Hervorgehoben

Willkommen

Aktuell haben wir Probleme, im Jahr  2024 wie bisher für 120 arme Schüler in 18 Schulen unterhalb vom Mount Everest zu sorgen und acht Lehrer-innen zu bezahlen. Denn die so hilfreichen Bußgelder kommen nicht mehr. Deshalb unsere Bitte: Unterstützen Sie uns. Jede kleine Gabe hilft und zusammen wird es viel.

Unser Spendenkonto ist: Kinder von Nepal, DE 20 7735 0110 0038 0660 07
bei der Sparkasse Bayreuth (BIC: BYLADEM 1 SBT)

Alles kommt ohne Abzug an. Wir haben keine Büroausgaben. Sie erhalten eine Spendenquittung (dafür bitte Ihre Adresse angeben).

„Kinder von Nepal“ hilft in vielen kleinen Dörfern im Distrikt Solukhumbu im Vorhimalaya auf 2500 m Höhe. Der kleine Verein entstand 2014, weil einmal – Jahre zuvor – zwei Pegnitzer unbedingt in den Himalaya wollten. Ihr Trekkingführer dort, Kul Dhoj, erzählte ihnen von seinem Heimatdorf Angpang, das weit abseits liegt, ohne jeden Touristen. Dort baute er auf eigene Faust eine kleine Grundschule, konnte aber die Lehrer nicht mehr bezahlen. Die zwei Wanderer Thomas Knauber und Wolfgang Nierhoff gaben deshalb ab 2007 einen Kalender heraus, dessen Erlös einen Schulneubau mitbezahlte. Spenden und Bußgelder kamen dazu, so dass heute viele Lehrer auch in den umliegenden Dörfern finanziert werden.

Heute hat Lehrerin Uma Karki die Aufgaben von Kul Dhoj übernommen, weil er sich aus Altersgründen zurückzog. Sie sorgt bewundernswert für die Übergabe von Schulkleidung, Schulmaterial, Jacken, Hosen, Schuhen und Rucksäcken für die Kinder – bezahlt von Paten und Patinnen oder von KvN. Ihr Einsatz ist unglaublich. Sie macht mit, weil sie selbst aus größter Armut kommt.

„Kinder von Nepal“ ermöglichte den 18 Müttergruppen der Dörfer kleine Projekte für mehr Selbstständigkeit und sorgt für  Behinderte. KvN brachte auch die dorfeigene neue Genossenschaftsbank von Angpang auf einen guten Kurs. Wir bezahlten armen Familien elf Büffelkühe. Deren Kälber wurden an andere Familien weitergegeben. KvN konnte 2015 nach dem Erdbeben 40 000 Euro Spendengeld an der Regierung vorbei in die Dörfer bringen. Damals nahm der Staat jede Auslandshilfe von den Konten weg und gab seine Hilfsgelder erst an die Familien, als zwei Jahre vergangen waren.

In der Corona-Krise sorgten wir zweimal für Reis-Säcke für 800 Familien.

In Lumbini, an der indischen Grenze, verteilten wir damals Lebensmittel an die ärmsten Familien. Das kommt daher, weil unser Freund Saurav Karna dort herstammt. Er wohnt aber schon seit Jahren mit seiner Frau Sunita in Pegnitz. Ihre Familie lebt in Pokhara.

Wir verkaufen auch immer Kunsthandwerk aus Nepal auf Weihnachtsmärkten, um Geld zu gewinnen.

Schwerpunkte unseres Vereins:

Tätig sind wir neben dem kleinen Dorf Angpang (220 Einwohner) auch in Ghunsa, Maidane, Mude, Bagam, Tingla, Kerung, Necha, Junbesi, Okhaldhunga und Patale. Dazu kommen noch einige abgelegene Schulen. Patale ist am Ärmsten dran: Es liegt weit vom Schuss auf einem einsamen, windumwehten Hügel in 2450 m Höhe.
Wir betreuen auch sechs bedürftige Schüler in Kathmandu und Pokhara.

— Jedes Kind bekommt 130 Euro pro Jahr, d. h. Schulmaterial und Kleidung in diesem Wert.
— Wir bezahlen Lehrer-innen, wenn die Regierung die Schulen im Stich lässt
— Wir suchen Patenschaften für bedürftige Kinder. Jeder Pate/Patin kann mit seinem Patenkind in Kontakt kommen
— Wir fördern begabte Kinder (im Moment 12 Mädchen und Jungen) auf dem College und in den Berufsschulen

 

Angpang mit seiner neuen Schule

Angpang liegt im Distrikt Solukhumbu, nicht weit von dessen Hauptstadt Salleri. Von dort kann man in drei oder vier  Tagen nach Lukla und Namche Bazar aufsteigen, dem Startpunkt für die Everest-Wanderungen. Der hellblaue Winkel unten links ist die Schule.

„Kinder von Nepal“ unterstützt inzwischen Kinder und Schulen in den Dörfern Anpang, Ghunsa, Mude, Maidane, Patale, Kerung, Tingla, Necha, Junbeshi, Okhaldhunga und Bagam. Lange unterstützten wir auch die  Gesundheitsstationen in Angpang und Patale.

Wie jedes Jahr können Sie mit dem Kauf eines Kalenders unseren Verein unterstützen. Informationen finden Sie HIER.

„Kinder von Nepal“ hat 48 Mitglieder. Vorsitzende sind Thomas Knauber, früher 30 Jahre lang Redakteur, und Wolfgang Nierhoff, der Bürgermeister von Pegnitz.

Wenn Sie Informationen brauchen: Thomas Knauber, Karl-Bröger-Str. 7, 91257 Pegnitz, Telefon 09241 / 30 55. thomas.knaubert-online.de.

Hervorgehoben

Kalender 2024

Unser Kalender ist wieder da – er hat so viele Fans, weil die Fotos so gut sind und jedes Monatsblatt interessante Worte von Bergsteigern und Trekkern enthält.

Sie bekommen die Kalender für 9,50 Euro in Erlangen (Optik-Sommerfeld, Friedrichstr. 1), in Nürnberg bei Trachten-Hülf (Wölckernstr. 41), beim Nepalgeschäft  „Namaste“ (Johannis-Str. 25), bei Globetrotter (Josephsplatz 8) und Lola (Lorenzer Platz 10). In Lauf beim Outdoorladen „Der Skandinavier“ (Altdorfer Str. 1-3), in Hersbruck bei der HZ und beim Outdoorladen „Freizeitfanatiker“, auch im Teeladen „Greenhorn“.  In Bayreuth in der Stadtbücherei, in Pegnitz in den Buchhandlungen, weiter in Auerbach (Eine-Welt-Laden, Sport Dörrzapf) und in Betzenstein (Rockstore).

Reisebericht 2023

von Thomas Knauber

Es war ein ereignisreicher Oktober, vom Erdbeben-Spüren  bis zum nächtlichen Festsitzen unseres Jeeps in einem ausgefurchten Bergweg, wo Uma, unsere Verteilerin der KvN-Unterstützung in Nepal, fast erfror. Das war am Rückweg von der Schule in Patle.

Uma nahm mich so gut auf. Und sie verbindet jeden Satz mit einem Lachen. Und ist ideal für das Verteilen unserer Kinder-Unterstützung, weil sie eine Lehrerin ist, genauso wie ihr Mann Raju ein Lehrer. Beide verstehen gut die Lage der Kinder und der Lehrer in diesen abgelegenen kleinen Schulen.

Zusätzlich haben sie Utsab als Sohn, einen Wunderjungen. Er ist 17, geht zu allen Spendenübergaben mit, ist mit dem Handy-Kram fit wie nix und genau wie Uma froh, über „Kinder von Nepal“ einmal andere Schulen zu sehen. Und andere Lehrer.

Utsab ist zum Beispiel beeindruckt vom Rektor in Tingla, einem strengen, aber freundlichen Mann: „Er unterstützt KvN extra, weil er als Kind auch von einem ausländischen Verein unterstützt worden ist, bis zu seinem Studium. Ich will einmal so sein wie er,  und genauso viel weitergeben an andere Kinder.“ Für ihn sind Werner und ich Vorbilder. Ich als Vorbild – ich war ganz überrascht. Aber das kommt, weil auch Uma und Utsab erst durch die Spendenfahrten genau mitkriegen, wie viele arme Kinder es gibt. Und wie gut es ist, dass wir in Deutschland einen Verein dafür haben.

 

1.

Die Reise beginnt mit dem ICE von Nürnberg nach Frankfurt: Überfüllter Zug, alles auf dem Boden sitzend überlebt. Der Schaffner hat Mitleid: „Wenn Sie Samstag/Sonntag fahren, müssen Sie immer einen Platz reservieren.“ Aber es gibt eine Regel: Was schlecht anfängt, endet gut.

Im Flughafen merke ich, dass ich das Fliegen nicht mehr beherrsche. Nach drei Jahren Corona – alles vergessen. Wo ich welchen Schildern nachhetzen muss. Dann das Wechselbad zwischen durchgefilztem Hochverdächtigem (Schuhe aus, Gürtel runter) und verwöhntem Gast im Flugzeug – auch überlebt. Es gab drei solcher Kontrollen.

Dann Kathmandu: Das Eintauchen in die verstaubten zerbrochenen Bürgersteige, in die wirr hängenden Stromkabelbündel, in den Verkehr. Eine Stunde im Taxi im Stau bis zum kleinen Hotel „Souvenir Guesthouse“ durchgeruckelt. Um uns Motorräder, Motorroller, Motorräder. Der Taxifahrer fragt nach meinen Kindern, ob sie arbeiten. Seine drei Kinder haben keine Stelle. „Ich bin der einzige, der Geld verdient.“

Unterwegs die Frauen bewundert. Trotz all des Einfachen, trotz der wirren Shops und Häuser sind sie so sauber, schön gekleidet. Und ich fühle mich wie neu, weil ich seit 2019 nicht mehr da war. Erst am zweiten Tag bin ich wieder der gewohnte Kathmandu-man.

Madan und Samjhana Karki leiten das begrünte kleine Hotel am Rand des Touristenviertels Thamel. Sie sind junge Eltern. Der eine ihrer zwei Söhne ist geistig behindert. Samjhana erzählt von ihrem seit drei Jahren geschwollenen Knie so gut wie eine Bio-Öko-Europäerin – alles probiert, alle alternativen Methoden. Madan hat Bluthochdruck wegen Stress. Er muss das Hotel abbezahlen und so viel erwirtschaften, dass das Gehalt der Zimmerfrau hereinkommt.

Beide haben viele holländische Gäste. Manche von ihnen leiten Nepal-Hilfsvereine. Für sie prüfen Samjhana und Madan immer die Zeugnisse von unterstützten Schülern, die in Kathmandu studieren. Sie machen es jetzt auch für uns. „Kein Problem. Wir laden die Schüler zum Tee ein und besprechen ihre Ergebnisse.“ Werner und ich sind froh darüber. Weil wir überlegt haben: Wie kriegen wir eine Kontrolle hin, wenn unsere begabten Dorfkinder hier weiterlernen?

2.

Der Mann von Uma, Raju, kommt dann mit Sohn Utsab extra nach Kathmandu, um mich nach Okhaldhunga zu holen, 225 km im Osten, wo sie wohnen. Für beide ist diese 8-Stunden-Fahrt eine Freude: Sie kommen mal aus den Bergen raus.

Sie haben einen 9-Sitzer-Jeep bestellt, der für 11 Euro jeden mitnimmt. Ich muss um 4.30 Uhr aufstehen und vor der Hoteltür warten. Sehe dort den Müll-Gogerern zu, die mit ihrem Handylicht die Säcke aus den Hotels durchsuchen, bevor sie wie ein schwarzer Mammutberg auf Fahrräder geladen werden und zu Müllplätzen geschoben. Ich höre daneben x-mal aus den kleinen weißen Taxis, die durch die Schlaglöcher rumpeln,  den Satz: „Taxi, Sir?“ und erblicke endlich meinen indischen Allrad-Jeep.

Dessen Fahrer muss noch eine Stunde durch das nächtliche Kathmandu kurven und telefonieren, telefonieren, wo noch ein Gast wartet, wo eine spezielle Adresse ist in den versteckten Gassen. Wo er Post mitnehmen kann.

