Lehrerin Uma Karki erzählt ihr Leben

Ich bat Uma Karki (rechts), die in der Nachfolge von Kul Dhoj alle unsere Spenden so gut an die Kinder weitergibt, einmal aus ihrem Leben zu erzählen.

„Ich wurde am 5. 11. 2040 (nach unserem Kalender 1993) in Okhaldhunga geboren. Mein Vater ist Ganesh Bahadur Karki und meine Mutter Pabitra Karki. Wir sind sieben Kinder.
Meine Eltern waren Bauern und ihre finanzielle Lage war sehr schwach.

Meine Schule begann, als ich fünf Jahre alt war. Als ich in der 5. Klasse war, hatte mein Vater nicht genug Geld, die Schulgebühr zu bezahlen und er wollte deshalb meine Ausbildung abbrechen. Aber meine Lehrer sagten ihm, dass seine Tochter die beste Schülerin ist. Ich selbst hatte ihn nicht zu überzeugen versucht, aber nach dem Lehrergespräch konnte ich bleiben.

Unser Haus stand auf einem flachen Berg. Eines Tages kam es nachts zu einem großen Erdrutsch. Mein Vater rettete die ganze Familie vor den Geröllmassen. Aber unser ganzes Land war verschwunden, wovon wir das Bisschen für unser Überleben geerntet hatten. Für einige Monate lebten wir in einem brüchigen Schulzimmer, in Milanchautara Dhuske.

Danach stand ich sehr vielen Familienproblemen gegenüber. Mein Lehrer gab mir ein ganz kleines Stipendium, aber es war nicht genug. Niemand unterstützte mich und meine Familie hatte eines Tages kein Papier. Aber ich musste meine Hausaufgaben machen. Mein Vater hatte kein Geld, Papier zu kaufen. Ich schrieb auf dem Deckel des Schulbuchs und gab es meinem Lehrer für die Korrektur.

In dieser schweren Zeit machte ich den SEE-Abschluss. Ich wollte Krankenschwester werden. Aber wegen unserer Familiensituation zerbrach dieser Traum. Dann begann ich, in die 11. Klasse zu gehen, in die Erziehungs-Richtung, mit einem Stipendium. Nach der 12. Klasse begann ich, in Maidane zu arbeiten anstatt die Bachelor-Klassen zu besuchen. Aber ein paar Monate später konnte ich doch den Bachelor-Weg gehen, gleichzeitig in Maidane unterrichten und nach drei Jahren den Bachelor abschließen.

Als ich 18 Jahre alt war, begann ich, in Maidane zu arbeiten. Nach zwei Jahren heiratete ich Raju Baniya. Ich schickte mein ganzes Gehalt heim zu meinem Vater. Er kaufte davon Essen, Kleidung und bezahlte für seine Rente ein.

Im Jahr 2063 (2006), am 20. April, wurde mein Sohn Utsab geboren. Ich nahm ihn mit nach Maidane und  arbeitete weiter. Wir lebten dort lange in einem gemieteten Zimmer, weil ich kein Haus hatte. Als Utsab drei Jahre alt war, gab ich ihn in die Lali Guransh English-School in Okhaldhunga, in den Kindergarten dort.

Als er sechs Jahre alt war, kaufte ich ein kleines Stück Land in Okhadhunga. Aber es war teuer. Ich bezahlte 15 Lakh dafür (ein Lakh ist 100 000 Rupi = heute etwa 700 Euro, damals mehr). Ich brauchte auch ein Haus, hatte aber nicht genug Geld und ging zur Bank für einen Kredit, um es fertig zu bauen. Insgesamt kostete das 70 Lakh. 30 konnte ich geben und 40 sind immer noch offen (in Nepal sind die Kreditzinsen extrem hoch, über 30 %) . Mein ganzes Gehalt und das meines Mannes (er ist auch Lehrer) fließen da hinein. Deshalb ist nicht genug Geld für Utsab´s Studium da. Ich denke immer, ich bin nicht in meinem Haus, sondern im Haus der Bank. Es ist nicht mein Haus, aber ich will es zu meinem machen. Aber meine finanzielle Lage ist sehr schwach.

Der  Feldweg nach Maidane ist immer gefährlich. Jedes Mal habe ich Angst vor Bären, Tigern und Leoparden. Wenn ich von Maidane nach Okhaldhunga will, nehme ich manchmal einen Kleinbus. Dafür muss ich 600 Rupi (4,30 Euro) bezahlen.

Als ich in Maidane zu unterrichten begann, wurde bald auch die 10. Klasse eingeführt (alle kleineren Schulen wie Angpang haben nur acht Klassen). Ich war Lehrerin für die Grundschul-Klassen, unterrichtete jetzt aber auch die 10., 11. und 12. Klassen: 16 Jahre lang die 12. Klassen sowie 10. Klassen, und fünf Jahre 10 + 2 ( = mit zwei praxisbezogenen Jahren, hier in Maidane in der sozialen Richtung). Aber ich bekam nur 1,5 Jahre lang das Gehalt der oberen Stufen. Ich unterrichtete 14,5 Jahre lang mit dem Grundschulgehalt.

Ich bin sehr glücklich, weil ihr mir jetzt die Aufgabe gegeben habt, mich um arme Schüler zu kümmern. Ich denke immer an meine Kindheit, wenn ich die KvN-Hilfe an die armen Kinder übergebe.

Ich liebe meinen Vater und meine Mutter sehr. Mein Vater ist jetzt 87 Jahre alt, meine Mutter ist 85 Jahre. Sie sind meine Inspiration. Ich respektiere meinen Vater und meine Mutter immer, weil ich meine jetzige Stellung durch einen Bauern erhalten habe.

Das ist meine Geschichte bis heute. Manchmal werde ich sehr traurig, wenn ich darüber nachdenke.“

Wanderung mit Kul zum Pikey (4067 m)

Eine Reise nach Angpang im Herbst 2019

Sechs Jahare vorher durften meine Frau und ich (Michael Studen) dieses faszinierende Land Nepal mit seinen wundervollen Menschen kennenlernen. Damals beschränkte sich unsere Reise auf Land, Menschen und Kultur, aber das war der Beginn einer wunderbaren Beziehung. Ich hatte das  starke Bedürfnis, mich hier mehr zu engagieren. Der Himalayakalender von „Kinder von Nepal“, den ich im gleichen Jahr zu Weihnachten geschenkt bekam, war dann der Anlass, dem Verein beizutreten.

Über die Jahre wurde meine Neugier zu Angpang, Kul, seiner Familie und den kleinen und großen Einwohnern von Angpang  immer größer, so dass ich mich zur Jahreswende 2018/19 dazu entschloss, nach Angpang zu reisen, um mir selbst ein Bild zu machen und mich inspirieren zu lassen.

Vorbereitung 

Anfang Oktober stehen die letzen Vorbereitungen  an (Reiseapotheke, Bekleidung, Gepäck, Mitbringsel aussuchen etc.) und die Spannung steigt. Kul schreibt mir, dass er mit seiner Trekkinggruppe aus Mustang zurück ist und auf mich in Kathmandu wartet, am Flughafen  – ein gutes Gefühl, wenn man diesen wuseligen Flughafen kennt.

