. Michael Studen

Blick aufs Jahr 2022

Hier der KvN-Jahresbericht für 2022. Erst 2023 kommen wir wieder persönlich in alle Dörfer. Vorher bremste Corona.

Januar

Kul schreibt, dass die kleine alte Schule von Mude zwei Regierungslehrer bekam, aber Patale keinen für seinen Hauptschulbereich.

Von den KvN-Geldern an ihn, die immer im Frühjahr überwiesen werden, schlägt er vor, einen Teil auf sein Privatkonto zu geben. Dann spart sein Nepal-Verein (den er vor Jahren extra für unsere Hilfsaktion gegründet hat) Steuern. Er bittet um 7000 Euro schon jetzt im Januar, weil einige Lehrer ihr Gehalt früher wünschen, um vor dem Schulbeginn im April Nötiges zu kaufen. Wir schicken 7000 Euro. Sie kommen aber nicht bei ihm an. Zum Verbleib haken wir immer wieder nach, bis ins Frühjahr 2023. Erst dann klärt sich der Verbleib auf der Bank, verursacht durch ungenaue Transferangaben.

Kul hat in Angpang einen neuen kleinen Schultrakt fertiggestellt und eine Toilette gebaut.

Er macht sich Sorgen: Er tut zu viel für sein Dorf und andere Leute und zu wenig für seine Familie.

In Maidane ist eine Solarleuchte in der Gesundheitsstation defekt.

Februar

Kul berichtet von einem krebskranken Mann, dem er aus KvN-Überschussgeldern des Vorjahres half. Aber das Geld kam zu spät. Alle teuren Behandlungen, die die Familie vorher unternahm, waren auch umsonst. – Weiter gab er KvN-Geld an einen armen Mann, dem beim Essen etwas im Hals stecken geblieben war. Er konnte so nach Kathmandu ins Krankenhaus kommen, starb aber dort.

Kuls kleiner eigener Hilfsverein (= unser Partner für die Geldüberweisungen)  muss 900 Euro Steuern bezahlen. Kul empfindet das als sehr hoch.

März

Johnny Siewert aus Hamburg kommt als junger Englischlehrer für vier Wochen nach Angpang.

Kul kandidiert für die Wahl des Ward-Inspektors ( = Aufsicht über etwa 8 bis 12 Dörfer), die in sieben Wochen stattfindet.

April

Kul beendet ein Landwirtschafts- und ein Management-Training. Er hofft, dadurch künftig im Gemüseanbau besser vorgehen zu können. Für die Wahl rechnet er sich Chancen aus.

Mai

Kul erhält ein Paket von einem Paten aus Pegnitz, der schon verzweifelte, weil es so lang nicht ankam. Kul muss dafür 50 Euro Zoll bezahlen. Es ist gedacht für Lehrerin Uma Karki, die es zu einem Schulkind in Patale bringt.

Kul verliert die Ward-Wahl mit nur zwei Stimmen Differenz. Seine Unterstützer in den Dörfern sind perplex. Aber er kann sich um ein Amt für „Dorfentwicklung“ in der Municipality bewerben (ca 20 000 Einwohner umfassend). Kul: „Da habe ich große Chancen, unsere Dörfer voranzubringen.“ Da hat er den Bereich unter sich, der Streitereien schlichtet, bevor sie gerichtslastig werden.

Juni

Ein 5-Tage-Training von Kindergarten-Betreuern endet. Neun Schulen schickten  ihr Personal dorthin. Die Schulung geht noch drei Semester lang weiter.

Juli

Reinhold Mischau, Unternehmer in Nürnberg, hat schon einmal enorm für „Kinder von Nepal“ gespendet und schreibt: „Ich werde auch dieses Jahr den Verein mit 15 000 Euro unterstützen können. Das wird aber leider nicht reichen, um alle Ausgaben zu finanzieren. Ich hoffe, Du findest noch weitere Spender.“

Werner Narr hat jetzt 76 geförderte Kinder zu verwalten. Er lobt Uma Karki und ihren Sohn Utsab für ihre immer so herzliche Geldübergabe. Sie machen es „in großartiger Weise“. Kul zieht sich zurück – aus allen seinen sozialen Aufgaben.

Kul schildert kurz Unwetterschäden: Straßen sind überflutet und Berghänge abgerutscht.