Dann geht es los. Raus nach Osten, hinauf auf eine hohe Talkante – von wo ich auf die andere Talkante sehen kann, hinter der im reinsten Weiß eine lange Gipfelkette des Himalaya erstrahlt. Es ist das erste Mal, dass ich das sehen kann. Ich denke mir: „Unglaubliches Nepal.“

Stunden später ist dieser Blick zu, voller Dunst. Aber das lange Tal des Sunkoshi-Flusses kommt mit einer Schönheit, die allein den Flug nach Nepal lohnt. Dort treffen sich die Zeiten: Es gibt biblisch altertümliche Dörfer und neue Hotelanlagen mit großem Pool. Es gibt die Allrad-Jeeps mit Rückfahr-Kamera und Mini-Bildschirm am Spiegel und davor die wandernden Grasbüschel am Straßenrand, riesengroß. Wo Frauen und alte Männer mühselig für ihre Tiere gesammelt haben und heimschleppen.

3.

Irgendwann biegt die Straße nach oben ab. Wir durchfahren sonnige Kurven, dann die Wolkenzone mit Regen, danach wieder Sonne. Fern liegt Okhaldhunga da, wie ein kleines Tuch aus Häusern auf einem grünen Bergrücken, oberhalb von tiefen Tälern mit einer Terrassen-Schönheit wie in Bali.

Uma wartet vor ihrem schmalen roten Haus, einem verwitterten Mini-Wolkenkratzer mit 4,5 Stock – und hat schon Pläne, welche Schulen wir besuchen, wo KvN unterstützt. Am Ende habe ich von den Lehrern diese Liste in der Hand:Maidane: Nötig sind zwei Lehrer für die oberen Klassen. Bisher geben alle anderen Lehrer zwei Stunden zusätzlich, weil sie an die Zukunft der Kinder denken. Aber deswegen haben sie keine Pause. Und können nicht schon um 8 Uhr anfangen, erst um 10 Uhr.

Nötig sind 15 Laptops, 10 Whiteboards à 160 Euro, ein Smartboard à 1000 Euro, Bälle für Fußball, Volleyball, Basketball; Badmintonschläger; und Geld für Möbel.

Die Regierung schickt nur immer Lehrer für ein paar Monate. Alle Bitten nach festen Zusatzstellen sind zwecklos.
(Maidane hat 180 Kinder und 15 Lehrer)

Kerung: Es sind zwei Englischlehrer nötig vom Kindergarten bis zur 5. Klasse. Ein Gehalt dafür: 2150 Euro.

Wir unterstützen hier 13 arme Kinder. „Aber es gibt 100 arme Kinder“, sagen die Lehrer vorwurfsvoll.
Die Schüler laufen 1,5 Std einfach her, gefährdet durch Bären. Es gab schon zwei Tote. Am Besten wäre ein Hostel für 35 Kinder = 32 000 Euro.

Die Lehrer brauchen Fortbildung. Der Kursleiter käme nach Kerung = 2100 Euro

(Kerung hat 370 Schüler in 12 Klassen und 16 Lehrer)

Patle: Es sind zwei Lehrer für die 8. bis 12. Klasse nötig, weil nur drei dafür da sind. Die Regierung schickt nur immer Aushilfen für drei Monate, bisher fünf Mal.

Der Spielplatz braucht Geräte.

Der Healthpost, bisher von KvN getragen, wurde von einem anderen Auslandsverein übernommen, vom Adman Hilary Trust.
(Patle hat neun Lehrer für 246 Kinder)

Angpang: Es gibt vier Regierungslehrer; die fünf anderen bezahlen bisher wir. Die Schule versuchte intensiv, mehr Regierungslehrer zu bekommen. Keine Chance, sagt Rudra Magar als Leiter des Schulkommitees. Wenn KvN nicht mehr hilft, warnt er, geht die Schule von 8 auf 5 Klassen herunter. „Sie ist eine kleine Pflanze, von KvN mit gepflanzt, und geht ohne eure Unterstützung ein.“

Wir bezahlten bisher auch den Healthpost-Assistent. Aber das geben wir künftig an die deutsche „Nepalmed“.

(Angpang hat 124 Kinder und 9 Lehrer)

Bagam: Nötig ist ein zusätzlicher Lehrer für die 94 Kinder.

Tekanpur bei Okhaldhunga, wo Raju unterrichtet, der Ehemann von Uma: Es fehlt ein Lehrer für Science ( = 3150 Euro Gehalt im Jahr). Es gibt nur sieben Klassen für die 94 Kinder, weil es nur vier Lehrer sind. Die Regierung beantwortet die Bitten von Rektor Sita Ram Dahal um mehr Lehrer nicht mehr. Die Lehrer müssen je zwei Klassen pro Zimmer unterrichten, weil Räume fehlen.

Es gibt fünf sehr arme Kinder. Hier soll KvN helfen.
Alle Kinder haben weite Schulwege bis zu 1,5 Std.

———-
Wenn irgendwer irgendwo mit einer Spende helfen kann: Der Einsatz lohnt. Es ist eine Hilfe in der rauen Bergwelt, die etwas bewirkt.

4.

Uma ist enorm. Ich bekam einen wunderbaren kleinen Konditorkuchen als Willkommen. Und hatte viel Schokolade als Geschenk dabei – sehr geschätzt. Utsab verteilte seinen Riesenblock an alle Freunde.
Uma lacht nach jedem Satz. Sie nimmt die Schulkinder immer in den Arm oder an die Hand und spricht ermutigend mit ihnen. Trifft sie Ex-Schülerinnen auf der Straße, umarmt sie diese. Bei der scharfen Diskussion in Maidane mit den verärgerten Lehrern (wegen Kul´s Verhalten) ist ihr Lächeln eine gesamte Beruhigung. Sie darf auch nicht weg aus dem Kollegium, sagt sie. Ihr Rektor gibt keine Zustimmung. Obwohl die Schulen in Tingla und Okhaldhunga sie haben  wollen. Sie will den brutal langen Weg von Okhaldhunga nach Maidane nicht mehr 2 x die Woche  – am Freitagabend heim, am Sonntag früh die 27 Kilometer in endlosen Kurven zurück.  Jetzt machte sie extra eine Zusatzausbildung, damit sie wegkommt.

Und Uma ist wie viele Nepalesen: Super beim Telefonieren. Egal welches Problem – zack! Handy raus. Und sie kocht mit einer Leichtigkeit, mit ihrem Lächeln. Aber ihr Mann Raju ist ein bissl frustriert, weil unterbuttert. Er sagt: „Uma kann alles. Uma weiß alles.“

5.

Uma ist so herzlich. Hab ich also eine gute Zeit da oben im vierten Stock, im Himmelreich. Ihr Sohn Utsab ist 17 und top. Geht auch mit der Oma, 87 (und kerngesund), so gut um. Er sagt ihr laut vor und kippt ihr Öl in einen Becher – weil die alten Leute drauf schwören. Alles am Körper muss in Öl gerieben werden. Manchmal meckert sie, sagt er, aber nur, wenn sie an ihren Mann denkt. Er war ein Diktator. Dann kontert sie ihn.

Ich bekam bei Uma auch erstmals mit, dass einige von unseren Paten viele Familienbilder von Deutschland zu den Kindern oder Uma schicken. Sie freuen sich drüber. Denn sie sehen mal den Enkel von jemandem im Wohnzimmer spielen oder eine Reise nach Italien oder eine Geburtstagsfeier. Dieser Kontakt muss nicht einmal in Englisch sein, weil die Kinder das Google-Übersetzungsprogramm draufklicken und sofort alles in Nepali haben.

Uma´s Mann Raju unterrichtete 17 Jahre lang von Maidane aus in einem Dorf abseits. Dafür lief er 1,5 Stunden hin und genauso viel zurück. Und er lief als Jugendlicher zweimal nach Kathmandu. Beladen mit Salz und Kerosin. Drei Tage gebraucht für die 225 Kilometer.

Der Name „Uma“ kommt übrigens von der Ehefrau des Super-Gottes Shiva, die auch als Parvati bekannt ist – die Göttin der Liebe und Harmonie. „Utsab“ heißt Festival, Feier, Freude. Und „Raju“ kommt aus dem Indischen: der Prinz, der König.

Uma und Raju lebten lange in einem kleinen Raum in Maidane, gleich bei der Schule, wo auch Utsab geboren wurde. Erst spät wagten sie, Land zu kaufen – in Okhaldhunga, wo gute Schulen sind. Diese kleine Fläche bebauten sie. Unten ist jetzt an drei Parteien vermietet. Aber diese Einnahmen reichen gerade, sagt Raju, um die Kosten von Wasser und Strom zu bezahlen. Er und Uma müssen jeden Monat viel an ihre Bank abgeben, allein um die Zinslast  für ihren Kredit zu senken. Ihre große Hoffnung ist, dass Utsab einmal im Ausland viel Geld verdient und das Haus abbezahlt. 30 000 Euro sind noch offen.
Die Banken nehmen bis zu 32 Prozent für einen Kredit. Das war auch vor Jahren der Grund für Kul, in Angpang eine Dorfbank zu gründen, die mit 16 Prozent arbeitet.

6.

Uma nahm vor 20 Jahren einen verwandten Jungen auf, der heute Englischlehrer ist und inzwischen überqualifiziert für seinen Job in einer Dorfschule. Aber er kommt nicht weg davon – die Regierung bietet ihm keine Anstellung an einer Universität. Also kann sich dieser Suman, ein sehr herzlicher, sehr schnell sprechender Mann (28), in die Kolonne jener Nepalesen einreihen, die das Land verlasssen und in Korea, Singapur, Malaysia, Norwegen, USA oder Kanada nach Chancen suchen. Täglich fliegen über 400 Nepalesen weg in ein neues Leben. Im Radio läuft ein Lied dazu: „Wo ist meine Heimat? Ich hab Sehnsucht nach meiner Heimat, wenn ich da draußen bin…“

Uma nahm vor acht Wochen auch eine Schülerin auf, Laxmi, 17 Jahre alt. Ihre Mutter starb vor vier Jahren durch einen Erdrutsch. Der Vater blieb mit den fünf Töchtern zurück. Aber weil er kein Land hat, muss er bei anderen Bauern als Hilfsarbeiter anfragen. Er kann seine Kinder nicht ernähren. Deshalb erkundigte er sich überall, wo die Mädchen unterkommen können – in den Dörfern gibt es keine Kinderheime.

Laxmi – ihr Name kommt von der Göttin für Reichtum, Aufblühen und Erfolg – ist schmal und scheu. Aber wenn sie lacht, geht die Sonne auf. Es wird licht im Zimmer. Utsab liebt sie – endlich eine Schwester. Und sie liebt die Familie – vor allem Uma.

7.

Raju und Uma bauten ihr Haus nach und nach. Erst nach zwei Jahren kam der dritte Stock und nach einem Jahr Pause der vierte. Unregelmäßigkeiten bei der Gehaltszahlung von Uma an der Schule in Maidane verursachten damals große Schwierigkeiten. Auch Kolleg-innen ging es so. Uma schildert deren existentiellen Probleme, weil die deutsche Schul-Unterstützung nicht funktionierte bzw. Kul als Koordinator. Inzwischen ist alles besser, sagt sie. Ein neuer Rektor und neue Kollegen machen endlich einen Strich drunter.

Ich schlafe in ihrem Haus unter dem Badezimmer, das ein hervorstechendes Merkmal hat: einen kleinen Korb mit ca 80 Zahnbürsten, alle schief gerubbelt – deshalb haben die Nepalesen so weiße Zähne.
Wenn ich aufwache, höre ich Ochsen brüllen, Hühner gackern, Hähne krähen, und die Hunde werden still, die die ganze Nacht durchgebellt haben.

Uma nimmt mich abends mit in die Stadt, die ich früher, bei der Durchfahrt nach Angpang (30 km weiter), gar nicht gesehen habe, weil ich nur am Rand vorbeifuhr. Oben gibt es einen „großen Basar“ und davor einen Tempel und um ihn herum einen kleinen Platz, den jetzt stumme Männer besetzen. Es ist ein Dorfplatz wie in Italien, aber da sind fröhliche Mütter und Kinder unterwegs, Tenager und Männer. In Okhaldhunga sind es nur Männer, die stumm aneinandergereiht vor sich hinschweigen.

100 Meter weiter steht ein ummauerter schwarzer Fels, der einem Mörser ähnelt. Die Legende sagt, dass hier  früher die Könige den Reis mahlten. Er heißt „Okhaldhunga“.
Daneben ist ein neuer Park und drüber der Fitness-Parcours für jedermann. Er steht voll mit nagelneuen Trimm-Geräten wie bei uns für die Senioren. Uma und Laxmi haben aber Probleme, das Radl-Gerät zu treten. Sie bekommen die Pedalen nicht in den Griff.