Der Besitzer des nepalesischen Restaurants „Yak und Yeti“ im Münchner Westen, der selbst ein Nepali aus Chitwan ist, berichtet gerade, dass in den kommenden Tagen das Lichterfest Tihar landesweit in Nepal beginnt. Es ist ein Dank (auch Ernte- und Tieredank)-Fest, bei dem sehr gute Laune herrschen muss. Am 2. Tag, das ist dann der 26.10., ist „Kukur Tihar“; das Dogfestival zu Ehren der Hunde 🙂

Und dann ist es soweit: nach monatelanger Planung sitze ich am 24. Oktober um 16:55 Uhr im Flugzeug. In Kathmandu angekommen, halte ich kurz mein Blatt mit der Aufschrift “Kul” hoch und schon treffen sich unsere Blicke. Wir begrüßen uns landestypisch mit “Namaste” und besteigen ein Taxi. Er schenkt mir einen wunderschönen Tagetes-Blumenkranz. Kul ist sehr freundlich und wir unterhalten uns angeregt. Es ist gleich ein angenehmes Vertrautheitsgefühl vorhanden, obwohl wir uns zuvor noch nie begegnet sind.

Der Verkehr, der Lärm und der Staub sind gigantisch. Immer wieder hupt es von allen Seiten und auch noch so enge Straßen, die bei uns Einbahnstraße wären, werden beidseitig befahren. Es gleicht einem Wunder, dass nichts passiert.

Nach dem Check-in in einem kleinen, aber feinen Hotel machen wir noch eine kurze Lagebesprechung für die nächsten Tage.

Dann begleitet mich Kul noch zum nahen „Garden of Dreams“, der ein Kleinod der Stadt, eine Ruheoase sein soll. Die Besucheranzahl und der nach innen dringende Straßenlärm, der durch das stete Hupen und das Trillern des Polizisten untermauert wird, geben einen etwas anderen Eindruck. Obwohl der wunderschön angelegte Garten und seine Gebäude , die von Österreichern unterstützt wurden, sehr schön sind.

Leichtsinnigerweise hatte ich mich von Kul schon verabschiedet und so war ich auf dem Rückweg zum Hotel ziemlich schnell im Labyrinth des Viertels verloren. Im zweiten Anlauf, mit Glück und durch den freundlichen Hinweis einer Sicherheitskraft eines benachbarten Hotels bin ich dann doch noch heimgekommen. Danach gab es erstmal ein WhatsApp Telefonat in die Heimat und eine Siesta.

Nachdem ich morgen bereits um 4:30 Uhr abgeholt werde, gibt es nur noch ein Abendessen im Haus mit wunderbaren Momos und es heißt, früh zu Bett gehen.

Morgens um halb fünf…. – Der Weg ist das Ziel

Um halb fünf Uhr am kommenden Morgen werde ich von Kul in einem kleinen Taxi abgeholt und zu einem grösseren Jeep (geschätzt aus den 60zigern) gefahren, in dem auch Kuls jüngster Sohn Ashok, seine Tochter Kalpana, eine Cousine und ein weiterer Fahrgast zusteigen. So wenig Verkehr gibt es nur um diese Zeit. Es dauert dann aber in der Tat 10 Stunden, bis wir Angpang erreichen inkl. 4 Stopps. Frühstück mit spicy Curry um 8 Uhr, Dhal Bat um 11 Uhr. Auf z. T. unwegsamen Wegen mit herrlichen Ausblicken (an Schlafen ist nicht zu denken, dafür werden durch stete Ausgleichsbewegungen Po- und Beinmuskulatur super trainiert) geht es auf der letzten Strecke stetig bergan bis auf fast 3000 m und uns eröffnet sich urplötzlich nach Aufreissen der Wolkendecke ein traumhafter Blick auf die ersten Himalaya-Riesen. Und da ist auch er: der Mount Everest, dunkel am Horizont abgezeichnet und auch der Manaslu. Vergessen ist die lange Reise und das Ziel Angpang ist nicht mehr weit.

Erste Erkundungen und Akklimatisation

Ich habe relativ gut geschlafen, war 1 x wach und das zweite Mal beim (verfrühten) Krähen des Hof-Hahnes. Um 8 Uhr bekomme ich ein tolles, von Kul frisch zubereitetes, riesiges Müsli mit frischem Obst, inkl. rotem, nepalesischen Apfel. Dazu leckeren nepalesischen Kaffee, der dem arabischen Kaffee ähnelt, süss und mit viel Milch. Allgemein bekomme ich ständig etwas zu Essen oder zu Trinken angeboten, was total nett ist, aber einfach zu viel.

Kalpana führt mich dann über das Anwesen und ich lerne die Hoftiere (2 Büffel, Ziegen, Hühner inkl. Küken), das Ackerland, umgeben von der unbeschreiblich schönen Natur und den Bergen, einen nahegelegenen Hindutempel und die kleine Möbelfabrik (das macht Kul´s ältester Sohn Mekh) und die Webmanufaktur der Frauen (beide wegen der Festwoche des Lichterfests geschlossen) von außen kennen. Die Weberei ist ein Staatsprojekt zur Förderung der Einnahmen der Frauen. Immer wieder begegnen wir freundlichen Dorfbewohnern- ich sage mir: ich muss wenigstens ein bisschen Nepalesisch lernen. Und ein paar Worte und kleine Sätze gelingen nach einiger Zeit zu meiner Freude und der der Adressaten 😊.

Daheim bei Kul – zu Hause bei Freunden

Bei Kul zu Hause zu wohnen bedeutet Familienleben pur. Ich werde so herzlich von der gesamten Familie inklusive Kalu, Kuls Frau, empfangen und willkommen geheissen, wir sprechen Englisch mit der jüngeren, mit Händen und Füßen mit der älteren Generation. Trotzdem fühlt man sich verstanden und direkt wohl.

Das kleine Anwesen ist sehr schön und grosszügig angelegt und ich habe ein eigenes Zimmer mit Blick ins Tal. Die Toilette, ein Erdklo, liegt quer über den Hof und der Waschraum neben dran, allerdings keine Dusche und kein warmes Wasser: back to the roots. Im Zimmer gibt es auch keine Heizung und da es nachts sehr kalt wird, bekomme ich gleich 2 Decken. So lässt es sich aushalten.

Ich mache alleine einen kleinen Ausflug über Kuls Anwesen und bin fasziniert von der ländlichen Umgebung, der Schönheit der Natur und der Ruhe, die hier herrscht. Plötzlich und unerwartet habe ich das Gefühl, verfolgt zu werden. Als ich mich umdrehe, blickt die kleine siebenjährige Anusha mit großen strahlenden Augen zu mir auf. Fasziniert von meinem Fotoapparat, mit dem ich begeistert schon etliche Fotos geschossen habe, zeige ich ihr ein paar Bilder. Als sie einen Schmetterling auf meinem Foto entdeckt, ruft sie begeistert „Putali“, wieder ein neues Wort gelernt und eine kleine Freundin gewonnen. Anusha begleitet mich auf meinem weiteren Erkundungsgang und sie hat, wie auch ich, sichtlich Freude daran.

Der Tag neigt sich dem Ende zu und am Abend gibt es ein leckeres Abendessen, es gibt Dhal. Ich bekomme noch abgekochtes Wasser zum Trinken und Zähneputzen und ich falle dann um 22 Uhr erschöpft, aber glücklich ins Bett.

Das Tihar-Fest erreicht Angpang

Heute mache ich mit Kul einen Ausflug ins Dorf. Wir besuchen zunächst einen kleinen Hindutempel, der sich gerade im Wiederaufbau befindet. Er beherbergt einen heiligen Stein, zu dem mir Kul die Geschichte des eigensinnigen Kalbes erzählt, das immer wieder verschwunden ist, um letztlich hierher an diesen Ort zu kommen. In 2 Wochen soll mit einem Fest der Tempel wiedereröffnet werden. Es ist geplant, dass hier zukünftig auch Tierjunge zur Welt kommen sollen.