Ich bekomme von der Schöck-Stiftung viel Sympathie für unseren Verein, muss aber viele Fragen beantworten, bevor sie eine Unterstützung zusagt. Ich gebe all die Fragen an Kul weiter. Zum Beispiel zum Biokartoffel-Verkauf der Dörfer in Kathmandu. Kul sagt: Es war ein Versuch ohne Erfolg. Denn die Städter sparen. Das „bio“ ist ihnen egal, sie suchen nur billige Kartoffeln.

Oder der Wunsch der Stiftung, alle Lehrer an die Regierung zu geben zum Bezahlen. Kul erläutert: Es ist sehr schwer. Vor Jahren stellte die Regierung in Aussicht, zwei Lehrergehälter zu übernehmen. Aber den Zuschlag dafür bekamen andere Dörfer, weit entfernt.

Er will jetzt in seinem Municipality-Amt mehr Druck machen. Früher bezahlte er einige Grundschullehrer in Angpang selbst, von seinem Trekking-Gehalt. Aber jetzt hat er nur seine Landwirtschaft. Und die Ernte war schlecht. Es gab weniger Kartoffeln und Mais als 2021. „Die Menschen hier werden irgendwie überleben“, schreibt er, „aber ein Einkommen zu haben, ist im Moment wirklich hart.“

Er überlegt und überlegt, wie er seine Schule in Angpang (125 Kinder) für immer erhalten kann. „Ich muss irgendeine Lösung finden, auch für meine Familie und das Dorf.“

August

Kul ist im entfernten Biratnagar, um für vier Tage eine Justiz-Schulung zu machen. Von hier beantwortet er weitere Fragen der Stiftung: Können die Eltern Geld geben, um einen Lehrer zu bezahlen? „Sie können im Moment nicht einmal einen kleinen Beitrag leisten. Sie haben kein Einkommen. Die Kartoffelernte reicht gerade fürs Überleben einer Familie.“

Kul sucht auch nach einem Landwirtschafts-Training. Mit holländischer Unterstützung begann er selbst schon eines für 300 Familien. Aber dann kam sein neues Amt und er wurde ausgegliedert – obwohl er jetzt viel dafür hätte tun können. Er wünscht sich, dass alle 1000 Familien eines Wards ( = Dorfverwaltungsbereich) einbezogen werden, wenn wieder so eine Schulung kommt.

Sein Ward Nr. 8 (Westhälfte von Angpang) hat 92 Familien, der Ward Nr. 9 (Osthälfte) 108.

September

Kul verschlägt es die Sprache, dass er in Angpang drei oder mehr Lehrer (KvN bezahlt bisher fünf) in den Regierungssold umstellen soll, wie es ihm die Schöck-Stiftung vorschlägt. „Was ihr entscheidet, muss ich akzeptieren. Ich besprach das schon mit der Regierung, aber es gibt kein Zeichen für eine Lösung.“

Er könnte zwei Klassenstufen streichen oder Kombiklassen bilden. „Oder ich finde einen Unterstützer, oder ich bezahle die Gehälter selbst.“

Die Regierung erhöht jedes Jahr die Gehälter ihrer Lehrer. Die KvN-Lehrer dagegen bekommen 70 Euro weniger im Monat. „Das Beste wäre, ihr bezahlt weiter die fünf Lehrer. Dann können wir alle Fächer anbieten.“

Kul will Walnuss-Bäume pflanzen. Freunde begannen mit 40 Stück. Er plant mehr. Die Regierung gibt dafür einen Zuschuss, der nicht zurückbezahlt werden muss.  Kul will ein Projekt daraus machen und eine eigene Farm dafür anmelden.

Studentin Ellis Maier aus Innsbruck, deren Onkel Roman Maier bei uns Mitglied ist, lernt bei einem praktischen medizinischen Jahr in Nepal ein krebskrankes Mädchen kennen, Ranjana (6). Um ihr die Operation zu ermöglichen (3000 Euro), bekommt sie Hilfe von PayPal und von uns.  Mitglieder spenden 500 Euro. Die Summe kommt zusammen.

Kul geht dem örtlichen Gouverneur zur Hand und lernt das Amts-Wissen.

Die Schulen schließen für vier Wochen wegen des Dashain-Festes (in der Bedeutung wie unser Weihnachten) und des Tihar-Festes (Lichterfest).

Kul erntet vom Mais, was die Bären übrig ließen. Er muss Weizen und Hafer säen.