 

Noch weiter oben bauen Soldaten eine kleines Riesenrad aus Holz, den „rote ping“. Er ist fürs kommende Dashain-Fest gedacht, für die Kinder. In anderen Dördern entsteht dafür eine hohe Bambusschaukel. Hier ist es ein mühsam geschnitztes Vier-Sitz-Rad, das die Väter von der Seite her in Schwung treten.

Noch weiter oben steht eine Stupa, vor der Uma sagt: „So, jetzt singen wir!“ Also Handy raus, Musik an und mitsingen.

Dieses Karaoke-Faible von Uma krieg ich fast durch einen Zufall mit. Denn eines Morgens beschließt sie, Momo zu machen. Momos sind gefüllte Teigtaschen, kunstvoll gebändelt. Raju muss sich über den Teig werfen und kneten bis zum Umfallen. Aus dem Nichts tauchen Shanta (19)  und Ang Diki und Alina (15)  und deren Mutter Anita auf, um beim Bändeln zu helfen. Uma lächelt: „My villagers support me very much.“

Die schmale Shanta düste vorher die Treppen herunter, sah meine offene Zimmertür, bremste und sagte „Hello!“ Sie studiert Ingenieurswesen, hat keine Mutter mehr und lebt bei einem Verwandten, der heuer mühsam die halbe Studiengebühr zusammenbrachte, 200 Euro.

Ang Diki kommt aus einem winzigen Dorf bei Maidane, wo es nicht genug Geld gibt für alle sechs Kinder. Deshalb machte sie nach ihrem Maidane-Schulabschluss fünf Jahre Pause, bis sie jetzt eine Ausbildung für Geschäfts-Management in Okhaldunga anschließt, für den Bachelor. Ob sie danach eine Stelle findet, ist fraglich. Entsprechend still und für sich, fast traurig, sitzt sie im Momo-Kreis.

Alina  hat noch drei Schwestern. Die älteste ist verheiratet, aber für die Ernährung der anderen Töchter muss „Mother Anita“ hart kämpfen. Ihr Mann war Elektriker und starb vor 14 Jahren durch einen Stromschlag. Danach pachtete sie einen Tee-Imbiss, d. h. eine Wellblechhütte gegenüber von Uma´s Haus. Die Pacht kostet 8000 Rupi im Monat, das sind 730 Euro im Jahr – eine für Nepal horrende Summe. Und mit dem Glas Tee kommen nur immer 10 Cent herein. Anita hat noch zwei kleine, einfache Hotelzimmer zu vermieten und geht anderswo putzen. Es ist ein mühseliges Durchboxen.

Jetzt sitzen alle auf der Dachterrasse von Uma im Kreis und lehren mich das Momo-Bändeln. Nebenbei stellt Shanta ihr abgegriffenes Handy auf den Balkonpfosten und daraus erklingt eines der schönen nepalesischen Lieder. Dann filmt sie sich beim Mitsingen. Und Ang Diki macht mit. Dabei geschieht ein Wunder: Als Sängerin ist sie plötzlich ein ganz anderer Mensch. Ein mitreißender, packender Mensch.
Ich tanze aus Jux mit, voll witzigem Zeug, und weiß nicht, dass die Mädchen diese Videos in TikTok stellen. Am nächsten Tag haben einige der 15-Sekunden-Clips schon 12 000 Klicks. Utsab ist begeistert.

Jetzt zückt Uma ihr Handy und zeigt, wie oft sie Karaoke macht: praktisch jeden Tag.  Ihre 15 Sekunden bekommen immer zwischen 400 und 900 Klicks.

 

(diese Minivideos schaffe ich nicht, vom Handy auf den PC zu bekommen. Wer sie einmal sehen will, muss seine Handynummer schicken, dann geht es per What´s App.)

Das Bild zeigt Ang Diki (li) und Alina (re). Laxmi in der Mitte muss noch das Teigbändeln lernen, genau wie ich.

8.

Raju, Uma´s Ehemann, unterrichtet in einer kleinen Schule in Tekanpur. Sie liegt eine halbe Stunde Fußweg bergab. So wunderbar wie im Paradies. Ich sage ihm, dass Münchner Eltern 1000 Euro im Monat bezahlen würden, hätten sie so eine idyllische Schule für ihre Kinder. Es ist wie in Bali: Strahlende Sonne, prachtvolles Grün rundum, Bilderbuch-Reis-Terrassen weit,weit unterhalb.

Aber für Raju und Rektor Sita Ram Dahal ist es eine Problemschule. Weil die 94 Kinder nur bis zur 7. Klasse bleiben können. Denn eine 8. gibt es nicht – wegen Lehrermangel. Bis jetzt sind es vier Lehrer. Alle Rufe an die Regierung nach einem Physik/Chemie-Lehrer verhallen. „Es kommt nicht einmal eine Antwort“, sagt Sita Dahal. Für diesen Lehrer wären 3150 Euro Gehalt im Jahr nötig.
Die vier Lehrer unterrichten immer zwei Klassen gleichzeitig. Sie haben dafür nur neun kleine Zimmer. „Die Kinder bekommen nicht die Ausbildung, die sie brauchen.“

Uma sagt, dass der bescheidene Sita Dahal so ein guter Englischlehrer ist, dass er den Ruf der Schule enorm gehoben hat. Vor seiner Ankunft war sie sogar eine Zeitlang geschlossen. Jetzt kommen die Dorfkinder von weit her, teils mit zwei Stunden Schulweg.

Fünf von ihnen würde Sita Dahal gern von uns unterstützen lassen, weil sie sehr arm sind. Es sind Keshav Magar (kein Vater), Avishek Rai (kein Vater), Sushil B. K. (ohne Eltern), Mahendra Rai (sehr arm, weil der Vater Herzprobleme hat) und Samip Rai (sehr schwache finanzielle Lage).
Die Rai sind eine Volksgruppe, die noch die alte Naturreligion hat: Alles in der Natur ist beseelt. Auch Samrita Rai, die der Hamburger Abiturient Philipp und ich vor vier Jahren als Healthpost-Assistentin im Gesundheitsposten von Maidane kennengelernt hatten, gehört dazu. Sie zeigte damals Bilder eines großen Rai-Festes in Kathmandu, wo sie wunderbar aussah: In einem rotem Sari mit viel Gold im Haar. Heute lebt sie in Singapur. Weil sie heiratete und ihr Mann dort Polizist ist.

Bild:
In der 2. Reihe von oben ist rechts Raju zu sehen, und unter ihm Rektor Sita Ram Dahal, ich und Uma. Die Schule heißt „Shree Gramodaya Basic School Tekanpur“.

So sieht die Schule aus. Utsab machte das Foto auf einem der diversen Handys, die er immer jongliert: Von Mutter, Vater und das Eigene. Es ist ein chinesisches Rembi, hier 80 Euro teuer, bei uns das doppelte. Alle Handy-Shops haben Samsung-Handys ausliegen, etwa 140 Euro teuer – nagelneu, kein China-Nachbau. Nur Apple-Handys gibt es fast nicht, weil extrem teuer.

9.

Uma sagt: „Jetzt besuchen wir mal meine Eltern.“ Sie leben drei Berge weiter, hinter dem größten Berg. Unser Jeepfahrer gibt aber beim ersten Feldweg dorthin auf – unfahrbar. Immer noch zu viel Monsun-Matsch, obwohl der Monsun eigentlich Ende September durch sein sollte. Er probiert die zweite Variante und stoppt dann 100 m oberhalb der Hütte der Eltern: Wenn er weiterfährt, kommt er nicht mehr zurück. Zu wild, zu steil.

Wir laufen runter – in ein grünes Pflanzenparadies. Meterhohe Gewächse. Bananenstauden dabei. Wir sind jetzt da, wo Nepal nicht hinreicht, denke ich. Keine Verwaltung, kein Polizist. Wo man seit Jahrhunderten für sich lebt. „Utsab“, sage ich, „das nächste Mal machen wir hier Camping.“ Um die Vorzeit zu erfahren, vor jeder Zivilisation. „Ok“, sagt er, Isomatten auf die schmale Veranda vor der Hütte, Abenteuer. Weit weg sehen wir die längste Hängebrücke des Distrikts. Dahin krabbeln wir dann auch hoch.

Uma musste von hier 1,5 Stunden einfach zu einer kleinen Busch-Schule laufen. Dort gab es 600 Schüler. In ihrer Klasse waren 45 Kinder.
Sie war die Schulbeste, gefolgt von Raju. Er war drei Klassen drüber. Doch er ging ab der 7. Klasse in eine andere Schule und sie sah ihn nur noch, wenn er in den Ferien heimkam. Dann sammelte er Gras am Hang und sagte „sister“ zu ihr, was schon auf Liebe hindeutete. Dann folgte die arrangierte Ehe. Er war der empfohlene Bräutigam. Aber er musste sieben Mal zu ihr gehen und sie sagte sechs Mal Nein. Erst dann hatte er Glück.

Uma war acht Jahre alt, als ein Erdrutsch kam – vor 31 Jahren. Erst unendlich viel Regen. Dann nachts um Eins ein Grummeln oben am Berg. Der Vater schnappte sich Uma auf den Rücken und rannte raus. Sie ist die jüngste. Die anderen sechs Geschwister und die Mutter rannten auch. Danach war alles weg: Kühe, Ziegen, Hühner, Haus.

Es kam ein Wissenschaftler, Jahre später, und wohnte einen Tag bei ihnen. Er sagte, der Berg ist unsicher. „Schaut den Felsblock an, der auf halber Höhe noch so weit raussteht.“ Seitdem nimmt Uma immer ihre Eltern im Monsun zu sich in die Stadt. Das sind drei Monate im Sommer.
——-
Vor der Hütte von Uma´s Eltern, 20 m weiter, liegt eine flachgetretene große Plastikflasche. Ich hebe sie beim Rückweg auf. Raju versteht es nicht. Er will sie 10 m weiter in einem Felseck verstecken. Ich protestiere. Utsab sagt: „Ich nehm sie. Ich werf sie später in den Bach.“ „Was?“, sag ich, „Warum?“ Er sagt, die Verwaltung klaubt sie wieder raus.

Daheim erklärt er es besser: Er warf die Flasche genau da aus dem Jeepfenster, wo ein Bach die Straße quert. Denn der Bach ist die Verwaltungsgrenze. Bis dahin gehen die Stadtarbeiter aus Okhaldhunga die Straße entlang und heben den Müll auf.
Es liegt ja viel herum, vor allem hellblaue Plastiktüten mit Erbrochenem. Die segeln aus dem Fenster, wenn es jemandem schlecht wird. Viele Nepalesen sind das Autofahren nicht gewöhnt.

Bild:
So windig, wie sie heute aussieht, war die Schule schon immer. Mehr Blechbaracke als Klassenzimmer.

Diese Kinder sollten wir in Tekanpur unterstützen, sagt Rektor Sita Dahal. Ein Junge – Samip – fehlt, weil er an diesem Tag nicht da ist. Sushil ist 12 Jahre alt, Mahendra 9, Avishek 10 und Keshav 8 Jahre.

10.

Uma´s Vater heißt Ganesh Karki und ihre Mutter Ram Kumari Karki. Er ist 87 Jahre alt und sie 80. Beide hatten keine Schule und lernten nur etwas von den anderen im Dorf. Aber das war nicht groß: nur vier kleine Häuser. Es gab keine Straßen in der Jugend des Vaters, nur Pfade. Die Eltern kamen auch nie weg.

Sie hatten eine arrangierte Ehe, sahen sich vorher nicht und es ging trotzdem gut. Ganesh bekam Land vom Vater, das aber vor 30 Jahren durch einen Erdrutsch zerstört wurde, dann durch ein Erdbeben im Jahr 2015.
Beide haben zwei Söhne und fünf Töchter.

Die Mutter ist das jüngste von sechs Geschwistern und kannte in ihrer Jugend nur Arbeit. Es war sehr, sehr hart. Ihr Traum war eine feste Stelle irgendwo, aber die gab es nicht.

Beide kennen keinen Fernseher oder Computer. Das Radio kam, als sie fast 60 waren. Musiker gibt es auch nicht im Umkreis. Man singt einfach im Wald, wenn man mit den Tieren unterwegs ist.
Die Mutter war nie krank, aber der Vater musste vor zwei Monaten nach Kathmandu ins Krankenhaus wegen Urin-Problemen. Seitdem nimmt er Tabletten.