Der weitere Spaziergang führt uns zum Community-Haus, gleichbedeutend mit einem Gemeindehaus. Hier entstand vor nicht allzu langer Zeit die erste Privatbank Angpangs, eine Initiative von Kul. Sie hat begonnen, billige Kredite zu vergeben, die den Einwohnern helfen, Investitionen zu tätigen und Gewinne zu generieren, v.a. im landwirtschaftlichen Bereich. Eine tolle Initiative, die bereits jetzt Früchte trägt: Angpang ist schon heute ein wohlhabenderes Dorf im Distrikt Solokhumbu. Die Belegschaft und die Amtsträger lerne ich anschließend alle persönlich kennen.

Derweil werden vor dem Community-Haus die letzten Vorbereitungen für das Tihar-Fest getroffen, eine Puja, bei uns zu vergleichen mit einem (Ernte)Dankfest.

Am Spätnachmittag geht’s dann los. Kul und ich sind die letzten Gäste, uns werden Ehrenplätze zugewiesen und wir werden persönlich vom Moderator über Mikrophon mit freundlichen Worten und einem Begrüssungsschal willkommen geheissen. Jugendliche tanzen zu dröhnender Musik alte und neue Tänze. Zum Schluss werden dann alle aus dem Publikum aufgefordert mitzutanzen, auch ich. Es ist eine fröhliche Runde und es herrscht ausgelassene Stimmung, die noch lange andauert.

Am Abend und selbst in der Nacht um 3 Uhr kommen Jugendliche mit laut aufgedrehter Musik vors Haus und hören erst auf, wenn sie Geld bekommen. Erinnert ein bisschen an Halloween.

Ruhetag – Leben auf dem Lande

Ich verbringe den heutigen Tag mit den Kindern und Enkelkindern Kuls auf dem Hof mit Fussball spielen und nepalesischen Wurfspielen. Da immer noch Tihar-Fest ist, gibt es Ceel, ein aus Reis gepresster und gebackener Ring, der sehr lecker schmeckt.

Nebenbei werde ich noch Zeuge, wie Sudharsan von seinem Vater Mekh die Haare geschnitten bekommt. Dazu bekommt er einen Plastikumhang umgehängt und mit einem Haarschneider kann’s dann losgehen. Geht schnell und ist deutlich preisgünstiger als in Deutschland 😉.

Wie angenehm einfach die Dinge hier sein können. Das bemerkte ich bereits in der Früh, als beim Waschen das Wasser letzlich nur noch tröpfelte (der Nachbar hatte die Quelle gleichzeitig angezapft). Kurzerhand füllte Kul einen riesigen Behälter, der einen Wasserhahn an tiefster Stelle hat, mit Wasser auf und stellte ihn über Kopfhöhe und schon war das Problem gelöst. Das Wasser war selbstverständlich kalt.

Geht alles, man muss nur die richtige Einstellung dazu entwickeln- die Nepali leben es vor.

Kul erzählt stolz von der organischen bzw. chemiefreien Ernährung in Angpang. Angebaut werden hier vor allem Kartoffeln, Mais und Getreide. Allerdings kein Reis, dafür aber Kiwis 😊.

Tihar-Zeremonie Tag bei Kuls Familie

Der große Tag versetzt alle bereits seit gestern in Aufregung und die Spannung heute steigt. Ständig kommen Verwandte und bringen Essen, Blumengirlanden und -kränze aus „Marygold“. Kalu, Kuls Frau und seine Tochter Kalpana schneiden und kochen ohne Unterlass riesige Portionen Essen. Alle Frauen sind in sehr schöner und edler traditioneller Tracht gekleidet.

Start sollte um 10 Uhr sein. Nach Nepali-Time geht es dann um 12:30 Uhr los.

Das Tahir-Fest soll dem Wohlbefinden und dem Wohlstand dienen. Die eigentliche Zeremonie, die zunächst von Kalpana durchgeführt wird, findet im Aufenthaltsraum der Familie statt. Begonnen wird mit den Jüngsten bis hin zu den Ältesten. Letztere Zeremonie erfolgt durch Kuls Schwester. Unter Letztgenannten darf auch ich mich wähnen, was aussergewöhnlich und einzigartig ist, nicht nur für mich, sondern auch für die Nepali. Nachdem wir das jeweilige Alter geklärt haben, werde ich kurzerhand zu Kuls älterem Bruder erklärt. Trotz der Ehrfurcht, die ich für die Zeremonie empfinde, haben wir alle sehr viel Spass; ich fühle mich sehr geehrt und bin stolz, daran teilnehmen zu dürfen. Bunte Tikkas auf der Stirn, schöne farbenfrohe Schals und prächtige Blumenkränze zieren uns und sind ein unvergessliches Bild.

Dann gibt es das Festessen (Reis, Hühnchen, Dhal, Ceel, Obst, Kokosnuss und Süsses).

Der Tag klingt mit bester Stimmung und vielen Fotos aus.

Am nächsten Tag geht es dann auf Trekkingtour zum 4067 m hohen Pikey Peak als höchstem Punkt.

Pikey Peak Trekking Tour

Trekking Tag 1: Von Dhab Bazar nach Jhapre

Da Kalpane und Ashok am Samstag bereits zu Studium bzw. Arbeit zurück nach Kathmandu fahren und Kalu aufgrund eines Arzttermins mitnehmen, verabschieden wir uns traurig. Aber ich bin froh, neue Freunde gewonnen zu haben und es geht mit gepacktem Rucksack im Jeep nach Dhab Bazar. An diesem Aussichtspunkt hatte ich am Anreisetag bereits den tollen Himalaya-Blick.

Der Rucksack ist relativ schwer (mit ca. 15-18 kg schwerer als der von Kul) und wir wandern bei fast sommerlichen Temperaturen los. Nach einer Stunde gibt es die erste Stärkung mit Tee und Nudelsuppe, bevor es für die letzten 3 Stunden bei Sonne und drückender Last immer wieder bergauf zum ersten Etappenziel auf 2800 m in Jhapre geht. Ich hätte doch nicht eine fast komplette Medikamenten-Notfallausstattung mitnehmen sollen….

Jhapre ist toll gelegen. Die Menschen sind sehr nett, die Unterkunft ist einfach, aber zweckmäßig: kleine Holzhäuschen, gebaut aus Sperrholzplatten mit frischer Luft durch Fenster-, Tür- und Bodenritzen. Gott sei Dank gibt es 2 Decken und meine Wärmeflasche 😉.

Um 20 Uhr gehe ich nach einem leckeren Dhal ins Bett. Ab 0:00 Uhr ist die Nachtruhe vorbei, die Kälte zieht dann doch trotz zweier Decken, Wärmeflasche und Fleecejacke in den Schlafsack. Ich ziehe eine Skimütze auf und verbringe eine unruhige Nacht.

Es ist schon extrem, wie warm es tagsüber in der Sonne und entsprechend kalt nachts werden kann.

Trekking Tag 2: Von Jhapre nach Lhamuche

Um 6:30 Uhr stehe ich auf. Bevor wir losmachieren, schauen wir uns noch das kleine buddhistische Kloster nebenan an. Wir bekommen eine kleine Führung und sehen uns alles genau an. Vor allem die vielen bunt eingewickelten Schriftrollen faszinieren mich.