Er und seine Frau Kalu sind etwas krank. Er beobachtet rundum die Familien, wie es nach Corona weitergeht. Jeder ist unglücklich, weil das Einkommen fehlt.

Auch die Dorfbank von Angpang leidet, weil alle Kunden seit einem halben Jahr ihre Einlagen abholen.

Oktober

Kul pflügt für die Weizenaussaat bis zum Monatsende. Danach bringt er Gras trocken unter, als Winterfutter für die Büffel.

Für Dashain ist seine ganze Familie gekommen, aber eine nahe Verwandte, eine schwangere Frau von 38 Jahren, stirbt. Deshalb feiert niemand.

November

Die Schule beginnt wieder. Kul hatte wegen der Wahl keine Zeit, für den pensionierten Rektor von Angpang einen Ersatz zu finden (d. h. einen Regierungslehrer) und bemüht sich jetzt.

Assistenzarzt Dipendra verlässt die Gesundheitsstation von Angpang (er will ins Ausland oder nach Kathmandu); Janaki ist seine Nachfolgerin.

In Nepal finden nationale Wahlen statt. Kul wundert sich, dass die Freiheitspartei doch einige Sitze bekam. Er ist für die nationale Partei.

Werner schickt einen Paten-Rundbrief mit der Bitte, auch im nächsten Jahr wieder Kinder zu unterstützen.

Weiter schreibt er: „Uma hat mir von zwei Kindern berichtet, die unter Bäumen leben. Sie organisierte für sie bei der Stadt Okhaldhunga  ein Haus, ohne Dach und ohne Fenster, wo sie jetzt mit ihrer Oma leben. Unterdessen hat sie auch ein Zinkdach organisiert und mir im Video die Situation gezeigt.
Beide Kinder gehen in Okhaldhunga in die Schule und ich werde die Patenschaft übernehmen. Da die Ernährung knapp ist, bekommt Uma jetzt schon die 260 Euro, damit sie über die Zeit kommen.“

Dezember

In Pegnitz hatten wir einen Marktstand mit Nepal-Kunsthandwerk bei einer Gärtnerei, danach in einem historischen Felsenkeller und jetzt zum Advent vor der Kirche. Dort kommen sensationell 1750 Euro zusammen. Aber der Gewinn ist nicht so groß, weil auch der Einkauf in Nepal teurer geworden ist. Die Händler dort schlagen auf, um die Corona-Flaute auszugleichen.

Unser Kalender wird wieder von vielen Helfern verteilt. Dafür kann man nur einen großen Dank sagen. Er regt manche Käufer an, zu spenden oder ein Pate zu werden.

Wir unterstützen auch zwei arme Kinder in Pokhara. Aber der Junge Yug Shah  bekam ein Stipendium in Indien, so dass seine Paten jetzt ein kleines Mädchen unterstützen, Nikita Paliyar.

Und Adesh Regmi, der – von seiner Patin ermöglicht – in ein Internat ging, um aus seinen so beengten Verhältnissen zu kommen, erwies sich doch nicht als der große Lernende. Er kehrt zurück in eine normale Schule und soll eine Lehre machen.

Die Schöck-Stiftung regt den Kontakt mit dem österreichischen Verein „Roots for life“ an, mit Carola Gosch. Ein Zoom-Gespräch bringt eine Zusammenarbeit bei der Schüler-Förderung in Angpang und dem nahen Ghunsa. Ihr Fernziel ist, gemeinsam in Salleri (26 km weiter) ein Mädchen-Hostel für begabte College-Schülerinnen einzurichten. Wir nehmen aber später davon Abstand, weil die Arbeit dafür bei uns bleibt. Und wir sind eh als Zwei-Mann-Team überlastet.

Werner gleicht unsere Unterstützung der armen Kinder an jene von „Roots“ an: Wo es geht, geben wir jetzt Schulmaterial und Essen statt Geld.

Werner vollbringt das ganze Jahr über eine große Leistung, alle Kinder ordentlich zu verwalten, den Paten ihre Fotos und Videos zu schicken und mit Uma und Kul zu telefonieren. Auch unterstützt er privat immer wieder.

Er stellt jetzt die Förderung der High-School- und College-Anwärter (in Kathmandu und Salleri) um: Jeder der Jugendlichen muss sich mit einem Antrag dafür bewerben. Dann sieht Werner ungefähr, wie die Lern-Eignung ist.