Beide leben in einer Hütte mit zwei Zimmern. Eins davon dient als Küche, Wohn- und Schlafzimmer, nur 3 x 3 m groß. Ihr Bett ist ein Brett, etwa 1,30 m breit. Einen Ofen gibt es nicht, nur ein kleines Feuer in der Ecke.

Wenn die Mutter einmal sehr reich wäre, würde sie davon den Ärmsten geben. Und für einen Tempelbau spenden und sehr schöne Häuser bauen.
Die Mutter sagt: „Wenn wir den Armen helfen, sieht das Gott und gibt uns im Himmel Frieden.“

Der Vater gibt als Rat an die Jugend: „Wenn wir arbeiten und etwas Eigentum schaffen, hilft das unserer Zukunft.“ Und: „Alte und Junge sollten sich respektieren.“

Beide fühlen sich einsam im paradiesischen Grün um sich herum. Und sie wissen, wie hart ihr Überlebenskampf war. Wie unendlich mühsam, nach dem Erdrutsch wieder kleine Terrassen freizuhacken. Die zerstörte dann das Erdbeben. Ganesh Karki musste wieder von vorn anfangen – mit 78 Jahren.

Bild:
Normalerweise lachen beide immer. Aber beim Fotografieren ging es nicht.

PS: Korrektur: Bei meinem letzten Foto der Kinder in Tekanpur bedeuten alle Zahlen im Bildtext nicht die Schulklasse, sondern ihr Alter.

Shanta (sprich: Santa) schickte das Bild von dem Kalb mit dem Blumenkranz. Es bekam die Tagetes um, weil das Tihar-Fest war. Das Gesicht des Mannes im Hintergrund sagt alles über das harte Leben der Bauern.

Ang Diki (gerufen „Diku“) schickte die Bilder der wandernden Grasbüschel am Straßenrand und von der Ernte von Grünpflanzen mit der gezackten Sichel. Ich war so froh drum, weil es das überwiegende Nepal zeigt, das Land-Nepal. Das städtische Nepal vergisst dieses Land weit oben oder weit im Osten und Westen. Sogar ich im warmen Okhaldhunga (20 Grad im Oktober) fühlte mich wie in Italien und bekam nur eine herbe Rückerinnerung an meine früheren kühlen Aufenthalte in Angpang, 1000 Meter höher, wenn wir in die Gegend fuhren. Nur 30 km weiter. Aber eine andere Welt. Lehmböden, verrußte Einfach-Küchen, kein Laden, kein Obst. Oft Regen. Oft 12 Grad.

 

Lehrerin Uma Karki erzählt ihr Leben

Ich bat Uma Karki (rechts), die in der Nachfolge von Kul Dhoj alle unsere Spenden so gut an die Kinder weitergibt, einmal aus ihrem Leben zu erzählen.

„Ich wurde am 5. 11. 2040 (nach unserem Kalender 1993) in Okhaldhunga geboren. Mein Vater ist Ganesh Bahadur Karki und meine Mutter Pabitra Karki. Wir sind sieben Kinder.
Meine Eltern waren Bauern und ihre finanzielle Lage war sehr schwach.

Meine Schule begann, als ich fünf Jahre alt war. Als ich in der 5. Klasse war, hatte mein Vater nicht genug Geld, die Schulgebühr zu bezahlen und er wollte deshalb meine Ausbildung abbrechen. Aber meine Lehrer sagten ihm, dass seine Tochter die beste Schülerin ist. Ich selbst hatte ihn nicht zu überzeugen versucht, aber nach dem Lehrergespräch konnte ich bleiben.

Unser Haus stand auf einem flachen Berg. Eines Tages kam es nachts zu einem großen Erdrutsch. Mein Vater rettete die ganze Familie vor den Geröllmassen. Aber unser ganzes Land war verschwunden, wovon wir das Bisschen für unser Überleben geerntet hatten. Für einige Monate lebten wir in einem brüchigen Schulzimmer, in Milanchautara Dhuske.

Danach stand ich sehr vielen Familienproblemen gegenüber. Mein Lehrer gab mir ein ganz kleines Stipendium, aber es war nicht genug. Niemand unterstützte mich und meine Familie hatte eines Tages kein Papier. Aber ich musste meine Hausaufgaben machen. Mein Vater hatte kein Geld, Papier zu kaufen. Ich schrieb auf dem Deckel des Schulbuchs und gab es meinem Lehrer für die Korrektur.

In dieser schweren Zeit machte ich den SEE-Abschluss. Ich wollte Krankenschwester werden. Aber wegen unserer Familiensituation zerbrach dieser Traum. Dann begann ich, in die 11. Klasse zu gehen, in die Erziehungs-Richtung, mit einem Stipendium. Nach der 12. Klasse begann ich, in Maidane zu arbeiten anstatt die Bachelor-Klassen zu besuchen. Aber ein paar Monate später konnte ich doch den Bachelor-Weg gehen, gleichzeitig in Maidane unterrichten und nach drei Jahren den Bachelor abschließen.

Als ich 18 Jahre alt war, begann ich, in Maidane zu arbeiten. Nach zwei Jahren heiratete ich Raju Baniya. Ich schickte mein ganzes Gehalt heim zu meinem Vater. Er kaufte davon Essen, Kleidung und bezahlte für seine Rente ein.

Im Jahr 2063 (2006), am 20. April, wurde mein Sohn Utsab geboren. Ich nahm ihn mit nach Maidane und  arbeitete weiter. Wir lebten dort lange in einem gemieteten Zimmer, weil ich kein Haus hatte. Als Utsab drei Jahre alt war, gab ich ihn in die Lali Guransh English-School in Okhaldhunga, in den Kindergarten dort.

Als er sechs Jahre alt war, kaufte ich ein kleines Stück Land in Okhadhunga. Aber es war teuer. Ich bezahlte 15 Lakh dafür (ein Lakh ist 100 000 Rupi = heute etwa 700 Euro, damals mehr). Ich brauchte auch ein Haus, hatte aber nicht genug Geld und ging zur Bank für einen Kredit, um es fertig zu bauen. Insgesamt kostete das 70 Lakh. 30 konnte ich geben und 40 sind immer noch offen (in Nepal sind die Kreditzinsen extrem hoch, über 30 %) . Mein ganzes Gehalt und das meines Mannes (er ist auch Lehrer) fließen da hinein. Deshalb ist nicht genug Geld für Utsab´s Studium da. Ich denke immer, ich bin nicht in meinem Haus, sondern im Haus der Bank. Es ist nicht mein Haus, aber ich will es zu meinem machen. Aber meine finanzielle Lage ist sehr schwach.

Der  Feldweg nach Maidane ist immer gefährlich. Jedes Mal habe ich Angst vor Bären, Tigern und Leoparden. Wenn ich von Maidane nach Okhaldhunga will, nehme ich manchmal einen Kleinbus. Dafür muss ich 600 Rupi (4,30 Euro) bezahlen.

Als ich in Maidane zu unterrichten begann, wurde bald auch die 10. Klasse eingeführt (alle kleineren Schulen wie Angpang haben nur acht Klassen). Ich war Lehrerin für die Grundschul-Klassen, unterrichtete jetzt aber auch die 10., 11. und 12. Klassen: 16 Jahre lang die 12. Klassen sowie 10. Klassen, und fünf Jahre 10 + 2 ( = mit zwei praxisbezogenen Jahren, hier in Maidane in der sozialen Richtung). Aber ich bekam nur 1,5 Jahre lang das Gehalt der oberen Stufen. Ich unterrichtete 14,5 Jahre lang mit dem Grundschulgehalt.

Ich bin sehr glücklich, weil ihr mir jetzt die Aufgabe gegeben habt, mich um arme Schüler zu kümmern. Ich denke immer an meine Kindheit, wenn ich die KvN-Hilfe an die armen Kinder übergebe.

Ich liebe meinen Vater und meine Mutter sehr. Mein Vater ist jetzt 87 Jahre alt, meine Mutter ist 85 Jahre. Sie sind meine Inspiration. Ich respektiere meinen Vater und meine Mutter immer, weil ich meine jetzige Stellung durch einen Bauern erhalten habe.

Das ist meine Geschichte bis heute. Manchmal werde ich sehr traurig, wenn ich darüber nachdenke.“

Ein Abiturient in Angpang

Momentaufnahmen aus Angpang: Wie ein kleines nepalesisches Dorf mein Leben verändert hat
(von Philipp von Vultejus aus Hamburg)

Ein Bericht, unterteilt in kurze – aber für mich sehr besondere – Momente während meines zweimonatigen Aufenthalts in Angpang.

Dank meines täglichen Tagebuch-Schreibens kann ich viele Dinge festhalten. Jeder Tag ist voll von kleinen, aber sehr intensiven Momenten. An jedem Tag darf ich dazulernen. Jeder Tag ist auch voll von sehr lustigen Momenten.

Der Bericht von Marina, die auch schon hier unterrichtete,  hat das Leben in Angpang sehr genau und gut beschrieben. So war es also  zu erwarten – aber es fühlt sich extremer an, als ich dachte. Es ist einfach alles anders und neu. Mit einer großen Portion Neugier und Offenheit erlebe ich diese kleinen Momente mit viel Freude. Ob neue Wörter in Nepali, etwas über das nepalesische Schulsystem, das Kochen mit offenem Feuer und die Arbeit auf dem Feld,  Wäschewaschen, ein Leben ohne Kühlschrank, ein Plumpsklo und das tägliche Lehrer-Spielen – das sind alles Kleinigkeiten, und doch Dinge, über die man im Alltag im industrialisierten Deutschland nie nachdenkt.

Ein Kratzen und dann ein lautes „Kikeriki“ machen das Aufwachen von Anfang an sehr besonders: Die Hühner. Für mich als gerade Abiturient ist die ansonsten morgendliche Ruhe etwas Neues. Die Schule beginnt erst um 10 Uhr und durch das frühe Schlafengehen am Abend geht der Tag morgens auch schon zwischen 5.00 und 6.00 Uhr los. Weiterlesen „Ein Abiturient in Angpang“

Wanderung mit Kul zum Pikey (4067 m)

Eine Reise nach Angpang im Herbst 2019

Sechs Jahare vorher durften meine Frau und ich (Michael Studen) dieses faszinierende Land Nepal mit seinen wundervollen Menschen kennenlernen. Damals beschränkte sich unsere Reise auf Land, Menschen und Kultur, aber das war der Beginn einer wunderbaren Beziehung. Ich hatte das  starke Bedürfnis, mich hier mehr zu engagieren. Der Himalayakalender von „Kinder von Nepal“, den ich im gleichen Jahr zu Weihnachten geschenkt bekam, war dann der Anlass, dem Verein beizutreten.

Über die Jahre wurde meine Neugier zu Angpang, Kul, seiner Familie und den kleinen und großen Einwohnern von Angpang  immer größer, so dass ich mich zur Jahreswende 2018/19 dazu entschloss, nach Angpang zu reisen, um mir selbst ein Bild zu machen und mich inspirieren zu lassen.

Vorbereitung 

Anfang Oktober stehen die letzen Vorbereitungen  an (Reiseapotheke, Bekleidung, Gepäck, Mitbringsel aussuchen etc.) und die Spannung steigt. Kul schreibt mir, dass er mit seiner Trekkinggruppe aus Mustang zurück ist und auf mich in Kathmandu wartet, am Flughafen  – ein gutes Gefühl, wenn man diesen wuseligen Flughafen kennt.

Der Besitzer des nepalesischen Restaurants „Yak und Yeti“ im Münchner Westen, der selbst ein Nepali aus Chitwan ist, berichtet gerade, dass in den kommenden Tagen das Lichterfest Tihar landesweit in Nepal beginnt. Es ist ein Dank (auch Ernte- und Tieredank)-Fest, bei dem sehr gute Laune herrschen muss. Am 2. Tag, das ist dann der 26.10., ist „Kukur Tihar“; das Dogfestival zu Ehren der Hunde 🙂

Und dann ist es soweit: nach monatelanger Planung sitze ich am 24. Oktober um 16:55 Uhr im Flugzeug. In Kathmandu angekommen, halte ich kurz mein Blatt mit der Aufschrift “Kul” hoch und schon treffen sich unsere Blicke. Wir begrüßen uns landestypisch mit “Namaste” und besteigen ein Taxi. Er schenkt mir einen wunderschönen Tagetes-Blumenkranz. Kul ist sehr freundlich und wir unterhalten uns angeregt. Es ist gleich ein angenehmes Vertrautheitsgefühl vorhanden, obwohl wir uns zuvor noch nie begegnet sind.