Dann geht es stetig bergauf, vorbei an riesigen Rhododendronbäumen und -büschen sowie unzähligen wunderschönen Wiesen mit Enzian bis auf letztlich 3200 m, wo uns Nima und die zehnjährige Nachbarstochter Angie empfangen. Es gibt Bratkartoffeln und Omlett, dazu einen Milchtee mit Ingwer; das tut nach der ganzen Anstrengung gut.

Der Tag klingt bei stürmischem Wind aus. Und so urig die Unterkunft auch ist – auch hier fegt der Wind durch zahlreiche Fugen. Aber nunmehr 3 Decken und 4 Lagen Ober- und 2 Unterbekleidung sowie meine Skimütze und meine Wärmeflasche lassen mich nicht frieren 😊.

Trekking Tag 3: von Lhamuche zum Pike Base Camp (PBC)

Um 7 Uhr gibt es Frühstück, das wir bei strahlendem Sonnenschein vor dem Haus einnehmen und um 7:45 Uhr brechen wir auf. Es geht durch dichte Rhododendronwälder vorbei an Stupas, Mani Walls und anderen Gebetsstätten, bei denen auch wir kleine Gaben aus der Natur hinterlassen, um die Götter für uns wohl zu stimmen.

Nach steilem Anstieg machen wir Rast inmitten einer Yauriherde- wunderschöne Tiere mit tollem Fell. Ein Jungtier ist ganz interessiert an meinem abgelegenen Rucksack und findet gar kein Ende mehr mit dem Beschnuppern; ein herrliches Bild.

Um 11 Uhr erreichen wir Pikey Base Camp auf 3650m Höhe. An einen Aufstieg auf den Pikey-Gipfel ist bei stark aufkommendem Nebel nicht mehr zu denken. Deshalb machen wir nach einem leckeren Essen mit gebratenem Reis nur noch eine kleine Akklimatisationstour bis auf ca. 3800m und kehren wieder zum Base Camp zurück. Dabei kommen wir an einer Baustelle vorbei, wo eine komfortable Lodge entstehen soll. Wir unterhalten uns mit den Arbeitern und bekommen wie selbstverständlich eine Tasse Tee.

Ja, und dann kommt es 1. anders und 2. als ich gedacht habe. Kul macht mir den Sonnenuntergang am Mt. Everest schmackhaft und ehe ich mich versehe, nehmen wir den Pikey-Gipfel um 16 Uhr in Angriff. Toll, ganz ohne Gepäck und nur mit Kamera und Stöcken ausgestattet, schaffen wir es tatsächlich in 45 min auf den Gipfel auf 4067 m Höhe. Der Mt Everest ist leider wolkenverhangen nicht zu sehen, dafür zeigen sich aber andere Gipfel wunderbar in voller Schönheit. 30 min dauert dann der Abstieg zum PBC, der allerdings aufgrund der Dämmerung  etwas schwieriger zu finden ist.

Zum Abendessen, zu dem sich weitere Deutsche gesellen, gibt es Dhal Bat und nachdem nur noch Nepalesen (inkl. mir, gehöre trotz Sprachbarriere auch schon irgendwie dazu) in der Küche sitzen, gibt es Livemusik vom angeheiterten Hausherrn, der seinen hausgemachten Alkohol verkostet hat; alle haben ihren Spaß und der Tag klingt langsam aus.

Trekking Tag 4: Vom PBC nach Solodudhkundu

Einmal Pikey und Mount Everest ist keinmal. Also machen wir uns um kurz nach 5 Uhr erneut zum Pikey-Gipfel auf, um diesmal den Sonnenaufgang im Himalaya und insbesondere am Mount Everest anzuschauen. Trotz Übermüdung lohnt sich der Aufstieg absolut. Wir beobachten mit noch zwei weiteren deutschen Zweiergruppen einen traumhaften Sonnenaufgang, der für ewig in Erinnerung bleiben wird – was für eine gewaltige und beeindruckende Szenerie! Was für ein Statement ist dieser majestätisch anmutende Mt. Everest!

Die Übermüdung und die 2 Aufstiege (der 2. dauerte nur ca. 40 min), muss ich auf dem weiteren Weg nach Solodudhkundu büßen. Meine Beine sind bei erneutem Rucksackgepäck schwer und mein Tempo langsam. Durch dichte, teilweise stark bemooste Wälder erreichen wir auf steinigem Auf und Ab unser Ziel, die traditionelle Peakey Yak Lodge auf ca. 3550 m, die einen sehr netten Eindruck macht. Wir bekommen köstliches lokales Essen serviert. Und Luxus pur: es gibt eine richtige (westliche) Toilette auf dem Gang im Haus!!

Der Ausblick auf die teils karge, teils herbstlich bewaldete Umgebung ist wunderschön. Und immer wieder diese Ruhe, herrlich. Fix und fertig für heute mache ich ein kleines Nickerchen im Sonnenschein.

Und am Abend habe ich zum ersten Mal Sherpa-Stew, eine leckere Gemüsesuppe mit Kartoffeln und selbstgemachten Nudeln und ein Tibet-Brot bzw -Fladen, den ich auch schon zum Frühstück hatte.

Trekking Tag 5: Von Solodudhkundu nach Junbesi

Die Bäuerin, die die Alm und Hütte derzeit allein bewirtschaftet, da ihr Mann seit Tagen eine entlaufene Kuh sucht, bereitet uns ein gutes Frühstück und dann geht es bei strahlend blauem Himmel um kurz vor acht Uhr weiter.

Zunächst steil bergan bis auf nochmal 3800 m Höhe, wo wir nach ca. 1,5 Stunden Rast auf der Pamu-Hochebene machen. In der Sonne liegend und in absoluter Stille präsentiert sich uns noch einmal das Himalaya-Gebirge, aber der Mt. Everest leider nicht, da in Wolken liegend; einfach fantastisch! Ein Bild, das sich bei mir tief eingegraben hat. Alle 10-15 min. können wir in der Ferne den Flugverkehr zwischen Kathmandu und Lhukla beobachten, wenn die Flugzeuge über den Lamjura-Pass fliegen.

Nach eineinhalbstündigem Marsch durch einen gemischten Eichenwald erreichen wir immer steil bergab über Geröll, Steinplatten- und -stufen sowie Waldboden das Dorf Taktor, das auf 2800 m liegt. Nach kurzer Stärkung mit Tee und Nudelsuppe marschieren wir zunächst bergauf und dann wieder bergab und nach zwei Stunden erreichen wir unser Tagesziel Junbesi auf ca. 2880 m Höhe, ein Dorf, welches von der Hillary-Stiftung unterstützt wird.

Wir beziehen eine idyllisch und heimelig gelegene Lodge mit wunderschönem Blumenmeer im Garten, die nicht nur eine Bäckerei hat (und leckere Zimtschnecken macht), sondern sogar eine Dusche und Zimmer mit eigenem WC – nach 5 Tagen Trekking Luxus pur.

Trekking Tag 6: Klosterbesuch nahe Junbesi

Ausgeruht nach angenehm langer Nacht und einem leckeren Müsli mit frischem Apfel und Tibet-Brot mit Marmelade und Honig, machen wir uns auf zu einem nahegelegenen Kloster. Über einen schönen Pfad und zuletzt einen Feldweg erreichen wir nach gemütlicher eineinhalbstündiger Wanderung die am Hang gelegenen Häuser.