Der Verkehr, der Lärm und der Staub sind gigantisch. Immer wieder hupt es von allen Seiten und auch noch so enge Straßen, die bei uns Einbahnstraße wären, werden beidseitig befahren. Es gleicht einem Wunder, dass nichts passiert.

Nach dem Check-in in einem kleinen, aber feinen Hotel machen wir noch eine kurze Lagebesprechung für die nächsten Tage.

Dann begleitet mich Kul noch zum nahen „Garden of Dreams“, der ein Kleinod der Stadt, eine Ruheoase sein soll. Die Besucheranzahl und der nach innen dringende Straßenlärm, der durch das stete Hupen und das Trillern des Polizisten untermauert wird, geben einen etwas anderen Eindruck. Obwohl der wunderschön angelegte Garten und seine Gebäude , die von Österreichern unterstützt wurden, sehr schön sind.

Leichtsinnigerweise hatte ich mich von Kul schon verabschiedet und so war ich auf dem Rückweg zum Hotel ziemlich schnell im Labyrinth des Viertels verloren. Im zweiten Anlauf, mit Glück und durch den freundlichen Hinweis einer Sicherheitskraft eines benachbarten Hotels bin ich dann doch noch heimgekommen. Danach gab es erstmal ein WhatsApp Telefonat in die Heimat und eine Siesta.

Nachdem ich morgen bereits um 4:30 Uhr abgeholt werde, gibt es nur noch ein Abendessen im Haus mit wunderbaren Momos und es heißt, früh zu Bett gehen.

Morgens um halb fünf…. – Der Weg ist das Ziel

Um halb fünf Uhr am kommenden Morgen werde ich von Kul in einem kleinen Taxi abgeholt und zu einem grösseren Jeep (geschätzt aus den 60zigern) gefahren, in dem auch Kuls jüngster Sohn Ashok, seine Tochter Kalpana, eine Cousine und ein weiterer Fahrgast zusteigen. So wenig Verkehr gibt es nur um diese Zeit. Es dauert dann aber in der Tat 10 Stunden, bis wir Angpang erreichen inkl. 4 Stopps. Frühstück mit spicy Curry um 8 Uhr, Dhal Bat um 11 Uhr. Auf z. T. unwegsamen Wegen mit herrlichen Ausblicken (an Schlafen ist nicht zu denken, dafür werden durch stete Ausgleichsbewegungen Po- und Beinmuskulatur super trainiert) geht es auf der letzten Strecke stetig bergan bis auf fast 3000 m und uns eröffnet sich urplötzlich nach Aufreissen der Wolkendecke ein traumhafter Blick auf die ersten Himalaya-Riesen. Und da ist auch er: der Mount Everest, dunkel am Horizont abgezeichnet und auch der Manaslu. Vergessen ist die lange Reise und das Ziel Angpang ist nicht mehr weit.

Erste Erkundungen und Akklimatisation

Ich habe relativ gut geschlafen, war 1 x wach und das zweite Mal beim (verfrühten) Krähen des Hof-Hahnes. Um 8 Uhr bekomme ich ein tolles, von Kul frisch zubereitetes, riesiges Müsli mit frischem Obst, inkl. rotem, nepalesischen Apfel. Dazu leckeren nepalesischen Kaffee, der dem arabischen Kaffee ähnelt, süss und mit viel Milch. Allgemein bekomme ich ständig etwas zu Essen oder zu Trinken angeboten, was total nett ist, aber einfach zu viel.

Kalpana führt mich dann über das Anwesen und ich lerne die Hoftiere (2 Büffel, Ziegen, Hühner inkl. Küken), das Ackerland, umgeben von der unbeschreiblich schönen Natur und den Bergen, einen nahegelegenen Hindutempel und die kleine Möbelfabrik (das macht Kul´s ältester Sohn Mekh) und die Webmanufaktur der Frauen (beide wegen der Festwoche des Lichterfests geschlossen) von außen kennen. Die Weberei ist ein Staatsprojekt zur Förderung der Einnahmen der Frauen. Immer wieder begegnen wir freundlichen Dorfbewohnern- ich sage mir: ich muss wenigstens ein bisschen Nepalesisch lernen. Und ein paar Worte und kleine Sätze gelingen nach einiger Zeit zu meiner Freude und der der Adressaten 😊.

Daheim bei Kul – zu Hause bei Freunden

Bei Kul zu Hause zu wohnen bedeutet Familienleben pur. Ich werde so herzlich von der gesamten Familie inklusive Kalu, Kuls Frau, empfangen und willkommen geheissen, wir sprechen Englisch mit der jüngeren, mit Händen und Füßen mit der älteren Generation. Trotzdem fühlt man sich verstanden und direkt wohl.

Das kleine Anwesen ist sehr schön und grosszügig angelegt und ich habe ein eigenes Zimmer mit Blick ins Tal. Die Toilette, ein Erdklo, liegt quer über den Hof und der Waschraum neben dran, allerdings keine Dusche und kein warmes Wasser: back to the roots. Im Zimmer gibt es auch keine Heizung und da es nachts sehr kalt wird, bekomme ich gleich 2 Decken. So lässt es sich aushalten.

Ich mache alleine einen kleinen Ausflug über Kuls Anwesen und bin fasziniert von der ländlichen Umgebung, der Schönheit der Natur und der Ruhe, die hier herrscht. Plötzlich und unerwartet habe ich das Gefühl, verfolgt zu werden. Als ich mich umdrehe, blickt die kleine siebenjährige Anusha mit großen strahlenden Augen zu mir auf. Fasziniert von meinem Fotoapparat, mit dem ich begeistert schon etliche Fotos geschossen habe, zeige ich ihr ein paar Bilder. Als sie einen Schmetterling auf meinem Foto entdeckt, ruft sie begeistert „Putali“, wieder ein neues Wort gelernt und eine kleine Freundin gewonnen. Anusha begleitet mich auf meinem weiteren Erkundungsgang und sie hat, wie auch ich, sichtlich Freude daran.

Der Tag neigt sich dem Ende zu und am Abend gibt es ein leckeres Abendessen, es gibt Dhal. Ich bekomme noch abgekochtes Wasser zum Trinken und Zähneputzen und ich falle dann um 22 Uhr erschöpft, aber glücklich ins Bett.

Das Tihar-Fest erreicht Angpang

Heute mache ich mit Kul einen Ausflug ins Dorf. Wir besuchen zunächst einen kleinen Hindutempel, der sich gerade im Wiederaufbau befindet. Er beherbergt einen heiligen Stein, zu dem mir Kul die Geschichte des eigensinnigen Kalbes erzählt, das immer wieder verschwunden ist, um letztlich hierher an diesen Ort zu kommen. In 2 Wochen soll mit einem Fest der Tempel wiedereröffnet werden. Es ist geplant, dass hier zukünftig auch Tierjunge zur Welt kommen sollen.

Der weitere Spaziergang führt uns zum Community-Haus, gleichbedeutend mit einem Gemeindehaus. Hier entstand vor nicht allzu langer Zeit die erste Privatbank Angpangs, eine Initiative von Kul. Sie hat begonnen, billige Kredite zu vergeben, die den Einwohnern helfen, Investitionen zu tätigen und Gewinne zu generieren, v.a. im landwirtschaftlichen Bereich. Eine tolle Initiative, die bereits jetzt Früchte trägt: Angpang ist schon heute ein wohlhabenderes Dorf im Distrikt Solokhumbu. Die Belegschaft und die Amtsträger lerne ich anschließend alle persönlich kennen.

Derweil werden vor dem Community-Haus die letzten Vorbereitungen für das Tihar-Fest getroffen, eine Puja, bei uns zu vergleichen mit einem (Ernte)Dankfest.

Am Spätnachmittag geht’s dann los. Kul und ich sind die letzten Gäste, uns werden Ehrenplätze zugewiesen und wir werden persönlich vom Moderator über Mikrophon mit freundlichen Worten und einem Begrüssungsschal willkommen geheissen. Jugendliche tanzen zu dröhnender Musik alte und neue Tänze. Zum Schluss werden dann alle aus dem Publikum aufgefordert mitzutanzen, auch ich. Es ist eine fröhliche Runde und es herrscht ausgelassene Stimmung, die noch lange andauert.

Am Abend und selbst in der Nacht um 3 Uhr kommen Jugendliche mit laut aufgedrehter Musik vors Haus und hören erst auf, wenn sie Geld bekommen. Erinnert ein bisschen an Halloween.

Ruhetag – Leben auf dem Lande

Ich verbringe den heutigen Tag mit den Kindern und Enkelkindern Kuls auf dem Hof mit Fussball spielen und nepalesischen Wurfspielen. Da immer noch Tihar-Fest ist, gibt es Ceel, ein aus Reis gepresster und gebackener Ring, der sehr lecker schmeckt.

Nebenbei werde ich noch Zeuge, wie Sudharsan von seinem Vater Mekh die Haare geschnitten bekommt. Dazu bekommt er einen Plastikumhang umgehängt und mit einem Haarschneider kann’s dann losgehen. Geht schnell und ist deutlich preisgünstiger als in Deutschland 😉.

Wie angenehm einfach die Dinge hier sein können. Das bemerkte ich bereits in der Früh, als beim Waschen das Wasser letzlich nur noch tröpfelte (der Nachbar hatte die Quelle gleichzeitig angezapft). Kurzerhand füllte Kul einen riesigen Behälter, der einen Wasserhahn an tiefster Stelle hat, mit Wasser auf und stellte ihn über Kopfhöhe und schon war das Problem gelöst. Das Wasser war selbstverständlich kalt.

Geht alles, man muss nur die richtige Einstellung dazu entwickeln- die Nepali leben es vor.

Kul erzählt stolz von der organischen bzw. chemiefreien Ernährung in Angpang. Angebaut werden hier vor allem Kartoffeln, Mais und Getreide. Allerdings kein Reis, dafür aber Kiwis 😊.

Tihar-Zeremonie Tag bei Kuls Familie

Der große Tag versetzt alle bereits seit gestern in Aufregung und die Spannung heute steigt. Ständig kommen Verwandte und bringen Essen, Blumengirlanden und -kränze aus „Marygold“. Kalu, Kuls Frau und seine Tochter Kalpana schneiden und kochen ohne Unterlass riesige Portionen Essen. Alle Frauen sind in sehr schöner und edler traditioneller Tracht gekleidet.

Start sollte um 10 Uhr sein. Nach Nepali-Time geht es dann um 12:30 Uhr los.

Das Tahir-Fest soll dem Wohlbefinden und dem Wohlstand dienen. Die eigentliche Zeremonie, die zunächst von Kalpana durchgeführt wird, findet im Aufenthaltsraum der Familie statt. Begonnen wird mit den Jüngsten bis hin zu den Ältesten. Letztere Zeremonie erfolgt durch Kuls Schwester. Unter Letztgenannten darf auch ich mich wähnen, was aussergewöhnlich und einzigartig ist, nicht nur für mich, sondern auch für die Nepali. Nachdem wir das jeweilige Alter geklärt haben, werde ich kurzerhand zu Kuls älterem Bruder erklärt. Trotz der Ehrfurcht, die ich für die Zeremonie empfinde, haben wir alle sehr viel Spass; ich fühle mich sehr geehrt und bin stolz, daran teilnehmen zu dürfen. Bunte Tikkas auf der Stirn, schöne farbenfrohe Schals und prächtige Blumenkränze zieren uns und sind ein unvergessliches Bild.

Dann gibt es das Festessen (Reis, Hühnchen, Dhal, Ceel, Obst, Kokosnuss und Süsses).

Der Tag klingt mit bester Stimmung und vielen Fotos aus.

Am nächsten Tag geht es dann auf Trekkingtour zum 4067 m hohen Pikey Peak als höchstem Punkt.

Pikey Peak Trekking Tour

Trekking Tag 1: Von Dhab Bazar nach Jhapre

Da Kalpane und Ashok am Samstag bereits zu Studium bzw. Arbeit zurück nach Kathmandu fahren und Kalu aufgrund eines Arzttermins mitnehmen, verabschieden wir uns traurig. Aber ich bin froh, neue Freunde gewonnen zu haben und es geht mit gepacktem Rucksack im Jeep nach Dhab Bazar. An diesem Aussichtspunkt hatte ich am Anreisetag bereits den tollen Himalaya-Blick.