Ein wunderbarer, friedlicher und inspirierender Ort. Ca. 150 Nonnen und Mönche leben hier verstreut über den Hang, inmitten von unzähligen Gebetsfahnen, die kreuz und quer aufgespannt sind. Im Zentrum befindet sich ein altes und ein neues Kloster. In Ersterem erleben wir eine Gebetszeremonie, in der v. a. Nonnen ihre Mantras sprechen. Die Stimmung lässt mich ehrfürchtig und besinnlich werden, obwohl ich kein Wort verstehe. Wir geben eine Geld-Opfergabe. Den Gebetsschal, den wir auch gespendet haben, erhalten wir von einem Mönch gesegnet zurück. Ausserdem bekommen wir einen Sundi, eine Art Gebetsband gesegnet um den Hals gehängt.

Nach einigen Ritualen unsererseits, in dem wir uns vor den Heiligtümern und Hoheiten verneigen, besuchen wir das alte Kloster, in dem es derzeit ruhig ist. Lediglich 3 Nonnen bereiten eine tibetische Medikation vor, die draussen rhythmisch mit einem Sprechgesang im Takt trocken geschüttelt wird.

Witzigerweise führt uns während unseres Besuches ein Bewohner Angpangs herum und gibt uns ebenso bereitwillig Auskunft wie die Mönche.

Nach Besichtigung der Grossküche (solche Pfannen und Töpfe habe ich noch nie gesehen), erhalten wir Tee und Gebäck und zum Schluss noch ein Lunchpaket. Wir sehen, wie Käse fertiggestellt wird, ebenso die Butterkerzen, die im Nebenraum Luft, Wände und Decken verräuchern.

Es ist unglaublich, welche Ruhe und Energie dieser Ort versprüht. Tief beeindruckt und beseelt treten wir den Rückweg an.

Nach einer leckeren und üppigen Nudelsuppe und einer warmen Zimtschnecke klingt der Ruhetag aus, bevor wir uns am Morgen wieder auf den Weg machen.

Trekking Tag 7: Von Junbesi nach Ringmu

Um kurz nach 8 Uhr setzen wir unseren Trek fort. Mit Gebetsschals verabschiedet, starten wir gemütlich und wandern stetig bergauf. Da es am Vortag heftig geregnet hat, ist der Untergrund recht schlüpfrig und die Last auf dem Rücken gestaltet den Anstieg auch nicht einfacher, zumal mein Magen heute ein wenig rebelliert; die gestrige Extra-Portion Chilli war wahrscheinlich doch ein wenig zu viel des Guten.

Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir durch wunderschöne Pinienwälder eine Hütte, von der man bei guter Sicht bis zum Mt. Everest sehen kann. Heute ist jedoch Fehlanzeige, da dichte Wolken die Sicht versperren und Regen ankündigen.

Wir stärken uns mit einem Tee und weiter geht´s. Zur Mittagszeit kehren wir auf dem Weg in einer alten Hütte bei Einheimischen ein, was in zweierlei Hinsicht eine gute Entscheidung ist: 1. haben wir Hunger und der Weg ist noch weit und 2. fängt es an zu regnen (glücklicherweise nur für die Dauer unserer Rast 😊).

Nach sechseinhalb Stunden erreichen wir unser letztes Ziel Ringmu. Die letzten 500m gehen steil bergauf, gekrönt von einer langen eisernen Hängebrücke; Indiana Jones lässt grüssen…. Auf dieser befestigen wir unsere Abschiedsschals, die gute Dienste auf unserem Weg geleistet haben. Nach hinduistischen Glauben soll das ein gutes Omen sein, da darunter ein heiliger Fluss strömt, gespeist aus einem heiligen See in Tibet.

Erschöpft nehme ich noch einen leckeren Ingwer-Lemon-Honig-Tee zu mir und mache erstmal eine Stunde Siesta. Wie üblich, wärmen wir uns am Ofen im Aufenthaltsraum auf, bevor ich auf Empfehlung von Kul eine nepalesische Pizza esse: „Die bekommst Du sonst nicht und morgen gibt’s von mir wieder ein selbst zubereitetes Dhal Bat.“ Diese Tomaten-Käse-Pizza war sehr lecker und total saftig; eine echte Alternative zur italienischen, sehr zu empfehlen!

Trekking Tag 8: Von Ringmu nach Angpang

Bei strahlend blauem Himmel machen wir uns vor dem Heimweg noch zu Fuss und ohne Gepäck (herrlich!) auf nach Tagsindula, einem Aussichtspunkt zwischen dem Solokhumbu-Tal in Richtung Khumbu-Tal. Von dort geniessen wir einen traumhaften Rundumblick vom Vorhimalaya-Gebirge bis zu den Himalaya-Riesen. Etwas davon entfernt steht ein Krematorium und eine neu errichtete, sehr schöne Stupa.

Nach unserer Rückkehr in die Lodge nehmen wir Abschied von zwei liebgewonnenen Haus- und Hoftieren – einer Katze, die es sich schon während meines Frühstücks auf meinem Schoß bequem gemacht hatte, und einer süssen jungen Mischlingshündin, die sehr anhänglich und verspielt ist.

Vorsorglich für 9 Uhr hatte Kul einen Jeep bestellt, der aber erst um 11:45 Uhr Nepali-Zeit eintrifft. Macht nichts, derweil beschäftigen wir uns mit der niedlichen Hauskatze und dem drolligen Hund des Nachbarn.

Mit dem Jeep geht es dann in Richtung Phablu, der Regierungsstadt des Distrikts. Auf unwegsamem Untergrund und sehr holprig führt unser Weg aber zunächst zum Chewang- Kloster. Das Kloster wird gerade renoviert, aber wir werden nach dem Mittagessen des Lamas,- er ist eine Reinkarnation jenes alten Mönches, der der Vater der jungen, sechsjährigen Lama-Reinkarnation von Junbesi ist -, empfangen. Letzteren hatten wir leider verpasst, da er schon nach Kathmandu weitergezogen ist.

Es ist schon unbeschreiblich, wie uns dieser hochgebildete, liebenswerte und gutmütige Mann empfängt und seinen Segen ausspricht (alles in perfektem Englisch, auch die Frage, ob man Deutscher und auf einem Trek ist). Beeindruckend und mir fehlen die Worte.

Beeindruckt und erneut beseelt fahren wir weiter nach Phablu (eine schon deutlich grössere Stadt mit Flughafen!), wo ich zum ersten Mal Wasserbüffel- Momos esse, lecker😋. Merke ich mir gleich für meine Rückkehr ins „Yak und Yeti“ in München 😉

Nach einer weiteren Stunde sind wir wieder in Angpang. Es ist ein Stück weit wie heimkommen: alles ist vertraut, die Verwandtschaft und Nachbarn grüssen freundlich und auch die Kinder freuen sich, dass wir wieder zurück sind. Ich lerne auch schon ein paar Lehrer der Schule kennen, die allesamt ebenfalls sehr nett und interessiert sind. Nur Kalu und die Kinder sind leider nicht da, weil in Kathmandu. Das stimmt auch Kul traurig.

Meine Vorfreude auf den Schulbesuch morgen steigt😊.

Zum Abendessen bereitet Kul ein herzliches Dhal Bat zu. Voller schöner und eindrucksvoller Eindrücke geht es dann ins Bett.

Schulbesuch bei den Kindern von Angpang

Nach relativ langer und geruhsamer Nacht, gehen wir nach dem Frühstück zur Schule von Angpang. Ich bin überwältigt und beschämt zugleich, als sich 112 Kinder aus 8 Klassen für uns in Reih und Glied aufstellen und uns klatschend begrüssen, immer wieder angetrieben von ihren Lehrern. Doch das ist erst der Anfang. Daraufhin kommt ein Schüler nach dem anderen nach vorne und überreicht Kul und mir mit einem „Namaste“ einen Blumenkranz aus Marygoldblüten, die Kleinen auch einzelne Blüten und Schals. Es sind so viele, dass ich teilweise gar nichts mehr sehen kann und die Blumenkränze mir immer wieder abgenommen werden müssen. 122 mal erwidere ich das „Namaste“ und bedanke mich mit einem „Dhanyabad“ und bekomme ein strahlendes Lächeln; Gänsehaut pur. Daraufhin überreiche ich jedem einzelnen Schüler, die sich wieder in Reih und Glied aufgestellt haben, meine mitgebrachten Süßigkeiten, die Kul aufgrund der großen Anzahl der Schüler aufgefüllt hat. Auch das Lehrerkollegium geht nicht leer aus.

Nachdem der Schulhof sich wieder geleert hat, besuchen wir die einzelnen Klassen. In der 8. Klasse bekomme ich von einem Jungen einen zu einem Vogel zusammengefalteten Geldschein, den ich beschämt annehme, dann aber dem Schulleiter als kleine Spende weitergebe.

Wir sitzen noch eine ganze Zeit mit dem Kollegium zusammen im Lehrerzimmer, bestehend aus 12 Lehrern und Lehrerinnen, wovon 7 von unserem Verein bezahlt werden. Überhaupt ist der gesamte Gebäudekomplex inkl. Schulklassen wahnsinnig beeindruckend und es ist faszinierend zu sehen, was Kul hier beim Bau geleistet hat. Nach gegenseitiger Vorstellung interessiert mich, warum sie Lehrer geworden sind und was ihre Zukunftswünsche sind. Die Antworten reichen von Passion, Berufung bis zu purem Einkommen und Sicherung der Existenz. Ich blicke hierbei in strahlende, aber auch ernste und besorgte Gesichter. Jeder möchte hier auf seine Weise persönlich weiterkommen.

Eine bewegende Begegnung mit den Kindern und Lehrern in der Schule von Angpang.

Nach dem Schulbesuch machen wir noch einen Abstecher zur kleinen Möbelfabrik des Dorfes, wo auf Bestellung Möbel angefertigt werden. Mekh lernte dieses Handwerk in seiner Zeit in den Emiraten. Tolle Arbeit und prima, dass es diese Arbeit gibt und damit Einkünfte beschert. Im Showroom darf ich mich dann von der Qualität der Möbel inklusive Probesitzen überzeugen.

Am Spätnachmittag besuche ich noch die Gesundheitsstation, die von einem Lehrer 24 Stunden/Tag betreut wird (exklusive Schulzeit von 10-16 Uhr und Freizeit). Er ist in seiner Heimatstadt für 2 Jahre zum Ersthelfer ausgebildet worden und hat offenbar gute Grundkenntnisse in der medizinischen Erstversorgung. Auf dem Weg nach Hause schaue ich noch kurz in die Weberei, die eine weitere gute Einnahmequelle bietet. Ich bin beeindruckt von den Räumlichkeiten und den Ergebnissen der Produktion.

Zum Abendessen gibt es ein letztes Mal Kuls selbst zubereitetes, leckeres Dhal Bat, bevor es früh ins Bett geht. Morgen heisst es um 5 Uhr aufstehen.

Abschied von Angpang und Rückfahrt nach Kathmandu

Um 4:30 Uhr stehe ich auf, der Jeep soll uns um 6 Uhr Nepali-Zeit abholen, d.h. er kommt um 6:45 Uhr und damit ist er noch recht pünktlich. Ich werde sowohl am Haus von Kul von den Verwandten als auch am Treffpunkt des Jeeps von Einheimischen herzlich und mit schönen Schals verabschiedet.

Schade, dass die Zeit vorüber ist….

Es folgen mehrere Stopps an den üblichen Kontrollstationen und es geht teils holprig, teils auf mehr oder weniger ausgebauter Strasse gen Kathmandu.

Unterwegs opfern wir an einem geheimen, heiligen Ort unsere Sundis von der Reise und es überkommt mich ein Ansturm von Erinnerungen von meiner unbeschreiblich schönen und beeindruckenden Reise nach Angpang.

Wir machen 3 x Rast zur Stärkung und zum Vertreten der Beine. An einer Stelle liegt ein lebloser Leopard am Strassenrand: abgestürzt, vergiftet?

Bereits in den Vororten ist der Verkehr der Wahnsinn, immer wieder Stopps und kuriose Szenen. Einmal steigt ein fröhlicher Fahrer sogar aus und rangiert das Fahrzeug eines Fahranfängers von einer Brücke, sodass der Verkehr wieder fliesst; unfassbar, real und effektiv. Tiere wie Hunde und selbst Kühe beobachten das Chaos in aller Seelenruhe mitten auf den Straßen.

Nach insgesamt 11,5 Stunden und nochmaligem Fahrzeugwechsel (Jeeps dürfen nicht überall in die Stadt) erreiche ich mein Hotel. Eine Fata Morgana, die zur Realität wird: nach 17 Tagen ein weiches Bett, eine eigene Toilette und warme Dusche, die ich sofort in Beschlag nehme. Danach noch ein kleines Abendessen und ab ins Bett, herrlich😊.

Teil 2 der Rückreise

Nach erholsamer Nacht und Frühstück werde ich von Kul um 9 Uhr abgeholt und wir fahren zum Shopping nach Thamel. Thomas vom Verein hatte mir bereits eine Einkaufsliste gegeben😉. Wir schlendern durch relativ ruhige Strassen (es ist Samstag und damit Feiertag), die hauptsächlich von Touristen besucht werden, und erledigen erfolgreich unsere Einkäufe. Ich bewundere noch die vielen schönen Stupas und wunderschönen Häuser mit ihren brillanten Holzschnitzereien.

Ein letztes Mal nehmen wir beide gemeinsam unser Mittagessen auf einer schönen Dachterrasse eines Cafés ein.

Schon komisch, dass ich in 24 Stunden wieder in einer ganz anderen Welt sein werde. Ich freue mich schon sehr auf meine Frau, die Kinder, Mutter und Hund. Die 18 Tage haben mich mit Kul sehr zusammengeschweißt und man kann sagen, dass wir Freunde geworden sind.

Zum Abschied überreicht er mir noch einen sehr schönen Schal (in rot-weiß , ob er sich daran erinnert hat, dass ich ein roter (FC Bayern und FC Liverpool) Fan bin?😉). Nach herzlichem Abschied geht es weiter mit der üblichen Prozedur im Flughafen: Check-in, Security Check, Pass- und Bordkarten-Kontrolle, Warteraum und dann ist Boarding.

Rückflug nach München

Nach zweimal ca. 5,5 Stunden Flug mit 2,5 Stunden Aufenthalt in Doha, lande ich überpünktlich und 20 min vor der geplanten Zeit in München. Die Flüge inklusive der Wartezeit in Doha habe ich fast komplett verschlafen. An der S-Bahnhaltestelle empfangen mich meine Frau und unser Hund und es gibt beim Frühstück erstmal jede Menge zu erzählen.

Der Rest des Tages verläuft wie in Trance und ich falle am Abend hundemüde, voller Bilder und Erinnerungen ins Bett.