Der Rucksack ist relativ schwer (mit ca. 15-18 kg schwerer als der von Kul) und wir wandern bei fast sommerlichen Temperaturen los. Nach einer Stunde gibt es die erste Stärkung mit Tee und Nudelsuppe, bevor es für die letzten 3 Stunden bei Sonne und drückender Last immer wieder bergauf zum ersten Etappenziel auf 2800 m in Jhapre geht. Ich hätte doch nicht eine fast komplette Medikamenten-Notfallausstattung mitnehmen sollen….

Jhapre ist toll gelegen. Die Menschen sind sehr nett, die Unterkunft ist einfach, aber zweckmäßig: kleine Holzhäuschen, gebaut aus Sperrholzplatten mit frischer Luft durch Fenster-, Tür- und Bodenritzen. Gott sei Dank gibt es 2 Decken und meine Wärmeflasche 😉.

Um 20 Uhr gehe ich nach einem leckeren Dhal ins Bett. Ab 0:00 Uhr ist die Nachtruhe vorbei, die Kälte zieht dann doch trotz zweier Decken, Wärmeflasche und Fleecejacke in den Schlafsack. Ich ziehe eine Skimütze auf und verbringe eine unruhige Nacht.

Es ist schon extrem, wie warm es tagsüber in der Sonne und entsprechend kalt nachts werden kann.

Trekking Tag 2: Von Jhapre nach Lhamuche

Um 6:30 Uhr stehe ich auf. Bevor wir losmachieren, schauen wir uns noch das kleine buddhistische Kloster nebenan an. Wir bekommen eine kleine Führung und sehen uns alles genau an. Vor allem die vielen bunt eingewickelten Schriftrollen faszinieren mich.

Dann geht es stetig bergauf, vorbei an riesigen Rhododendronbäumen und -büschen sowie unzähligen wunderschönen Wiesen mit Enzian bis auf letztlich 3200 m, wo uns Nima und die zehnjährige Nachbarstochter Angie empfangen. Es gibt Bratkartoffeln und Omlett, dazu einen Milchtee mit Ingwer; das tut nach der ganzen Anstrengung gut.

Der Tag klingt bei stürmischem Wind aus. Und so urig die Unterkunft auch ist – auch hier fegt der Wind durch zahlreiche Fugen. Aber nunmehr 3 Decken und 4 Lagen Ober- und 2 Unterbekleidung sowie meine Skimütze und meine Wärmeflasche lassen mich nicht frieren 😊.

Trekking Tag 3: von Lhamuche zum Pike Base Camp (PBC)

Um 7 Uhr gibt es Frühstück, das wir bei strahlendem Sonnenschein vor dem Haus einnehmen und um 7:45 Uhr brechen wir auf. Es geht durch dichte Rhododendronwälder vorbei an Stupas, Mani Walls und anderen Gebetsstätten, bei denen auch wir kleine Gaben aus der Natur hinterlassen, um die Götter für uns wohl zu stimmen.

Nach steilem Anstieg machen wir Rast inmitten einer Yauriherde- wunderschöne Tiere mit tollem Fell. Ein Jungtier ist ganz interessiert an meinem abgelegenen Rucksack und findet gar kein Ende mehr mit dem Beschnuppern; ein herrliches Bild.

Um 11 Uhr erreichen wir Pikey Base Camp auf 3650m Höhe. An einen Aufstieg auf den Pikey-Gipfel ist bei stark aufkommendem Nebel nicht mehr zu denken. Deshalb machen wir nach einem leckeren Essen mit gebratenem Reis nur noch eine kleine Akklimatisationstour bis auf ca. 3800m und kehren wieder zum Base Camp zurück. Dabei kommen wir an einer Baustelle vorbei, wo eine komfortable Lodge entstehen soll. Wir unterhalten uns mit den Arbeitern und bekommen wie selbstverständlich eine Tasse Tee.

Ja, und dann kommt es 1. anders und 2. als ich gedacht habe. Kul macht mir den Sonnenuntergang am Mt. Everest schmackhaft und ehe ich mich versehe, nehmen wir den Pikey-Gipfel um 16 Uhr in Angriff. Toll, ganz ohne Gepäck und nur mit Kamera und Stöcken ausgestattet, schaffen wir es tatsächlich in 45 min auf den Gipfel auf 4067 m Höhe. Der Mt Everest ist leider wolkenverhangen nicht zu sehen, dafür zeigen sich aber andere Gipfel wunderbar in voller Schönheit. 30 min dauert dann der Abstieg zum PBC, der allerdings aufgrund der Dämmerung  etwas schwieriger zu finden ist.

Zum Abendessen, zu dem sich weitere Deutsche gesellen, gibt es Dhal Bat und nachdem nur noch Nepalesen (inkl. mir, gehöre trotz Sprachbarriere auch schon irgendwie dazu) in der Küche sitzen, gibt es Livemusik vom angeheiterten Hausherrn, der seinen hausgemachten Alkohol verkostet hat; alle haben ihren Spaß und der Tag klingt langsam aus.

Trekking Tag 4: Vom PBC nach Solodudhkundu

Einmal Pikey und Mount Everest ist keinmal. Also machen wir uns um kurz nach 5 Uhr erneut zum Pikey-Gipfel auf, um diesmal den Sonnenaufgang im Himalaya und insbesondere am Mount Everest anzuschauen. Trotz Übermüdung lohnt sich der Aufstieg absolut. Wir beobachten mit noch zwei weiteren deutschen Zweiergruppen einen traumhaften Sonnenaufgang, der für ewig in Erinnerung bleiben wird – was für eine gewaltige und beeindruckende Szenerie! Was für ein Statement ist dieser majestätisch anmutende Mt. Everest!

Die Übermüdung und die 2 Aufstiege (der 2. dauerte nur ca. 40 min), muss ich auf dem weiteren Weg nach Solodudhkundu büßen. Meine Beine sind bei erneutem Rucksackgepäck schwer und mein Tempo langsam. Durch dichte, teilweise stark bemooste Wälder erreichen wir auf steinigem Auf und Ab unser Ziel, die traditionelle Peakey Yak Lodge auf ca. 3550 m, die einen sehr netten Eindruck macht. Wir bekommen köstliches lokales Essen serviert. Und Luxus pur: es gibt eine richtige (westliche) Toilette auf dem Gang im Haus!!

Der Ausblick auf die teils karge, teils herbstlich bewaldete Umgebung ist wunderschön. Und immer wieder diese Ruhe, herrlich. Fix und fertig für heute mache ich ein kleines Nickerchen im Sonnenschein.

Und am Abend habe ich zum ersten Mal Sherpa-Stew, eine leckere Gemüsesuppe mit Kartoffeln und selbstgemachten Nudeln und ein Tibet-Brot bzw -Fladen, den ich auch schon zum Frühstück hatte.

Trekking Tag 5: Von Solodudhkundu nach Junbesi

Die Bäuerin, die die Alm und Hütte derzeit allein bewirtschaftet, da ihr Mann seit Tagen eine entlaufene Kuh sucht, bereitet uns ein gutes Frühstück und dann geht es bei strahlend blauem Himmel um kurz vor acht Uhr weiter.

Zunächst steil bergan bis auf nochmal 3800 m Höhe, wo wir nach ca. 1,5 Stunden Rast auf der Pamu-Hochebene machen. In der Sonne liegend und in absoluter Stille präsentiert sich uns noch einmal das Himalaya-Gebirge, aber der Mt. Everest leider nicht, da in Wolken liegend; einfach fantastisch! Ein Bild, das sich bei mir tief eingegraben hat. Alle 10-15 min. können wir in der Ferne den Flugverkehr zwischen Kathmandu und Lhukla beobachten, wenn die Flugzeuge über den Lamjura-Pass fliegen.

Nach eineinhalbstündigem Marsch durch einen gemischten Eichenwald erreichen wir immer steil bergab über Geröll, Steinplatten- und -stufen sowie Waldboden das Dorf Taktor, das auf 2800 m liegt. Nach kurzer Stärkung mit Tee und Nudelsuppe marschieren wir zunächst bergauf und dann wieder bergab und nach zwei Stunden erreichen wir unser Tagesziel Junbesi auf ca. 2880 m Höhe, ein Dorf, welches von der Hillary-Stiftung unterstützt wird.

Wir beziehen eine idyllisch und heimelig gelegene Lodge mit wunderschönem Blumenmeer im Garten, die nicht nur eine Bäckerei hat (und leckere Zimtschnecken macht), sondern sogar eine Dusche und Zimmer mit eigenem WC – nach 5 Tagen Trekking Luxus pur.

Trekking Tag 6: Klosterbesuch nahe Junbesi

Ausgeruht nach angenehm langer Nacht und einem leckeren Müsli mit frischem Apfel und Tibet-Brot mit Marmelade und Honig, machen wir uns auf zu einem nahegelegenen Kloster. Über einen schönen Pfad und zuletzt einen Feldweg erreichen wir nach gemütlicher eineinhalbstündiger Wanderung die am Hang gelegenen Häuser.

Ein wunderbarer, friedlicher und inspirierender Ort. Ca. 150 Nonnen und Mönche leben hier verstreut über den Hang, inmitten von unzähligen Gebetsfahnen, die kreuz und quer aufgespannt sind. Im Zentrum befindet sich ein altes und ein neues Kloster. In Ersterem erleben wir eine Gebetszeremonie, in der v. a. Nonnen ihre Mantras sprechen. Die Stimmung lässt mich ehrfürchtig und besinnlich werden, obwohl ich kein Wort verstehe. Wir geben eine Geld-Opfergabe. Den Gebetsschal, den wir auch gespendet haben, erhalten wir von einem Mönch gesegnet zurück. Ausserdem bekommen wir einen Sundi, eine Art Gebetsband gesegnet um den Hals gehängt.

Nach einigen Ritualen unsererseits, in dem wir uns vor den Heiligtümern und Hoheiten verneigen, besuchen wir das alte Kloster, in dem es derzeit ruhig ist. Lediglich 3 Nonnen bereiten eine tibetische Medikation vor, die draussen rhythmisch mit einem Sprechgesang im Takt trocken geschüttelt wird.

Witzigerweise führt uns während unseres Besuches ein Bewohner Angpangs herum und gibt uns ebenso bereitwillig Auskunft wie die Mönche.

Nach Besichtigung der Grossküche (solche Pfannen und Töpfe habe ich noch nie gesehen), erhalten wir Tee und Gebäck und zum Schluss noch ein Lunchpaket. Wir sehen, wie Käse fertiggestellt wird, ebenso die Butterkerzen, die im Nebenraum Luft, Wände und Decken verräuchern.

Es ist unglaublich, welche Ruhe und Energie dieser Ort versprüht. Tief beeindruckt und beseelt treten wir den Rückweg an.

Nach einer leckeren und üppigen Nudelsuppe und einer warmen Zimtschnecke klingt der Ruhetag aus, bevor wir uns am Morgen wieder auf den Weg machen.

Trekking Tag 7: Von Junbesi nach Ringmu

Um kurz nach 8 Uhr setzen wir unseren Trek fort. Mit Gebetsschals verabschiedet, starten wir gemütlich und wandern stetig bergauf. Da es am Vortag heftig geregnet hat, ist der Untergrund recht schlüpfrig und die Last auf dem Rücken gestaltet den Anstieg auch nicht einfacher, zumal mein Magen heute ein wenig rebelliert; die gestrige Extra-Portion Chilli war wahrscheinlich doch ein wenig zu viel des Guten.

Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir durch wunderschöne Pinienwälder eine Hütte, von der man bei guter Sicht bis zum Mt. Everest sehen kann. Heute ist jedoch Fehlanzeige, da dichte Wolken die Sicht versperren und Regen ankündigen.

Wir stärken uns mit einem Tee und weiter geht´s. Zur Mittagszeit kehren wir auf dem Weg in einer alten Hütte bei Einheimischen ein, was in zweierlei Hinsicht eine gute Entscheidung ist: 1. haben wir Hunger und der Weg ist noch weit und 2. fängt es an zu regnen (glücklicherweise nur für die Dauer unserer Rast 😊).