Resümee

Eine wunderbare Reise in eine ganz andere Welt ging zu Ende. Die unfassbare Weite und Stille des Vorhimalaya werden mir in Erinnerung bleiben, genauso wie die Schönheit der Natur und der Himalaya-Riesen, allen voran der majestätisch anmutende Mt. Everest; meine Kindheitsträume davon lebten intensiv auf.

Aber etwas anderes wird mich noch lange bewegen: Auch wenn der Fortschritt in Nepal Gott sei Dank weiter vorangeht, so gibt es dennoch v. a. auf dem Land einen grossen Reichtum an Tradition und menschlicher Werte. Ich werde die vielen strahlenden Gesichter und die Gastfreundschaft von Kul, seiner Familie, den Mitbewohnern Angpangs und in Nepal nicht vergessen und werde weiter mit ihnen verbunden bleiben.

Ich kann jeden, der diese Erfahrungen erleben und spüren möchte, ermuntern, sich auf den Weg nach Angpang zu machen: Ihr werdet mit offenen Armen empfangen und kommt reich an Erfahrung und – noch schöner -, an neu gewonnenen Freundschaften zurück.

Zum anderen hat mich während meines Aufenthaltes insbesondere beeindruckt, dass heutzutage noch Menschen anzutreffen sind, v.a. fremde Menschen, die einem nicht nur mit authentischer Freundlichkeit gegenüber treten, sondern auch mit Wertschätzung und echtem Interesse. Eine wunderbare Erfahrung, die m. E. speziell in Deutschland häufig schon abhanden gekommen ist.

Etwas, was uns noch abhanden gekommen ist (war es jemals existent?), ist Bescheidenheit und Dankbarkeit. Wir leben in der westlichen Welt nicht nur im puren Luxus und Überfluss und sind uns darüber hinaus noch nicht einmal dessen bewusst. Gerade meine Reise nach Nepal hat dies im täglichen Leben massiv verdeutlicht.

Ich blicke zufrieden und glücklich und mit einem Lächeln auf diese schöne Zeit zurück und hoffe, immer wieder Momente davon in dem hektischen Alltagstrubel unserer westlichen Welt abrufen zu können.

Und wieder lächle ich😊

Dr. Michael Studen

Blick aufs Jahr 2022

Hier der KvN-Jahresbericht für 2022. Erst 2023 kommen wir wieder persönlich in alle Dörfer. Vorher bremste Corona.

Januar

Kul schreibt, dass die kleine alte Schule von Mude zwei Regierungslehrer bekam, aber Patale keinen für seinen Hauptschulbereich.

Von den KvN-Geldern an ihn, die immer im Frühjahr überwiesen werden, schlägt er vor, einen Teil auf sein Privatkonto zu geben. Dann spart sein Nepal-Verein (den er vor Jahren extra für unsere Hilfsaktion gegründet hat) Steuern. Er bittet um 7000 Euro schon jetzt im Januar, weil einige Lehrer ihr Gehalt früher wünschen, um vor dem Schulbeginn im April Nötiges zu kaufen. Wir schicken 7000 Euro. Sie kommen aber nicht bei ihm an. Zum Verbleib haken wir immer wieder nach, bis ins Frühjahr 2023. Erst dann klärt sich der Verbleib auf der Bank, verursacht durch ungenaue Transferangaben.

Kul hat in Angpang einen neuen kleinen Schultrakt fertiggestellt und eine Toilette gebaut.

Er macht sich Sorgen: Er tut zu viel für sein Dorf und andere Leute und zu wenig für seine Familie.

In Maidane ist eine Solarleuchte in der Gesundheitsstation defekt.

Februar

Kul berichtet von einem krebskranken Mann, dem er aus KvN-Überschussgeldern des Vorjahres half. Aber das Geld kam zu spät. Alle teuren Behandlungen, die die Familie vorher unternahm, waren auch umsonst. – Weiter gab er KvN-Geld an einen armen Mann, dem beim Essen etwas im Hals stecken geblieben war. Er konnte so nach Kathmandu ins Krankenhaus kommen, starb aber dort.

Kuls kleiner eigener Hilfsverein (= unser Partner für die Geldüberweisungen)  muss 900 Euro Steuern bezahlen. Kul empfindet das als sehr hoch.

März

Johnny Siewert aus Hamburg kommt als junger Englischlehrer für vier Wochen nach Angpang.

Kul kandidiert für die Wahl des Ward-Inspektors ( = Aufsicht über etwa 8 bis 12 Dörfer), die in sieben Wochen stattfindet.

April

Kul beendet ein Landwirtschafts- und ein Management-Training. Er hofft, dadurch künftig im Gemüseanbau besser vorgehen zu können. Für die Wahl rechnet er sich Chancen aus.

Mai

Kul erhält ein Paket von einem Paten aus Pegnitz, der schon verzweifelte, weil es so lang nicht ankam. Kul muss dafür 50 Euro Zoll bezahlen. Es ist gedacht für Lehrerin Uma Karki, die es zu einem Schulkind in Patale bringt.

Kul verliert die Ward-Wahl mit nur zwei Stimmen Differenz. Seine Unterstützer in den Dörfern sind perplex. Aber er kann sich um ein Amt für „Dorfentwicklung“ in der Municipality bewerben (ca 20 000 Einwohner umfassend). Kul: „Da habe ich große Chancen, unsere Dörfer voranzubringen.“ Da hat er den Bereich unter sich, der Streitereien schlichtet, bevor sie gerichtslastig werden.

Juni

Ein 5-Tage-Training von Kindergarten-Betreuern endet. Neun Schulen schickten  ihr Personal dorthin. Die Schulung geht noch drei Semester lang weiter.

Juli

Reinhold Mischau, Unternehmer in Nürnberg, hat schon einmal enorm für „Kinder von Nepal“ gespendet und schreibt: „Ich werde auch dieses Jahr den Verein mit 15 000 Euro unterstützen können. Das wird aber leider nicht reichen, um alle Ausgaben zu finanzieren. Ich hoffe, Du findest noch weitere Spender.“

Werner Narr hat jetzt 76 geförderte Kinder zu verwalten. Er lobt Uma Karki und ihren Sohn Utsab für ihre immer so herzliche Geldübergabe. Sie machen es „in großartiger Weise“. Kul zieht sich zurück – aus allen seinen sozialen Aufgaben.

Kul schildert kurz Unwetterschäden: Straßen sind überflutet und Berghänge abgerutscht.

Ich bekomme von der Schöck-Stiftung viel Sympathie für unseren Verein, muss aber viele Fragen beantworten, bevor sie eine Unterstützung zusagt. Ich gebe all die Fragen an Kul weiter. Zum Beispiel zum Biokartoffel-Verkauf der Dörfer in Kathmandu. Kul sagt: Es war ein Versuch ohne Erfolg. Denn die Städter sparen. Das „bio“ ist ihnen egal, sie suchen nur billige Kartoffeln.

Oder der Wunsch der Stiftung, alle Lehrer an die Regierung zu geben zum Bezahlen. Kul erläutert: Es ist sehr schwer. Vor Jahren stellte die Regierung in Aussicht, zwei Lehrergehälter zu übernehmen. Aber den Zuschlag dafür bekamen andere Dörfer, weit entfernt.