Nach sechseinhalb Stunden erreichen wir unser letztes Ziel Ringmu. Die letzten 500m gehen steil bergauf, gekrönt von einer langen eisernen Hängebrücke; Indiana Jones lässt grüssen…. Auf dieser befestigen wir unsere Abschiedsschals, die gute Dienste auf unserem Weg geleistet haben. Nach hinduistischen Glauben soll das ein gutes Omen sein, da darunter ein heiliger Fluss strömt, gespeist aus einem heiligen See in Tibet.

Erschöpft nehme ich noch einen leckeren Ingwer-Lemon-Honig-Tee zu mir und mache erstmal eine Stunde Siesta. Wie üblich, wärmen wir uns am Ofen im Aufenthaltsraum auf, bevor ich auf Empfehlung von Kul eine nepalesische Pizza esse: „Die bekommst Du sonst nicht und morgen gibt’s von mir wieder ein selbst zubereitetes Dhal Bat.“ Diese Tomaten-Käse-Pizza war sehr lecker und total saftig; eine echte Alternative zur italienischen, sehr zu empfehlen!

Trekking Tag 8: Von Ringmu nach Angpang

Bei strahlend blauem Himmel machen wir uns vor dem Heimweg noch zu Fuss und ohne Gepäck (herrlich!) auf nach Tagsindula, einem Aussichtspunkt zwischen dem Solokhumbu-Tal in Richtung Khumbu-Tal. Von dort geniessen wir einen traumhaften Rundumblick vom Vorhimalaya-Gebirge bis zu den Himalaya-Riesen. Etwas davon entfernt steht ein Krematorium und eine neu errichtete, sehr schöne Stupa.

Nach unserer Rückkehr in die Lodge nehmen wir Abschied von zwei liebgewonnenen Haus- und Hoftieren – einer Katze, die es sich schon während meines Frühstücks auf meinem Schoß bequem gemacht hatte, und einer süssen jungen Mischlingshündin, die sehr anhänglich und verspielt ist.

Vorsorglich für 9 Uhr hatte Kul einen Jeep bestellt, der aber erst um 11:45 Uhr Nepali-Zeit eintrifft. Macht nichts, derweil beschäftigen wir uns mit der niedlichen Hauskatze und dem drolligen Hund des Nachbarn.

Mit dem Jeep geht es dann in Richtung Phablu, der Regierungsstadt des Distrikts. Auf unwegsamem Untergrund und sehr holprig führt unser Weg aber zunächst zum Chewang- Kloster. Das Kloster wird gerade renoviert, aber wir werden nach dem Mittagessen des Lamas,- er ist eine Reinkarnation jenes alten Mönches, der der Vater der jungen, sechsjährigen Lama-Reinkarnation von Junbesi ist -, empfangen. Letzteren hatten wir leider verpasst, da er schon nach Kathmandu weitergezogen ist.

Es ist schon unbeschreiblich, wie uns dieser hochgebildete, liebenswerte und gutmütige Mann empfängt und seinen Segen ausspricht (alles in perfektem Englisch, auch die Frage, ob man Deutscher und auf einem Trek ist). Beeindruckend und mir fehlen die Worte.

Beeindruckt und erneut beseelt fahren wir weiter nach Phablu (eine schon deutlich grössere Stadt mit Flughafen!), wo ich zum ersten Mal Wasserbüffel- Momos esse, lecker😋. Merke ich mir gleich für meine Rückkehr ins „Yak und Yeti“ in München 😉

Nach einer weiteren Stunde sind wir wieder in Angpang. Es ist ein Stück weit wie heimkommen: alles ist vertraut, die Verwandtschaft und Nachbarn grüssen freundlich und auch die Kinder freuen sich, dass wir wieder zurück sind. Ich lerne auch schon ein paar Lehrer der Schule kennen, die allesamt ebenfalls sehr nett und interessiert sind. Nur Kalu und die Kinder sind leider nicht da, weil in Kathmandu. Das stimmt auch Kul traurig.

Meine Vorfreude auf den Schulbesuch morgen steigt😊.

Zum Abendessen bereitet Kul ein herzliches Dhal Bat zu. Voller schöner und eindrucksvoller Eindrücke geht es dann ins Bett.

Schulbesuch bei den Kindern von Angpang

Nach relativ langer und geruhsamer Nacht, gehen wir nach dem Frühstück zur Schule von Angpang. Ich bin überwältigt und beschämt zugleich, als sich 112 Kinder aus 8 Klassen für uns in Reih und Glied aufstellen und uns klatschend begrüssen, immer wieder angetrieben von ihren Lehrern. Doch das ist erst der Anfang. Daraufhin kommt ein Schüler nach dem anderen nach vorne und überreicht Kul und mir mit einem „Namaste“ einen Blumenkranz aus Marygoldblüten, die Kleinen auch einzelne Blüten und Schals. Es sind so viele, dass ich teilweise gar nichts mehr sehen kann und die Blumenkränze mir immer wieder abgenommen werden müssen. 122 mal erwidere ich das „Namaste“ und bedanke mich mit einem „Dhanyabad“ und bekomme ein strahlendes Lächeln; Gänsehaut pur. Daraufhin überreiche ich jedem einzelnen Schüler, die sich wieder in Reih und Glied aufgestellt haben, meine mitgebrachten Süßigkeiten, die Kul aufgrund der großen Anzahl der Schüler aufgefüllt hat. Auch das Lehrerkollegium geht nicht leer aus.

Nachdem der Schulhof sich wieder geleert hat, besuchen wir die einzelnen Klassen. In der 8. Klasse bekomme ich von einem Jungen einen zu einem Vogel zusammengefalteten Geldschein, den ich beschämt annehme, dann aber dem Schulleiter als kleine Spende weitergebe.

Wir sitzen noch eine ganze Zeit mit dem Kollegium zusammen im Lehrerzimmer, bestehend aus 12 Lehrern und Lehrerinnen, wovon 7 von unserem Verein bezahlt werden. Überhaupt ist der gesamte Gebäudekomplex inkl. Schulklassen wahnsinnig beeindruckend und es ist faszinierend zu sehen, was Kul hier beim Bau geleistet hat. Nach gegenseitiger Vorstellung interessiert mich, warum sie Lehrer geworden sind und was ihre Zukunftswünsche sind. Die Antworten reichen von Passion, Berufung bis zu purem Einkommen und Sicherung der Existenz. Ich blicke hierbei in strahlende, aber auch ernste und besorgte Gesichter. Jeder möchte hier auf seine Weise persönlich weiterkommen.

Eine bewegende Begegnung mit den Kindern und Lehrern in der Schule von Angpang.

Nach dem Schulbesuch machen wir noch einen Abstecher zur kleinen Möbelfabrik des Dorfes, wo auf Bestellung Möbel angefertigt werden. Mekh lernte dieses Handwerk in seiner Zeit in den Emiraten. Tolle Arbeit und prima, dass es diese Arbeit gibt und damit Einkünfte beschert. Im Showroom darf ich mich dann von der Qualität der Möbel inklusive Probesitzen überzeugen.

Am Spätnachmittag besuche ich noch die Gesundheitsstation, die von einem Lehrer 24 Stunden/Tag betreut wird (exklusive Schulzeit von 10-16 Uhr und Freizeit). Er ist in seiner Heimatstadt für 2 Jahre zum Ersthelfer ausgebildet worden und hat offenbar gute Grundkenntnisse in der medizinischen Erstversorgung. Auf dem Weg nach Hause schaue ich noch kurz in die Weberei, die eine weitere gute Einnahmequelle bietet. Ich bin beeindruckt von den Räumlichkeiten und den Ergebnissen der Produktion.

Zum Abendessen gibt es ein letztes Mal Kuls selbst zubereitetes, leckeres Dhal Bat, bevor es früh ins Bett geht. Morgen heisst es um 5 Uhr aufstehen.

Abschied von Angpang und Rückfahrt nach Kathmandu

Um 4:30 Uhr stehe ich auf, der Jeep soll uns um 6 Uhr Nepali-Zeit abholen, d.h. er kommt um 6:45 Uhr und damit ist er noch recht pünktlich. Ich werde sowohl am Haus von Kul von den Verwandten als auch am Treffpunkt des Jeeps von Einheimischen herzlich und mit schönen Schals verabschiedet.

Schade, dass die Zeit vorüber ist….

Es folgen mehrere Stopps an den üblichen Kontrollstationen und es geht teils holprig, teils auf mehr oder weniger ausgebauter Strasse gen Kathmandu.

Unterwegs opfern wir an einem geheimen, heiligen Ort unsere Sundis von der Reise und es überkommt mich ein Ansturm von Erinnerungen von meiner unbeschreiblich schönen und beeindruckenden Reise nach Angpang.

Wir machen 3 x Rast zur Stärkung und zum Vertreten der Beine. An einer Stelle liegt ein lebloser Leopard am Strassenrand: abgestürzt, vergiftet?

Bereits in den Vororten ist der Verkehr der Wahnsinn, immer wieder Stopps und kuriose Szenen. Einmal steigt ein fröhlicher Fahrer sogar aus und rangiert das Fahrzeug eines Fahranfängers von einer Brücke, sodass der Verkehr wieder fliesst; unfassbar, real und effektiv. Tiere wie Hunde und selbst Kühe beobachten das Chaos in aller Seelenruhe mitten auf den Straßen.

Nach insgesamt 11,5 Stunden und nochmaligem Fahrzeugwechsel (Jeeps dürfen nicht überall in die Stadt) erreiche ich mein Hotel. Eine Fata Morgana, die zur Realität wird: nach 17 Tagen ein weiches Bett, eine eigene Toilette und warme Dusche, die ich sofort in Beschlag nehme. Danach noch ein kleines Abendessen und ab ins Bett, herrlich😊.

Teil 2 der Rückreise

Nach erholsamer Nacht und Frühstück werde ich von Kul um 9 Uhr abgeholt und wir fahren zum Shopping nach Thamel. Thomas vom Verein hatte mir bereits eine Einkaufsliste gegeben😉. Wir schlendern durch relativ ruhige Strassen (es ist Samstag und damit Feiertag), die hauptsächlich von Touristen besucht werden, und erledigen erfolgreich unsere Einkäufe. Ich bewundere noch die vielen schönen Stupas und wunderschönen Häuser mit ihren brillanten Holzschnitzereien.

Ein letztes Mal nehmen wir beide gemeinsam unser Mittagessen auf einer schönen Dachterrasse eines Cafés ein.

Schon komisch, dass ich in 24 Stunden wieder in einer ganz anderen Welt sein werde. Ich freue mich schon sehr auf meine Frau, die Kinder, Mutter und Hund. Die 18 Tage haben mich mit Kul sehr zusammengeschweißt und man kann sagen, dass wir Freunde geworden sind.

Zum Abschied überreicht er mir noch einen sehr schönen Schal (in rot-weiß , ob er sich daran erinnert hat, dass ich ein roter (FC Bayern und FC Liverpool) Fan bin?😉). Nach herzlichem Abschied geht es weiter mit der üblichen Prozedur im Flughafen: Check-in, Security Check, Pass- und Bordkarten-Kontrolle, Warteraum und dann ist Boarding.

Rückflug nach München

Nach zweimal ca. 5,5 Stunden Flug mit 2,5 Stunden Aufenthalt in Doha, lande ich überpünktlich und 20 min vor der geplanten Zeit in München. Die Flüge inklusive der Wartezeit in Doha habe ich fast komplett verschlafen. An der S-Bahnhaltestelle empfangen mich meine Frau und unser Hund und es gibt beim Frühstück erstmal jede Menge zu erzählen.

Der Rest des Tages verläuft wie in Trance und ich falle am Abend hundemüde, voller Bilder und Erinnerungen ins Bett.

Resümee

Eine wunderbare Reise in eine ganz andere Welt ging zu Ende. Die unfassbare Weite und Stille des Vorhimalaya werden mir in Erinnerung bleiben, genauso wie die Schönheit der Natur und der Himalaya-Riesen, allen voran der majestätisch anmutende Mt. Everest; meine Kindheitsträume davon lebten intensiv auf.

Aber etwas anderes wird mich noch lange bewegen: Auch wenn der Fortschritt in Nepal Gott sei Dank weiter vorangeht, so gibt es dennoch v. a. auf dem Land einen grossen Reichtum an Tradition und menschlicher Werte. Ich werde die vielen strahlenden Gesichter und die Gastfreundschaft von Kul, seiner Familie, den Mitbewohnern Angpangs und in Nepal nicht vergessen und werde weiter mit ihnen verbunden bleiben.