Er will jetzt in seinem Municipality-Amt mehr Druck machen. Früher bezahlte er einige Grundschullehrer in Angpang selbst, von seinem Trekking-Gehalt. Aber jetzt hat er nur seine Landwirtschaft. Und die Ernte war schlecht. Es gab weniger Kartoffeln und Mais als 2021. „Die Menschen hier werden irgendwie überleben“, schreibt er, „aber ein Einkommen zu haben, ist im Moment wirklich hart.“

Er überlegt und überlegt, wie er seine Schule in Angpang (125 Kinder) für immer erhalten kann. „Ich muss irgendeine Lösung finden, auch für meine Familie und das Dorf.“

August

Kul ist im entfernten Biratnagar, um für vier Tage eine Justiz-Schulung zu machen. Von hier beantwortet er weitere Fragen der Stiftung: Können die Eltern Geld geben, um einen Lehrer zu bezahlen? „Sie können im Moment nicht einmal einen kleinen Beitrag leisten. Sie haben kein Einkommen. Die Kartoffelernte reicht gerade fürs Überleben einer Familie.“

Kul sucht auch nach einem Landwirtschafts-Training. Mit holländischer Unterstützung begann er selbst schon eines für 300 Familien. Aber dann kam sein neues Amt und er wurde ausgegliedert – obwohl er jetzt viel dafür hätte tun können. Er wünscht sich, dass alle 1000 Familien eines Wards ( = Dorfverwaltungsbereich) einbezogen werden, wenn wieder so eine Schulung kommt.

Sein Ward Nr. 8 (Westhälfte von Angpang) hat 92 Familien, der Ward Nr. 9 (Osthälfte) 108.

September

Kul verschlägt es die Sprache, dass er in Angpang drei oder mehr Lehrer (KvN bezahlt bisher fünf) in den Regierungssold umstellen soll, wie es ihm die Schöck-Stiftung vorschlägt. „Was ihr entscheidet, muss ich akzeptieren. Ich besprach das schon mit der Regierung, aber es gibt kein Zeichen für eine Lösung.“

Er könnte zwei Klassenstufen streichen oder Kombiklassen bilden. „Oder ich finde einen Unterstützer, oder ich bezahle die Gehälter selbst.“

Die Regierung erhöht jedes Jahr die Gehälter ihrer Lehrer. Die KvN-Lehrer dagegen bekommen 70 Euro weniger im Monat. „Das Beste wäre, ihr bezahlt weiter die fünf Lehrer. Dann können wir alle Fächer anbieten.“

Kul will Walnuss-Bäume pflanzen. Freunde begannen mit 40 Stück. Er plant mehr. Die Regierung gibt dafür einen Zuschuss, der nicht zurückbezahlt werden muss.  Kul will ein Projekt daraus machen und eine eigene Farm dafür anmelden.

Studentin Ellis Maier aus Innsbruck, deren Onkel Roman Maier bei uns Mitglied ist, lernt bei einem praktischen medizinischen Jahr in Nepal ein krebskrankes Mädchen kennen, Ranjana (6). Um ihr die Operation zu ermöglichen (3000 Euro), bekommt sie Hilfe von PayPal und von uns.  Mitglieder spenden 500 Euro. Die Summe kommt zusammen.

Kul geht dem örtlichen Gouverneur zur Hand und lernt das Amts-Wissen.

Die Schulen schließen für vier Wochen wegen des Dashain-Festes (in der Bedeutung wie unser Weihnachten) und des Tihar-Festes (Lichterfest).

Kul erntet vom Mais, was die Bären übrig ließen. Er muss Weizen und Hafer säen.

Er und seine Frau Kalu sind etwas krank. Er beobachtet rundum die Familien, wie es nach Corona weitergeht. Jeder ist unglücklich, weil das Einkommen fehlt.

Auch die Dorfbank von Angpang leidet, weil alle Kunden seit einem halben Jahr ihre Einlagen abholen.

Oktober

Kul pflügt für die Weizenaussaat bis zum Monatsende. Danach bringt er Gras trocken unter, als Winterfutter für die Büffel.

Für Dashain ist seine ganze Familie gekommen, aber eine nahe Verwandte, eine schwangere Frau von 38 Jahren, stirbt. Deshalb feiert niemand.

November

Die Schule beginnt wieder. Kul hatte wegen der Wahl keine Zeit, für den pensionierten Rektor von Angpang einen Ersatz zu finden (d. h. einen Regierungslehrer) und bemüht sich jetzt.

Assistenzarzt Dipendra verlässt die Gesundheitsstation von Angpang (er will ins Ausland oder nach Kathmandu); Janaki ist seine Nachfolgerin.

In Nepal finden nationale Wahlen statt. Kul wundert sich, dass die Freiheitspartei doch einige Sitze bekam. Er ist für die nationale Partei.

Werner schickt einen Paten-Rundbrief mit der Bitte, auch im nächsten Jahr wieder Kinder zu unterstützen.

Weiter schreibt er: „Uma hat mir von zwei Kindern berichtet, die unter Bäumen leben. Sie organisierte für sie bei der Stadt Okhaldhunga  ein Haus, ohne Dach und ohne Fenster, wo sie jetzt mit ihrer Oma leben. Unterdessen hat sie auch ein Zinkdach organisiert und mir im Video die Situation gezeigt.
Beide Kinder gehen in Okhaldhunga in die Schule und ich werde die Patenschaft übernehmen. Da die Ernährung knapp ist, bekommt Uma jetzt schon die 260 Euro, damit sie über die Zeit kommen.“

Dezember

In Pegnitz hatten wir einen Marktstand mit Nepal-Kunsthandwerk bei einer Gärtnerei, danach in einem historischen Felsenkeller und jetzt zum Advent vor der Kirche. Dort kommen sensationell 1750 Euro zusammen. Aber der Gewinn ist nicht so groß, weil auch der Einkauf in Nepal teurer geworden ist. Die Händler dort schlagen auf, um die Corona-Flaute auszugleichen.

Unser Kalender wird wieder von vielen Helfern verteilt. Dafür kann man nur einen großen Dank sagen. Er regt manche Käufer an, zu spenden oder ein Pate zu werden.

Wir unterstützen auch zwei arme Kinder in Pokhara. Aber der Junge Yug Shah  bekam ein Stipendium in Indien, so dass seine Paten jetzt ein kleines Mädchen unterstützen, Nikita Paliyar.

Und Adesh Regmi, der – von seiner Patin ermöglicht – in ein Internat ging, um aus seinen so beengten Verhältnissen zu kommen, erwies sich doch nicht als der große Lernende. Er kehrt zurück in eine normale Schule und soll eine Lehre machen.

Die Schöck-Stiftung regt den Kontakt mit dem österreichischen Verein „Roots for life“ an, mit Carola Gosch. Ein Zoom-Gespräch bringt eine Zusammenarbeit bei der Schüler-Förderung in Angpang und dem nahen Ghunsa. Ihr Fernziel ist, gemeinsam in Salleri (26 km weiter) ein Mädchen-Hostel für begabte College-Schülerinnen einzurichten. Wir nehmen aber später davon Abstand, weil die Arbeit dafür bei uns bleibt. Und wir sind eh als Zwei-Mann-Team überlastet.

Werner gleicht unsere Unterstützung der armen Kinder an jene von „Roots“ an: Wo es geht, geben wir jetzt Schulmaterial und Essen statt Geld.

Werner vollbringt das ganze Jahr über eine große Leistung, alle Kinder ordentlich zu verwalten, den Paten ihre Fotos und Videos zu schicken und mit Uma und Kul zu telefonieren. Auch unterstützt er privat immer wieder.

Er stellt jetzt die Förderung der High-School- und College-Anwärter (in Kathmandu und Salleri) um: Jeder der Jugendlichen muss sich mit einem Antrag dafür bewerben. Dann sieht Werner ungefähr, wie die Lern-Eignung ist.