Ich kann jeden, der diese Erfahrungen erleben und spüren möchte, ermuntern, sich auf den Weg nach Angpang zu machen: Ihr werdet mit offenen Armen empfangen und kommt reich an Erfahrung und – noch schöner -, an neu gewonnenen Freundschaften zurück.

Zum anderen hat mich während meines Aufenthaltes insbesondere beeindruckt, dass heutzutage noch Menschen anzutreffen sind, v.a. fremde Menschen, die einem nicht nur mit authentischer Freundlichkeit gegenüber treten, sondern auch mit Wertschätzung und echtem Interesse. Eine wunderbare Erfahrung, die m. E. speziell in Deutschland häufig schon abhanden gekommen ist.

Etwas, was uns noch abhanden gekommen ist (war es jemals existent?), ist Bescheidenheit und Dankbarkeit. Wir leben in der westlichen Welt nicht nur im puren Luxus und Überfluss und sind uns darüber hinaus noch nicht einmal dessen bewusst. Gerade meine Reise nach Nepal hat dies im täglichen Leben massiv verdeutlicht.

Ich blicke zufrieden und glücklich und mit einem Lächeln auf diese schöne Zeit zurück und hoffe, immer wieder Momente davon in dem hektischen Alltagstrubel unserer westlichen Welt abrufen zu können.

Und wieder lächle ich😊

Dr. Michael Studen

Eine Hamburgerin erlebt Angpang

Mai 2019, Nepal, Anpang (2500 m hoch gelegen) von Marina Sandmeier

Namaste!

Mein Augenarzt Dr. Kaupke hat hier in Hamburg eine Stiftung gegründet (H.I.T. Stiftung gGmbH) und bildet fachfremde Reisende aus, die bereit sind, in Schwellenländern mit Schulkindern Sehtests zu machen. Die Stiftung bezahlt und schickt Brillen dorthin, wo Schulkinder sie brauchen. Er selbst opfert auch seinen Urlaub für diese Tests. An einer dieser Ausbildungen nahm ich teil und beschloss, die Schüler an “unserer” Schule in Angpang zu testen. Einen Koffer mit einem teuren und hochkomplizierten Augenscanner zum Screening und stapelweise Testunterlagen bekomme ich mit und muss mich bei meinem eigenen Gepäck dann sehr beschränken.

Ankunft in Kathmandu: heiß und furchtbar staubig ist es hier; grausam chaotischer, permanent hupender Autoverkehr, überall liegt Müll herum und wilde Hunde und Kühe wühlen darin herum. Eine Müllabfuhr gibt es  immer noch nicht. Auch eine tote Kuh sehe ich am Straßenrand liegen. Kathmandu ist jetzt vor dem Monsun noch staubiger als es bei meinen vorherigen Aufenthalten vor sechs bzw. vor dreizehn Jahren hier im Oktober war. […]

Angpang und Corona

Kul Dhoj blickt auf die von ihm gegründete Schule.

 

In Angpang unterhalb vom Mount Everest begann die Hilfe von „Kinder von Nepal“. Auch dieses Dorf auf 2450 m Höhe erlebte mit, wie das Virus das Leben verändert. Der  „Bürgermeister“ Kul Dhoj – er ist der Motor der Entwicklung; einen eigentlichen Bürgermeister gibt es nicht – blickt zurück auf das Jahr:

„Unter den jungen Leuten waren all jene außerhalb, die Zimmerleute oder Maurer sind. Aber unglücklicherweise verloren sie durch das Virus ihre Arbeit und mussten heimkehren. Auch jene jungen Leute, die in Norwegen arbeiten, verloren ihre Anstellung.

Bei jedem lief  das Leben jetzt sehr langsam. Denn der Lockdown löste einen großen Druck aus. Es war sehr schwer, all das zu bekommen, was in einem Haushalt nötig ist oder was man täglich braucht. Jeder hatte so viel Angst vor dem Virus. Jeder war am Anfang so besorgt. Aber immer noch sind wir hier sehr sicher. Doch es fehlen die Jobs. Keiner hat ein Einkommen. Ein Vorteil war immerhin, dass es die Familien wieder genießen konnten, zusammen zu kommen. Normalerweise arbeiten ja alle Jugendlichen weit weg.

Viele junge Leute kamen zurück von Gurkha, von Namche Bazar und Pokhara, als sie ihre Arbeit verloren. Und ihre Gemeinden zwangen sie für zwei Wochen in Quarantäne. Genauso erging es jenen, die von Kathmandu herkamen.

Dann litten viele plötzlich unter einer Erkältung oder einem Fieber, das es früher einmal im Dorf gegeben hatte. Sie hatten sehr hohe Temperatur und schliefen einen Monat lang. Einige starben daran. Sie dachten, sie hätten Corona. Erst langsam kamen alle wieder zu Zeremonien zusammen. Ab der zweiten Novemberwoche bis zum Beginn des Dezember gab es sogar drei Hochzeiten.

Das Virus verursachte Leid für jeden rund ums Dorf. Arme Familien hingen vom Verdienst ihrer Jungen ab oder vom Lohn des Ehemannes. Und die Anpflanzungen waren nicht bereit für die Ernte. Sogar reiche Familien hatten seit dem Lockdown Probleme. Sie konnten sich keine Vorräte holen. Die Regierung verbot es, selbst zu laufen oder zu fahren.  Wenn jemand krank wurde, brauchte er von der Distriktverwaltung eine Genehmigung oder eine Gesundheitsanalyse oder einen Brief vom Hospital.

Nach drei Monaten des Lockdown kam der Nahrungsmangel. Ich informierte „Kinder von Nepal“ und bildete mit meinen Freunden, die ein gutes Einkommen haben, eine Cooperation. KvN schickte 4000 Euro und wir brachten etwa 10 000 zusammen.

Ich fragte die Verwaltung im Distriktzentrum Salleri, als all das Geld beisammen war, ob ich eine Erlaubnis zum Verteilen bekomme. Danach bat ich die Reishändler, für Angpang große Mengen bereit zu stellen. 985 Säcke a 30 kg wurden verteilt, an alle Familien im Dorf-Verbund, nicht nur in meiner Gemeinde. Diese Spende löste für zwei Wochen die Probleme. Danach konnte jeder selbst Weizen und Himalya-Hirse und Kartoffeln ernten. So war diese kleine Reisspende sehr wertvoll.

Die Folgen des Virus waren nicht nur schlimm für die Zimmerleute und Maurer, weil sie ihre Arbeit verloren, sondern auch für jene Familien, deren Väter vom Trekking abhängen oder die in Kathmandu leben. Der Lockdown begann ja in der Hauptwandersaison im Frühling. Alle Bergführer mussten jetzt in ihre Dörfer und standen da: Sie waren nicht mehr gewöhnt, als Bauern zu arbeiten. So saßen sie in der Falle. Ihre Eltern oder Verwandten halfen ihnen sehr, zu überleben. Inzwischen begannen sie auch mit der Landwirtschaft.“

 

Kul Dhoj schließt einen Blick auf das Geschehen im Dorf an. „In Angpang gibt es 84 Familien. Fünf von ihnen hatten Geburten: Es waren vier Mädchen und ein Junge.

Ende 2020 erlitt ein Mann einen plötzlichen Tod, nur 53 Jahre alt. Ihm ging es den ganzen Tag lang gut, aber am Abend musste er sich übergeben.  Seine Söhne und die Nachbarn brachten ihn sofort zum Krankenhaus, aber es war zu spät. Am Tor zum Krankenhaus verschied er. Im Lockdown ist es sehr schwer, Medikamente zu bekommen und zu einem Krankenhaus zu gehen.

Das Jahr war nicht schlecht, wenn man die Entwicklung der Gemeinde betrachtet. Aber ein Projekt wurde von einem Erdrutsch vernichtet: Die Jungs wollten ein Volleyballfeld haben und eine Gemeindehalle für Hochzeiten und für Todeszeremonien. Aber die Mauern waren so schwer und der Boden nicht stark genug. Und wir hatten viel Regen. So kam es zu dem Erdrutsch.

Auch ebneten wir einen Feldweg durch das Dorf und einen, der zur Schule führt. Das ist besonders gut für Kranke, die zum Hospital  müssen. Und man bekommt schnell vom Markt alles Nötige für seinen Haushalt.

Wir bekamen auch einen Tempel für eine Göttin – keinen reinen Naturplatz-Tempel, sondern ein Paar von Felsen steht unter einem großen Holzgerüst. Der Tempel wurde letztes Jahr gebaut, aber ohne Tor. Deshalb gab jetzt eine Familie das Geld dafür, für das notwendige Material, und es wurde alles fertig, bevor das große Tempelfest kam. Insgesamt war es gut, um die jungen Leute anzustellen. Das verhalf ihnen wirklich zu einem kleinen Einkommen.

Es gab zwei überraschende Unfälle – zwei Zimmerleute wurden dabei verletzt. Einer passierte bei einem Hausbau, und einer beim Bau des neuen Schultrakts. Der erste stürzte ab und brach sich ein Bein. Der zweite rutschte von einer Leiter. Er brach seinen Arm.  Beide mussten nach Kathmandu zur Behandlung.

Abgesehen davon bekam ein Junge Krebs und musste nach Kathmandu. Er blieb zwei Monate da, aber er erholte sich nicht. Er kam zurück. Der Doktor riet, dass er jedes Essen bekommen sollte, das er sich wünscht. Im Dezember fuhr er wieder nach Kathmandu und bekam andere Medikamente. Jetzt hörte der Schmerz in der Wunde auf und wir hoffen, er wird wieder gesund.“

Unsere Corona-Hilfe in Nepal I

Unsere Corona-Hilfe in Nepal I

Sunita Silval und Saurav Karna leben in Pegnitz, nach ihrem Studium der Elektronik in Thüringen. Sie arbeiten als Ingenieure in Auerbach und Nürnberg. Ende Februar flogen sie nachhause, um in Nepal zu heiraten. Durch die Virusepidemie gelang es ihnen aber nicht mehr, zurück zu kommen. Nach dem ersten Teil der Hochzeit in Pokhara fuhren sie zu Sauravs Eltern nach Lumbini an der indischen Grenze. Dort sind sie jetzt in der Ausgangsperre. Diese Sperre trifft Arme und Alleinerziehende hart, weil sie nicht mehr heraus dürfen zum Arbeiten. Sie hungern. Sunita entwickelte deshalb  mit Sauravs Familie eine Lebensmittel-Hilfe. Bisher gingen 100 Pakete mit je 15 Kilogramm Reis, Linsen, Mehl, Salz, Sojabohnen und Öl an diese Menschen.

Diese Tragetaschen packte die ganze Familie für die Bedürftigen. Es waren auch zehn Studenten darunter, die wegen der geschlossenen Banken kein Geld mehr von zuhause bekommen können.

Sunita: „Ich hab nicht gewusst, dass 15 Euro so eine große Chance für andere Menschen ausmachen. Es macht den Hunger weg für 5 Tage für eine Familie. Ich danke Gott, dass er mir so ein gutes Leben gegeben hat.“

Wenn Sie für diese Aktion spenden möchten: „Kinder von Nepal“,
DE20 7735 0110 0038 0660 07 bei der Sparkasse Bayreuth, Stichwort: Soforthilfe.

Sunita und Saurav bei ihrer Hochzeit

Unsere Corona-Hilfe in Nepal II

Unsere Corona-Hilfe in Nepal II


Saurav sortiert die Lebensmittel für das Weitergeben. Sunita wuchs in Pokhara in schweren Verhältnissen auf, sah aber immer Kinder in den Straßen, die noch ärmer waren als sie. Ihnen zu helfen, wenn sie einmal groß ist, das war  ihr Wunsch. Jetzt erfüllt sich etwas davon.

Sunita schreibt dazu Ende Mai: „Vor mehr als zwei Monaten begann in Nepal die Ausgangssperre wegen der Corona-Pandemie. Die Tempeltüren sind immer noch zu, in den Flughäfen herrscht geisterhafte Stille, die Straßen sind leer und die Geschäfte geschlossen. Die Leute stecken immer noch in ihren Häusern fest. Das ist die neue Normalität. Während sich die Weißer-Kragen-Menschen irgendwie erhalten können, sind die Blauer-Kragen-Menschen von dieser Pandemie am Härtesten betroffen. Die Blauer-Kragen-Menschen sind die Tagelöhner, die ihr Geld verdienen und am gleichen Tag wieder ausgeben. Weiterlesen „Unsere Corona-Hilfe in Nepal II“